Kapitel 7: Elizabeth!

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Schweigend saßen wir beim Abendessen. Außer dem Geklirre des Bestecks war nichts zu hören. Ich stocherte in meinem Essen rum. Die Atmosphäre hier war ganz anders als bei uns Zuhause als Dad noch lebte. Er hatte immer was zu erzählen oder forderte Mum und mich auf etwas zu erzählen. Nie war es so ruhig am Tisch wie hier. Dieses Schweigen machte das ganze noch ungemütlicher als es schon war.

"Denkst du nicht, dass es besser wäre etwas zu essen, Elizabeth? Du hast das letzte Jahr genug abgenommen", bemerkte meine Mutter spitz mit einem Blick auf meinen Teller. Ich nickte stumm und ignorierte Coles Blick auf mir. Ich war immer etwas dicker. Nach Dads Tod habe ich vor Frust nur noch gegessen um mit der Trauer fertig zu werden. Über das letzte Jahr hatte ich dann gelernt besser mit meiner Trauer umzugehen und habe dann über 15 Kilo abgenommen. 

Als ich dann schließlich vor einem leeren Teller saß, konnte ich Cole vor mir etwas genauer mustern ohne, dass er es mitbekam. Seine dunkelbraunen Haare waren leicht verwuschelt eine Strähne hing ihm in die Stirn. Seine Haut war gebräunt, was dafür spricht, dass er oft draußen ist. Wie ich bereits bei unserer ersten Begegnung festgestellt hatte, hatte er wunderschöne Augen, welche so grün waren wie Jade. Zudem hatte er hohe Wangenknochen und einen leichten Bart, der ihn erwachsener aussehen ließ. Da er heute ein einfaches T-Shirt anhatte, konnte ich erkennen, dass er beide Arme tätowiert hatte. Auf dem linken Arm hatte er vom Handgelenk an Tribalmuster, welche über den ganzen Arm verlaufen. Auf dem rechten Unterarm hatte er eine Taschenuhr, welche auf Rosen liegt, tätowiert. 

Als ich wieder aufblickte, merkte ich, dass er mich beim Starren erwischt hatte. Das verriet mir seine hochgezogene Augenbraue und sein spöttisches Grinsen. Peinlich berührt starrte ich weg und strich mir eine verirrte Strähne hinters Ohr.

"Elizabeth! Zeig mir mal deinen Arm" Vielleicht hätte ich diese Bewegung in Gegenwart meiner Mutter unterlassen sollen. Zögernd reichte ich ihn ihr und sie schob meinen Ärmel hoch. Hervor kam ein Tattoo, welches ich mir vor einem Jahr hab machen lassen. Mum hasste Tattoos deshalb hatte ich immer Oberteile an, die meine Arme bedeckten. Ich biss mir auf die Unterlippe als sie sich die Innenseite meines Unterarms lange ansah und dann mit der Hand die Linien nachfuhr.

Das Tattoo zeigte unser Sonnensystem. Am Handgelenk war die Sonne zu sehen und schließlich alle Planeten. Das Tattoo erstreckte sich bis zur Ellenbeuge. Schweigend betrachtete Mum dieses Tattoo denn sie kannte den Grund dahinter. Es war dazu da um all die Narben darunter zu verstecken. Langsam wurde ich unruhig. Das Tattoo war dazu da um die Narben zu verdecken, doch wenn man lange genug drauf schaute waren sie zu erkennen und ich wollte nicht, dass Cole sie sieht. Seufzend gab meine Mutter den Arm wieder frei und vergrub ihr Gesicht in ihre Hände.

"Geh bitte auf dein Zimmer, Elizabeth. Ich möchte dich heute nicht mehr sehen" Ihre Stimme zitterte als sie diese Worte aussprach. Ich schluckte kurz bevor ich dann wortlos aufstand und in mein Zimmer ging. Sowohl Cole als auch Louis sahen verwirrt zwischen uns her. Meine Tränen runterschluckend öffnete ich die Tür zu meinem Zimmer. Louis hatte mir angeboten es renovieren zu lassen wenn ich möchte doch ich hatte abgelehnt. Ich hatte alles was ich brauchte. Ein Bett, einen Schrank und einen Schreibtisch. Viel mehr hatte ich das letzte Jahr auch nicht. Abgesehen davon, dass ich mein Zimmer nicht mehr teilen musste.

Auf meinem Schreibtisch lag ein Karton, der heute morgen hundertprozentig noch nicht da war. Als ich näher trat konnte ich sehen, dass dort ein Laptop war. Ich strich über den Karton und seufzte. Ich würde mich dann erst morgen bei Louis bedanken können. Insgeheim fragte ich mich ob er mir diese Dinge kaufte damit ich die Beziehung zwischen ihm und meiner Mum besser akzeptieren könnte. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und packte den Laptop aus. Es war eines der teureren Modelle, was mir bei Louis schon hätte klar sein können. Mir hätte auch ein billiger gereicht, aber egal. Während der Laptop hochfährt, fällt mein Blick auf ein anderes Päckchen, was noch auf meinem Schreibtisch.

Mein Handy. Auch das nahm ich seufzend aus der Verpackung und startete es. Dort als auch bei meinem Laptop musste ich noch hunderte Einstellungen durchführen bevor ich endlich loslegen konnte. Ich kramte aus meiner Tasche einen Zettel hervor. Nach Schulschluss war ich extra noch schnell beim Schwarzen Brett gewesen um mir die Kontaktdaten der Schülerzeitung zu holen. Ich wusste, dass mein Englischlehrer mich dort empfehlen wollte, doch ich wollte mich selbst noch persönlich erkundigen ob ich dort mitmachen konnte. Eigeninitiative kam ja normalerweise immer gut an.

Also schrieb ich eine E-Mail in der ich mein Anliegen kund tat bei der Schülerzeitung mitzumachen. Ich erklärte darin, dass ich neu war und ich dort neue Kontakte knüpfen wollte und es sich gut in meinem Lebenslauf machen würde, sollte ich wirklich in Erwägung ziehen Journalismus zu studieren. Schon hatte ich einen kleinen Roman zusammen geschrieben und abgeschickt. Hoffentlich würden sie mich nehmen, denn ich hatte keine Hobbys und keine Lust immer alleine hier rum zu gammeln. 

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt