Kapitel 24: Woran denkst du gerade?

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"Müssen wir jetzt schon nach Hause fahren?", quengelte ich als Cole mich dazu drängte meine Tasche zu packen. Er lachte kurz auf.

"Bist du noch nicht bereit auf das Donnerwetter, das uns erwartet wenn wir daheim sind?", grinste er

"Wer sagt denn, dass wir ein Donnerwetter bekommen? Meine Mum wird das Ganze so drehen, dass ich dich dazu angestiftet hätte", entgegnete ich ihm.

"Du vergisst wohl, dass mein Dad da auch noch was zu sagen hat", bemerkte er als er den Reißverschluss seiner Sporttasche zuzog. Mürrisch schulterte ich meine Tasche.

"Glaub mir, in der Beziehung hat Mum die Hosen an" Ich schlüpfte durch die Tür und wartete im Flur bis Cole die Tür abschloss, bevor wir zusammen zum Aufzug gingen. Dort ließ ich den Kopf in den Nacken fallen.

"Ich habe Hunger", stöhnte ich bevor sich die Aufzugtüren wieder öffneten und wir zur Rezeption traten.

"Dass ich das mal aus deinem Mund höre", murmelte er als er der Rezeptionistin den Schlüssel zurück gab. Sie tippte etwas in ihren Computer ein und nannte uns dann die Rechnung. Cole bezahlte schnell ehe ich auch nur auf die Idee kam die Rechnung zur Hälfte zu übernehmen. Ich nahm mir trotzdem vor ihm Zuhause die Hälfte des Geldes zurück zugeben. Wir bedankten und verabschiedeten uns von der Rezeptionistin ehe wir raus ins Freie traten. Graue Wolken zogen auf und ich hatte so das Gefühl, dass heute noch ein Gewitter im Anmarsch war. Cole streckte sich kurz, wobei sich sein T-Shirt etwas anhob und ich freie Sicht auf einen Teil seiner definierten Bauchmuskeln hatte. Schnell blickte ich weg und merkte, dass sich mein Gesicht leicht erhitzte. Ob er es nun bemerkt hatte oder nicht, wusste ich nicht, er ließ auf jeden Fall keinen dummen Kommentar ab. Er schloss den Wagen auf und lud unsere Taschen ein. Wir fuhren eine Weile schweigend durch die Gegend bevor er die Stille brach.

"Hier in der Gegend gibt es ein kleines Café, wo man frühstücken kann. Falls es dich noch nicht nach Hause zieht", schlug er vor. Natürlich ging ich darauf ein. Ich würde alles tun um einer Auseinandersetzung mit Mum so lange wie möglich aus dem Weg zu gehen. Also bog er ab und kurz darauf hielten wir vor diesem besagten Café. Es war ein kleines Backsteinhäuschen mit kleinen Blumenkästen davor, welches es noch einladender machte. Cole öffnete die Tür und ließ mich eintreten. Wir ließen uns von einer älteren Dame an einen kleinen Tisch beim Fenster führen, an dem wir uns dann nieder ließen. Schweigend sahen wir durch die Karte. Nach einer Weile kam die Dame wieder und nahm unsere Bestellung. Wieder legte sich ein Schweigen zwischen uns, diesmal ist es aber unangenehm. 

"Woran denkst du gerade?" Ich zuckte zusammen, als Cole die Stille durchbrach, die ich damit verbracht hatte aus dem Fenster zu schauen. Ich biss auf die Innenseite meiner Wangen und überlegte kurz.

"Ich frage mich manchmal ob es so eine gute Idee war zu meiner Mum zu ziehen" erzählte ich offen. Cole sah kurz schockiert aus bevor er sich aber wieder fing.

"Was hättest du denn sonst tun sollen? Du bist minderjährig" Ich zuckte mit den Schultern.

"Ich weiß auch nicht. Die Psychiater davon zu überzeugen, dass ich doch noch nicht soweit bin. Dann hätte ich in der Psychiatrie bleiben können bis ich volljährig wäre. Dann hätte ich mir in San Diego etwas aufbauen können" Er grinste kurz.

"Das klingt absolut nicht durchplant" 

"Ist es ja auch nicht und dafür ist es jetzt zu spät" Ich seufzte.

"Und was ist dein nächster Plan?" 

"Meinen Abschluss schaffen und dann Journalismus studieren" Er nickte.

"Hast du denn schon eine Wunsch-Uni?" Warum interessierte ihn das alles?

"Die Uni in Long Island. Sie haben einen tollen Studiengang für Journalismus", erklärte ich.

"Siehst du, das klingt nach einem durchdachten Plan" Dabei grinste er wieder. 

"Was ist denn dein Plan? Immerhin machst du dieses Jahr deinen Abschluss"

"Ich werde Business und Management in Berkeley studieren. Dad möchte, dass ich seine Firma übernehme und dass ich an der gleichen Uni studiere wie er es getan hatte. Außerdem ist ihr Studiengang auch nicht schlecht" 

"Was für eine Firma hat dein Dad eigentlich?" Ungläubig sah Cole mich an. 

"Du wohnst schon solange bei uns und weißt das nicht?" Verlegen schüttelte ich den Kopf. Unser Gespräch wurde unterbrochen durch die Dame, die uns unser Frühstück brachte. Schweigend aßen wir und ich dachte das Thema wäre vorbei bis Cole wieder damit anfing.

"Er hatte, als er ganz jung war, eine Firma gegründet, die sich auf die Entwicklung von Automotoren spezialisiert hat. Er ist deswegen in der Autowelt ein bekannter Mann und Marktführer im Thema Motoren. Das ist auch der Grund warum wir so viel Geld haben", erklärte er mir schließlich. Langsam nickte ich. Ich hatte von Autos noch weniger Ahnung als von Fußball. Schweigend aßen wir unser Frühstück fertig. Auch da bestand Cole darauf alles selbst zu bezahlen, sodass der Betrag an Geld, den ich ihm zurückzahlen werde, immer höher wurde. Auf dem Weg zu seinem Auto fielen schließlich die ersten Regentropfen des, von mir vorhergesagten, Gewitters. Gerade noch rechtzeitig hatten wir das Auto erreicht bevor ein ganzer Wasserschwall auf die Erde niederprasselte. 

"Scheinbar erwarten uns heute zwei Donnerwetter", kommentierte Cole das Wetter als ein Blitz die Umgebung kurz erhellte. Seufzend startete Cole den Motor und kurz darauf befanden wir uns auch schon wieder auf der Straße. Der Regen war so dicht, dass man nicht mehr als zwei Meter sehen konnte.

"Ich hasse Gewitter", murmelte Cole als er sich langsam durch die Straßen kämpfte. Meine Stirn lehnte an der kühlen Fensterscheibe und ich beobachtete die Regentropfen, die gegen das Fenster klatschten.

"Mein Dad mochte Gewitter. Er meinte, Gewitter kämen Zustande, weil die Natur auch manchmal die Fassung verlieren würde" hauchte ich leise. Für einem Moment hörte man nur die Regentropfen aufs Autodach trommeln und ich konnte seinen Blick kurz auf mir spüren.

"Nette Vermutung", sprach er leise.

"Wir sind gleich da", hörte ich ihn noch sagen bevor mir die Augen zufielen.


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