Kapitel 14: Du machst mich fertig, Kleine

455 20 5
                                    

Coles P.o.V


"Hast du dich schon von Elizabeths Korb erholt?", fragte Trason beiläufig während er seiner Freundin eine Nachricht schrieb. Sie war eine der Cheerleader und sie beide waren mittlerweile über 3 Monate zusammen, was für beide ziemlich erstaunlich war. Ich knallte Nash gerade in diesem Videospiel ab, sodass er genervt ausseufzte als sich seine Bildschirmhälfte schwarz verfärbte.

"Eigentlich schon. Wir hatten ja nie wirklich was miteinander" Er zuckte mit den Schultern. Es schien ihn wirklich kalt gelassen zu haben, obwohl er von uns eigentlich der Sensibelste war. Schon war mein schlechtes Gewissen weg, das ich hatte seit ich Elizabeth gesagt habe, dass Nash es nicht ernst meinen würde. Nash startete ein neues Spiel.

"Mich wundert es immer nur, dass sie mir einfach geradeaus gesagt hatte, dass sie nicht an mir interessiert wäre. Ich meine, es gibt Mädchen an unserer Schule, die würden töten damit ich sie nur mal ansehe" Im Hintergrund konnte ich Trason schnauben hören. Verstehen konnte ich es. Immerhin war seine Schwester eines dieser Mädchen. Nash ignorierte das Ganze.

"Zum Thema Mädchen. Du musst es echt nötig haben, was Cole" Dabei stieß Trason mich leicht an. Bei diesem Kommentar musste ich leicht grinsen. Er spielte auf meine Rummacherei mit einem Cheerleader heute in der Schule an.

"Nicht ich hatte es nötig sondern sie, Trason. Diese Cheerleader haben es alle gewaltig nötig" Schon verschwand sein Grinsen.

"Alle außer deiner Flamme natürlich", verbesserte ich mich gleich, wobei sich seine Gesichtszüge wieder erhellten. Den hat es wohl echt erwischt. Ich ballerte Nash wieder ab, sodass dieser frustriert den Controller wegschmiss.

"Ich hasse es gegen dich zu spielen, weißt du das?"

"Du hasst es einfach nur zu verlieren. Das ist alles" Ich klopfte ihm auf die Schulter. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mich so langsam auf den Heimweg machen sollte. Also stand ich auf und schnappte mir meine Jacke.

"Sehnst du dich nach deiner neuen Mitbewohnerin?", witzelte Nash. Ich verdrehte die Augen.

"Sicher nicht. Diese Zicke kann mir gestohlen bleiben", bemerkte ich bevor ich schließlich verschwand. Mich plagten schon den ganzen Abend diese Gewissensbisse, die ich seit dem Streit mit Elizabeth hatte. Sie war sehr sensibel auch wenn sie es nicht zeigte und meine Bemerkung über Bulimie ging wirklich zu weit. Seufzend fuhr ich durch die dunklen Straßen von San Francisco bis ich in unserer Einfahrt stand. Leise öffnete ich die Tür und begab mich in die Küche, wo ich mir ein Glas Wasser einschenkte.

Aus dem Wohnzimmer konnte ich hören, dass der Fernseher lief. War Elizabeth etwa noch wach? Es würde mich wundern, da sie eigentlich immer ziemlich früh schlafen ging. Gerade als ich nachsehen wollte, fiel mir etwas anderes ins Auge. Dieser Notizblock von heute Mittag, auf dem sie eine Nummer drauf geschrieben hatte, lag immer noch auf der Küchentheke. Sie hatte am Telefon über die Beziehung zu ihrer Mutter gesprochen. Sie war darauf bedacht leise zu sein doch ich hörte es trotzdem. Ich würde gerne wissen mit wem sie gesprochen hatte. Ich nahm mir einen Bleistift und strich sachte über das Papier und schon kam die Nummer wieder zum Vorschein. Ich riss den Zettel ab und ließ ihn in meiner Hosentasche verschwinden. Dann widmete ich mich dem Krach im Wohnzimmer.

 Der Fernseher lief doch im Wohnzimmer war niemand. Hatte Elizabeth vergessen ihn auszuschalten? Das wäre nicht ihre Art. Sie sorgte haarklein dafür, dass man sie in diesem Haushalt nicht mal bemerkte. Sie war peinlichst darauf bedacht, dass keine Lampe zu lange brannte und kein Wasserhahn zu lange offen war. Ich umrundete das Sofa um den Fernseher auszuschalten als ich sie dann doch sah. Sie lag auf dem Sofa und schlief friedlich. Sie musste wohl beim Fernsehen eingeschlafen sein. Ich schaltete den Fernseher aus und musterte sie. Ihre Haare lagen wirr um ihren Kopf und ihr Gesicht sah so entspannt aus wie ich es noch nie gesehen hatte. Sonst war sie immer nur ernst oder nachdenklich, wenn sie lachte war es nicht echt. Das hier war mal eine willkommene Abwechslung. 

Ich trat näher heran und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht damit ich dieses besser mustern konnte. Sie hatte dichte Wimpern welche ihre, gerade geschlossenen, Augen umrandeten und kleine Sommersprossen auf der Nase, die man fast nicht sah. Ich musterte sie weiter bis mein Blick auf ihren Arm fällt. Dort war dieses Tattoo mit den Planeten unseres Sonnensystems, weswegen sie Ärger mit Julia hatte, den ich absolut nicht nachvollziehen konnte. Ich selbst war auch tätowiert und dazu hatte sie nie etwas gesagt. Ich strich leicht drüber und runzelte gleich darauf die Stirn. Sanft strich ich nochmal über ihren Arm doch diese Unebenheiten hatte ich mir nicht eingebildet. Ich schaute mir ihr Tattoo genau an und dann sah ich es. Kleine feine Linien, die sich quer über ihren Arm schlängelten. Narben, die sie versuchte mit einer Tätowierung zu verstecken. Die meisten sahen schon ziemlich blass aus und waren bestimmt schon älter. Ich konnte auch keine frischen Narben oder Wunden entdecken. Scheinbar hatte sie damit aufgehört oder machte an einer weniger auffälligen Stelle weiter. Seufzend ließ ich von ihrem Arm ab und entschied mich dazu sie auf ihr Zimmer zu tragen, da ihre momentane Schlafposition nicht gerade bequem aussah. Sachte schob ich meinen Arm unter ihren Rücken und Kniekehlen und hob sie hoch. Langsam machte ich mich auf den Weg in ihr Zimmer und wunderte mich immer wieder wie leicht sie war, im Gegensatz zu diesem Bild, dass ich von ihr gesehen hatte. Ich würde zu gerne wissen, was sie in dem letzten Jahr getrieben hatte. Sanft legte ich sie auf ihr Bett und deckte sie zu. Wieder strich ich ihr eine Strähne hinters Ohr.

"Du machst mich fertig, Kleine", seufzte ich bevor ich ihr Zimmer verließ.

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt