Kapitel 50: Du siehst gut aus

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"Aua" Schmerzverzerrt verzog ich meine Augenbrauen, doch Sandra glättete sie wieder unsanft mit ihrer Hand.

"Halt still, dann ist es schneller vorbei" Und schon riss sie wieder mit der Pinzette ein Härchen aus meiner Augenbraue. 

"Warum hab ich mich nochmal dazu überreden lassen?" 

"Weil du deiner Mutter an ihrem Hochzeitstag einen Gefallen tun möchtest und deine Augenbrauen schon viel zu lange vernachlässigt hast"

"Na vielen Dank aber auch" Neben mir hörte ich Daria kichern. Auch sie musste eine Zupf-Aktion über sich ergehen lassen, die sie jedoch mit Bravour gemeistert hatte. Ich hatte die Beiden gefragt ob wir uns nicht zusammen bei mir für die Hochzeit fertig machen können. Louis und Cole waren in einem Hotel, weil der Bräutigam die Braut ja nicht sehen sollte und Cole hat ihn begleitet. Mum war bei einer Freundin, die ihre Trauzeugin sein sollte und praktischerweise auch Kosmetikerin ist. Also hatten wir das Haus für uns alleine. Daria schlüpfte in ihr Kleid, dass wir zusammen gekauft hatten und überlegte welchen Schmuck sie dazu anziehen sollte.

"Silberner Schmuck passt besser zu deinem Kleid", meinte Sandra als sie endlich von mir abgelassen hatte. Auch wir beide schlüpften in unsere Kleider und legten Schmuck an. Sandra hat sich bereit erklärt uns beim Make-Up und Frisuren zu helfen, wofür ich ihr sehr dankbar war. Ich schminkte mich auch sonst nie also würde das, ohne Sandra, in einem absoluten Desaster enden und dessen wurde ich mir immer sicherer als ich sah, welche Ausrüstung sie da auspackte. Auch war es ein komisches Gefühl von jemand anderem geschminkt zu werden, vor allem, weil ich es eigentlich hasste, wenn jemand in meinem Gesicht rumfummelt. Trotzdem ließ ich das alles über mich ergehen und erlaubte sogar, dass sie meine Haare zu einer Hochsteckfrisur drapierte obwohl ich es lieber hatte wenn meine Haare offen waren. Daria und sie selbst hatten auch ähnliche Frisuren. Als wir fertig waren, schrieb ich Cole, dass er uns abholen konnte, wie abgemacht. So langsam begann ich nervös zu werden. Ich hatte mir vor einigen Tagen erst selbst klar gemacht, dass ich Cole wahrscheinlich mehr mochte als nur unter Geschwistern und jetzt stand die Hochzeit unserer Eltern an. Ich bekam in meinem Leben auch gar nichts auf die Reihe. Zwei Arme legten sich auf meine Schultern und ich fand mich in einer Gruppenumarmung wieder.

"Hey, das wird schon. Das ist nicht das Ende der Welt", murmelte Daria und beide drückten mich noch fester an sich. Beiden hatte ich natürlich schon von meinen Gefühlen erzählt und sie verstanden mich. 

"Danke, dass ihr heute da seid", flüsterte ich und ich war schon den Tränen nahe.

"Vergiss es, Elizabeth. Jetzt wird noch nicht geheult" Wieder lächelte ich und fing die Tasche auf, die Sandra mir rüberschmiss. Sandra zuliebe trug ich hohe Schuhe, doch ich hatte flache eingepackt, da ich jetzt schon wusste, dass ich darin nicht lange überleben werde. Von unten hörte man Cole bereits rufen also machte wir uns auf den Weg.

"Hey Mädels. Ihr seht gut aus", meinte er beiläufig als er uns die Tür zur Garage aufhielt, dabei musterte er mich. Ich schluckte. Er sah gut aus. Sein Anzug saß ihm wie maßgeschneidert, was er wahrscheinlich auch war. Er trug sogar eine Krawatte in der Farbe meines Kleides. Außerdem hatte er sich rasiert.

"Und du erst. Also wenn Trason sich auch so rausgeputzt wie du, werden wir wohl nicht sehr lange auf der Party bleiben", durchbrach Sandra diese merkwürdige Stimmung zwischen uns. 

"Verschon uns bitte mit Details", meinte Cole bloß und Daria verzog angewidert das Gesicht. Dafür war ich meinen Freundinnen dankbar. Sie wussten irgendwie immer was zu sagen war. Ich folgte den beiden in unsere Garage und spürte dabei seine Präsenz hinter mir.

"Ich meinte das vorhin ernst, Liz. Du siehst gut aus" Ich drehte mich kurz zu ihm um und lächelte leicht.

"Und ist das etwas Mascara?" Ich verdrehte die Augen aber grinste dabei.

"Ist das ein rasiertes Gesicht?", konterte ich.

"Genieß es. Es kommt selten genug vor", meinte er und wir stiegen in den Wagen mit dem er uns zur Kirche bringen würde. Auf der Fahrt dorthin war es ruhig, jeder hing seinen Gedanken nach. Trason und Nash standen schon am Eingang und warteten auf ihre Begleitung. Auch sie sahen wirklich gut aus, doch ich glaubte, dass Männer in Anzügen immer noch ein wenig besser aussahen. Daria und Sandra gingen also zu ihren Freunden während ich mich bei Cole einharkte. Anders als unsere Freunde, saßen wir in der ersten Reihe, da wir die Kinder des Brautpaares waren. Bevor wir uns setzten begrüßte ich einige aus meiner Familie. Sogar meine Großmutter väterlicherseits war gekommen, was mich schon etwas rührte. Sie meinte jedoch sie käme nur zur kirchlichen Trauung, sie wäre zu alt für das ganze Gefeier. Louis stand bereits am Alter und wirkte wirklich nervös. Eigentlich müsste man meinen er müsse weniger nervös sein, immerhin hatte er schon einmal geheiratet doch scheinbar war das nicht der Fall. Sein Trauzeuge, der mir absolut unbekannt war, stupste ihn immer wieder an und flüsterte ihm etwas ins Ohr, wahrscheinlich um ihn zu beruhigen. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass Mum bereits fünf Minuten zu spät war und ich verdrehte die Augen. Ich fand diesen Brauch, dass die Braut zu spät kommen musste, sowas von unnötig. Cole schien das wohl auch so zu sehen, denn der hatte das Liederblatt schon dreimal gelesen und wusste nichts mit dem anzufangen. Plötzlich ertönte Musik und jeder drehte sich zu Eingang um, wo meine Mutter mit meinem Großvater stand. Sie lächelte leicht und man konnte ihr anmerken wie glücklich sie gerade war. Auch Louis war sehr erleichtert meine Mum zu sehen und er konnte den Blick gar nicht mehr von ihr abwenden.

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