Der ganze Tag war doch um einiges besser geworden als ich gedacht hatte. Die seltsame Stimmung zwischen Cole und mir schien wie aufgehoben zu sein und wir lachten und spaßten mit unseren Freunden. Es gab, wie es auf Hochzeiten üblich war, viele Reden, auf Kosten des Brautpaares natürlich. Meine Mutter schien wie ausgewechselt zu sein. Sie strahlte und schien einfach rundum glücklich zu sein. Es kam mir sogar so vor als wäre sie gerade glücklicher als sie es je zuvor mit meinem Vater gewesen wäre. Schnell schob ich diesen Gedanken wieder zur Seite bevor ich mir selbst die gute Laune vermiesen konnte. Es war mittlerweile Abend geworden und wir hatten gerade den Nachtisch des mehrgängigen Hochzeitsmenüs erreicht. Bei den letzten drei Gängen habe ich nur höflichkeitshalber einen kleinen Bissen genommen. Jetzt war ich froh wieder eine kleine Pause zu haben, da Louis und Mum jetzt erstmal den Hochzeitstanz beginnen würden und danach wurde die Hochzeitstorte angeschnitten. Jede Menge Leute, viele waren mir gänzlich unbekannt, machten gefühlt hunderte von Fotos vom Tanz und auch vom Kuchen. Jeder konnte sich selbst bedienen, nachdem er angeschnitten wurde. Trason und Sandra waren einige der ersten, die sich auf die Tanzfläche wagten und ich musste schon sagen, dass es wirklich gut aussah, wie er sie übers Parkett wirbelte.
"An was denkst du gerade?", hörte ich Cole neben mich leise fragen. Seit Trason und Sandra den Tisch verlassen hatten, waren die Gespräche langsam verstummt. Nash und Daria waren in ihrem eigenen Gespräch vertieft und weder Cole noch ich wollten ihr Getuschel stören.
"Ich habe Trason nie für den großen Tänzer gehalten" Cole stieß grinsend Luft aus der Nase aus als würde er sich ein Lachen verkneifen.
"Was denkst du denn über meine Tanzkünste?" Sein Grinsen wurde immer breiter als ich ihn von oben bis unten musterte.
"Wenn du mich schon so fragst, gehe ich mal scharf davon aus, dass du auch tanzen kannst", bemerkte ich. Er rückte mit seinem Stuhl näher an mich, wobei Daria und Nash uns verstohlen anblickten, sich aber gleich wieder in ihr eigenes Gespräch vertieften. Cole als auch ich ignorierten dies geflissentlich.
"Trason, Nash und ich mussten Tanzkurse nehmen, als wir jünger waren", begann Cole. Nash stand auf und führte Daria auf die Tanzfläche.
"Daria musste wohl auch welche nehmen, wenn ich sie so sehe", kommentierte Cole den Tanz seines besten Freundes mit seiner Freundin. Auch sie bewegten sich geradezu elegant, wenn auch nicht so energisch wie Trason und Sandra.
"Unsere Eltern sind allesamt Geschäftsleute und es wurde von ihnen erwartet, dass sie sich auf Veranstaltungen aller Art blicken lassen. Und manchmal kam man eben nicht drum herum, dass sie auch die Kinder mitschleifen mussten. Also mussten wir alle Tanzstunden nehmen, damit wir unsere Eltern nicht blamieren".
"Deswegen sagtest du, dass du genug Anzüge hättest" Er nickte.
"Ich bin aber schon eine ganze Weile bei euch und da musstest du nie mit deinem Vater irgendwohin gehen" Sein Blick fiel auf unsere Eltern. Er lehnte sich etwas im Stuhl zurück und drehte den Stil seines Weinglases zwischen Daumen und Zeigefinger.
"Ich musste nach der Scheidung meiner Eltern fast immer mit um zu zeigen, dass uns das nichts ausgemacht hat und Dad und ich immer noch glücklich sind obwohl Mum nicht mehr dabei war. Nur wenn wichtige Klausuren anstanden, durfte ich Zuhause bleiben. Seit deine Mum da ist, lässt er mich damit in Ruhe, weil sie mit ihm überall hingeht" Ich legte meine Hand auf sein Handgelenk und stoppte ihn damit mit seinem Glas zu spielen.
"Das tut mir Leid" Und ich meinte es so. Er hat mir einmal erzählt, dass es ihm während der Scheidung seiner Eltern nicht gut ging und währenddessen auch noch in die Öffentlichkeit gezerrt zu werden, konnte für ihn nicht einfach gewesen sein. Er ließ das Glas los und drehte seine Hand so, dass meine Hand in seiner lag. Er drückte sie kurz während er mir leicht zulächelte und ließ meine Hand dann wieder los. Er nahm einen Schluck von seinem Wein und der traurige Ausdruck in seinen Augen verschwand.
"Hättest du je gedacht, dass wir einmal so hier sitzen würden, wenn man bedenkt wie ekelhaft ich anfangs zu dir war?" Ich erwiderte sein Grinsen.
"Ich war auch nicht viel besser", merkte ich an doch er schüttelte den Kopf.
"Doch warst du. Du hast dich nur gewehrt, was dein Recht war. Ich war ein absolutes Arschloch" Mir kam ein Gedanke, der mich zum Lachen brachte. Fragend blickte er mich an.
"Mir ist nur gerade eingefallen, dass wir uns eigentlich nur wegen Cindy zusammengerauft haben. Dabei war es genau das Gegenteil, was sie bewirken wollte" Auch er musste nun lachen. Dann stand er auf und reichte mir die Hand. Skeptisch musterte ich diese.
"Ich kann nicht tanzen", murmelte ich und merkte, dass ich rot anlief.
"Das macht nichts. Ich führe" Er hielt mir immer noch seine Hand entgegen. Seufzend legte ich meine Hand in seine.
"Wehe ich muss jetzt Tanzstunden nehmen wegen dir", drohte ich ihm doch meinte es nicht ernst. Er führte mich etwas weiter nach hinten auf die Tanzfläche. Mir wurde warm ums Herz, dass er daran dachte, dass ich mich mit diesen ganzen Blicken nicht wohlfühlen würde.
"Leg deine Hand auf meine Schulter", murmelte er als er seine auf meine Hüfte legte und die andere mit meiner verschränkte. Langsam begann er uns zur Musik zu bewegen und ich ahmte seine Bewegungen einfach nach. Nach einiger Zeit entspannte ich mich, was ihm auch auffiel, da er mir ein zufriedenes Lächeln schenkte. Er drehte uns wieder und ich war nun gegenüber von Sandra, die mir über Trasons Schulter einen vielsagenden Blick zuwarf. Wieder rot anlaufend, biss ich auch meine Unterlippe, doch als Cole neugierig über seine Schulter sah, waren Sandra und Trason schon wieder weg. Das Lied endete und ein langsameres wurde angespielt. Cole legte nun beide Hände an meine Hüften, während ich meine hinter seinem Hals verschränkte und meinen Kopf auf seiner Brust ablegte. Ein Kribbeln legte sich über meinen Körper, da ich ihm so nah war. Ich konnte sein Herz klopfen hören und seinen Aftershave riechen. So standen wir einige Minuten in denen er uns einfach hin und her wog.
"Müde?", hauchte er an mein Ohr. Obwohl es nicht ganz stimmte, nickte ich.
"Sollen wir nach Hause? Dad und Julia wären uns nicht böse" Wieder nickte ich nur.
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Nobody like you
Romance"Ich mag mich immer nur wenn du bei mir bist"- Elizabeth Wheeler Elizabeth zieht zu ihrer Mum und deren Freund nach San Francisco. Dort muss sie dann nicht nur mit sich selbst klar kommen sondern auch mit ihrem neuen Stiefbruder. "Willst du wirklich...