Kapitel 5: Was?

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"Wie gefällt dir eigentlich dein neues Handy?", fragte Mum mich am Frühstückstisch. Ich hatte mir das Handy nicht mal angesehen. Es lag immer noch verpackt auf meinem Schreibtisch.

"Ist klasse, danke Mum", murmelte ich während ich mein Müsli quer durch die Schüssel rührte. Ich war kein Morgenmensch und bis gerade eben war es auch noch recht still, sodass ich mein Gegenüber gut ignorieren konnte, der mich jetzt mit hochgezogener Augenbraue musterte. Jedoch sagte er nichts, was ich auch gut so fand. Ich hatte keine Lust auf ein Gespräch mit Cole.

"Da du kein Auto hast, wird Cole dich mitnehmen. Er macht das bestimmt gerne", bestimmte Louis plötzlich. Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Ein einziger Blick auf Cole reichte mir um zu wissen, dass er das bestimmt nicht gerne tat.

"Aber Dad-", fing er an zu murren wurde aber gleich wieder von seinem Vater unterbrochen.

"Kein Aber, Cole. Ich finde, dass das eine gute Möglichkeit für euch ist, euch besser kennen zu lernen. Außerdem wirst du kein Auto mehr haben wenn du es nicht tust" Ich verdrehte die Augen. Ich wollte ihn gar nicht kennen lernen. Das was ich von ihm kannte, reichte mir ehrlich gesagt aus. Ich löffelte schnell mein Müsli aus und stellte die Schüssel in die Spülmaschine bevor ich in mein Zimmer verschwand. Ich musste mir noch die Zähne putzen, da ich es hasste, dies vor dem Essen zu tun. Als ich fertig war, kämmte ich mir nochmal schnell durch die Haare, schnappte mir meine Tasche und lief wieder nach unten, wo Cole auch schon auf mich wartete. Besser gesagt gezwungen war auf mich zu warten. Gemütlich zog ich meine Schuhe an. Da ich ein langärmliges Shirt trug, brauchte ich keine Jacke.

Genervt beobachtete Cole mich bis er mir ein Zeichen gab ihm zu folgen. Er führte mich durch eine Tür runter in den Keller in eine Garage, in der vier Autos standen. Warum wollte Louis unbedingt, dass ich ein Auto bekomme, wenn er schon vier hat? Wortlos ging Cole an mir vorbei, machte das Garagentor auf und setzte sich in einen weißen Sportwagen, der nicht ganz billig aussah. Ich musterte den Wagen kurz und ging dann einfach dran vorbei. Ich würde bestimmt nicht bei ihm mitfahren. 

"Was wird das wenn es fertig ist?", rief er mir genervt nach.

"Ich fahr nicht mit dir mit", bemerkte ich obwohl ihm das bestimmt schon aufgefallen war.

"Und warum nicht?" Ich verdrehte die Augen.

"Weil du ein verdammtes Arschloch bist!" Damit verließ ich die Garage und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Als ich diese fast erreicht hatte, hörte ich hinter mir ein lautes Motorengeräusch und ein gewisser weißer Sportwagen schoss an mir vorbei. Ich zeigte Cole einfach den Mittelfinger und stellte mich wie die anderen an die Bushaltestelle und wartete auf den verdammten Bus. 

Die Blicke hatten, Gott sei Dank, schon etwas nachgelassen und waren nicht mehr ganz so penetrant wie gestern. Damit konnte ich einigermaßen leben. Auch als ich das Schulgelände ansteuerte, wurden mir nicht mehr die Blicke, wie gestern, zugeworfen. Vor dem Schulgebäude standen Cole und seine Freunde und rauchten. Ich verdrehte die Augen. Cole war ja ein ganz krasser Typ. Schnell wollte ich an ihnen vorbei gehen um einem dummen Kommentar von ihm und diesen aufdringlichen Blicken von dem anderen Kerl zu entgehen. Leider wurden meine Gebete nicht erhöht und ich wurde am Handgelenk gepackt und zu dieser Gruppe gezogen.

Mit sehr viel Schwung wurde ich an eine harte Brust gezogen sodass ich mich mit den Händen abstützen musste. Mir bewusst, dass es wahrscheinlich Cole war, brachte ich schnell etwas Abstand zwischen uns. Nun stand ich in der Mitte, umgeben von irgendwelchen Jungs, die mit Cole befreundet sind.

"Was?", blaffte ich ihn an und sah ihm zu wie er gerade an seiner Zigarette zog. Er drehte sogar seinen Kopf zu Seite um mir den Rauch nicht ins Gesicht zu pusten. Wie gütig von ihm. Er beugte sich zu mir runter, wie auch gestern schon.

"Nach der Schule wirst du mit mir fahren. Ich werde bestimmt keinen Streit mit meinem Vater wegen dir riskieren. Hast du mich verstanden?" Während er das sagte, streiften seine Lippen leicht mein Ohr, was mir eine Gänsehaut bescherte. Und obwohl er diese Worte nur flüsterte, war ich mir durchaus bewusst, dass das eine Drohung war. Ich biss mir kurz auf die Lippe und überlegte. Ich sollte einen Gang runterschalten, ich konnte nichts an der Situation ändern und er konnte auch nichts dafür. Vor allem sollte ich so langsam ihm gegenüber die Klappe halten, da er mir weit überlegen ist.

"Meinetwegen", murmelte ich und machte mich davon.

-

Coles P.o.V. 

"Ist die Kleine deine Neue?", fragte mich einer meiner Freunde, der ihr nachsah. Ich hörte neben mir ein beleidigtes Schnaufen.

"Wir hatten uns doch darauf geeinigt, dass ich mir die Kleine kralle", meinte Nash beleidigt. Ich seufzte genervt.

"Trason hatte gestern Recht", erklärte ich leicht angesäuert. Ich fragte mich immer noch wie ich gestern übersehen konnte, dass sie die Tochter von Julia war.

"Natürlich habe ich Recht. Womit habe ich eigentlich Recht?" Trason blickte mich verwundert an.

"Das war Elizabeth", murmelte ich und sah ihr noch dabei zu wie sie im Schulgebäude verschwand. Mit großen Augen sahen mich die Jungs an, bevor sie gleich darauf los prusteten.

"Du meinst die Elizabeth?", lachte Trason. Ich nickte leicht und zog nochmal tief an meiner Zigarette.

"Du erkennst deine Stiefschwester nicht?", machte sich nun auch Nash über mich lustig. Ich verdrehte die Augen.

"Erstens hatte ich sie noch nie gesehen. Zweitens sieht sie anders aus als auf ihrem Facebook-Profil und drittens muss ich mich nicht vor euch rechtfertigen", erklärte ich genervt und trat meine Zigarette aus. Eigentlich wollte ich ja mit dem Rauchen aufhören.

"Dann kann ich mir sie ja gar nicht krallen", stellte Nash auf einmal nüchtern fest als die anderen fertig waren mich auszulachen. Verwundert blickte ich zu ihm. Was war jetzt sein Problem?

"Man lässt die Finger von der Schwester des Besten Freundes. Bro before Hoe.", erklärte er mir. Der führt sich auf als wären wir leibliche Geschwister und unsere Eltern verheiratet. Dabei leben wir gerade mal in so eine Art Wohngemeinschaft. Dad hat noch nie etwas von Heirat erwähnt und ich hoffte, dass das so blieb.

"Tu was du nicht lassen kannst. Ich hab nichts dagegen. Aber pass auf. Sie ist ein echtes Biest", meinte ich monoton und machte mich auf den Weg.

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt