Kapitel 30: Wie niedlich

389 18 1
                                    


Ich hatte Jessy nach unserem Streit, vor einigen Tagen, nicht mehr gesehen. Das lag aber nur da dran, dass wir keinen Kurs zusammen hatten und ich mich nicht oft im Büro der Schülerzeitung aufhielt. Heute war Samstag und somit das erste Spiel der Fußballmannschaft. So wie ich es verstanden hatte, würden sie gegen das Team der anderen High School in San Francisco spielen. Und wie ich mitbekommen hatte, konnten die beiden Schulen sich nicht besonders gut leiden. Deswegen saß ich gerade neben einem, leicht, gereiztem Cole im Auto, da wir auf den Weg zu unserem Stadion waren, in dem das Spiel stattfinden würde. Als wir vor dem Stadion ankamen, lungerten dort schon eine Menge, mir unbekannte, Typen herum. Als Cole diese sah, stieß er genervt die Luft aus bevor er sich mir zuwandte.

"Bleib dicht bei mir bis wir im Stadion sind und hör einfach nicht auf das was sie sagen" Mit diesen Worten stieg er aus und ich tat es ihm gleich. Er hatte nicht zu viel versprochen. Als wir uns dem Stadion näherten, wurden sie auf uns aufmerksam. Während Cole mit wüsten Beschimpfungen berieselt wurde, erging es mir nicht besser mit Pfiffen, Anmachsprüchen und blöden Kommentaren was Cole und meinen Beziehungsstatus betraf. Coles Hand an meinem Rücken drückte mich immer schneller Richtung Stadion, sodass ich keine Zeit hatte mir genau Gedanken über das Gesagte zu machen. Das war eigentlich auch gut so und ich glaubte, Cole wusste das auch.

"Geh schon mal rein, der Coach müsste bereits da sein. Ich komme gleich nach" Ich nickte nur während Cole bereits in der Umkleide verschwand. Schnell machte ich mich auf den Weg ins Stadion. Hoffentlich war dieser Tag schnell vorbei. Auch im Stadion selbst waren bereits einige Typen der anderen Mannschaft um sich aufzuwärmen. So unauffällig wie nur möglich begab ich mich auf die andere Seite des Feldes, wo ich den Coach gesehen hatte. Dieser stand einfach nur am Spielfeldrand und beobachtete die gegnerische Mannschaft. Ab und zu schrieb er sich etwas auf seinem Klemmbrett auf. Als ich auf ihn zu kam, hob er kurz den Kopf und nickte mir zur Begrüßung zu danach verfiel er gleich wieder in seine Tätigkeit zurück. Ich setzte mich auf die Bank der Ersatzspieler und kramte meinen Notizblock hervor. Ich blickte mich kurz im Stadion um und versuchte die momentane Stimmung genau einzufangen. Immer mehr Leute füllten das Stadion, sei es auf dem Feld oder auf den Zuschauerplätzen. Es waren viele aus unserer Schule dabei und ich wurde auf einen Schlag viel nervöser. Was wenn ich etwas falsch beschrieb oder eine der Regeln doch nicht richtig verstanden hatte? Ich würde mich bis auf die Knochen blamieren. Seufzend atmete ich auf und machte noch akribischer Notizen als sonst schon.

"Seit wann dürfen hier denn Mädchen mitspielen?" Ich blickte hoch und gleich in ein fremdes Gesicht, welches meinen Körper ausgiebig musterte. Obwohl es mir unangenehm war und der Typ doch etwas unheimlich wirkte, versuchte ich ihn so gut es ging zu ignorieren, was ihm leider missfiel. Brutal riss er meinen Notizblock aus der Hand.

"Denkst du, du wärst etwas besseres wenn du mich ignorierst?" Drohend sah er mich an. Mein Blick fiel auf die Stelle an der der Coach stand, doch er war nicht mehr da. Warum war ich immer alleine wenn so etwas passierte? Unsicher biss ich mir auf die Lippen und überlegte mir eine Antwort, die ihn besänftigen könnte. Immer noch drohend sah er mich an.

"Ich möchte meinen Notizblock wiederhaben", sagte ich schließlich leise. Verdutzt sah er mich an bevor er drauf losprustete. 

"Den Notizblock möchtest du wiederhaben. Wie niedlich." Nachdem er sich die Lachtränen aus dem Gesicht gewischt hatte, sah er sich meine Notizen an.

"Ah, du bist ihr neuer Zeitungsfritz" Wieder musterte er mich begierig von oben bis unten, da ich mittlerweile aufgestanden bin um ihm meinen Notizblock wieder abzunehmen, leider war er größer als ich.

"Also mit wem von denen steigst du ins Bett?" Empört blickte ich zu ihm.

"Mit niemandem und jetzt gib mir meine Sachen wieder" Wieder versuchte ich meinen Block zu greifen, doch er hielt ihn im letzten Moment wieder hoch.

"Erzähl mir nicht, dass du diese Stelle einfach so bekommen hast. Als Mädchen musst du doch bestimmt auch etwas dafür geben. Du kannst auch gerne mal mit mir das Bett teilen, ich würde dich nicht von der Bettkante stoßen" Bedrohlich kam er näher als ich angewidert zurückwich. Plötzlich wurde er von mir weggezogen und ich konnte eine bekannte Stimme vernehmen.

"Du hast gehört was sie gesagt hat! Und jetzt gib ihr ihre Sachen wieder!" Cole ist wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatte diesen Kerl an seinem Trikot von mir weggezogen um sich dann bedrohlich vor ihm aufzubauen. Grinsend sah der Kerl zu mir rüber.

"Mit ihm? Tolle Wahl, Kleine, hast dir gleich den Kapitän geschnappt. Ist sie gut zu ficken?" Der letzten Teil war an Cole gerichtet. An seiner linken Schläfe pulsierte eine Ader und man konnte ihm ansehen, dass er sich ziemlich zusammenriss um dem Kerl nicht gleich eine reinzuhauen. Trason tauchte auf und riss Cole und den Kerl auseinander während Nash ihm den Notizblock abnahm um ihn mir wiederzugeben. Nash zog mich etwas weiter weg.

"Alles Okay? Hat er dich irgendwo angefasst?"

"Ja, alles gut. Er hat mich nicht angefasst" Aus der Ferne konnte ich sehen, dass Trason den beiden Streithähnen etwas sagte bevor die beiden sich trennten. Nash und ich gingen wieder zurück zur Bank unserer Mannschaft, wo auch schon andere waren. Einige hatten keine Trikots an sondern nur Sportjacken. Diese würden heute wohl nicht spielen. Ich setzte mich und strich eine verirrte Haarsträhne hinter mein Ohr.

"Übrigens bin ich auch Kapitän, Kleine. Ich kann dich gerne mal besuchen wenn du verstehst, was ich meine!", rief der Typ über den ganzen Platz. Cole war wieder drauf und dran zu ihm rüber zu laufen doch Trason hielt ihn wieder auf. Ich spürte die Blicke der ganzen Mannschaft auf mir. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Hoffentlich würde das alles schnell zu ende gehen.

"Der Kerl ist echt eine Plage", hörte ich Nash noch murmeln bevor der Coach alle um sich scharte.

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt