Kapitel 61: Unangenehm

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"Und du dachtest wirklich, dass wir nichts mehr mit dir zu tun haben wollen, sobald wir das rausbekommen?" Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Sandra mich an. Auch Daria musterte mich eindringlich. Wir saßen im Schneidersitz in einem Kreis auf meinem Bett und ich hatte gerade erzählt, wo ich die letzten beiden Wochen steckte. Ich blickte auf meinen Schoß und nickte.

"Psychisch Kranke genießen nicht gerade den besten Ruf. Ihr wisst doch bestimmt noch wie es war als man rausfand, dass ich zum Psychiater gehe" Sandra schnaubte.

"Die Meisten dachten, dass Cindy das Bild bearbeitet hätte" Daria legte ihre Hand auf meine und drückte diese leicht. Dabei lächelte sie mich zuversichtlich an.

"Siehst du? Viele wissen oder können es sich denken, dass du psychisch krank bist. Wir wussten es auch, doch trotzdem sind wir Freunde geworden. Du hättest uns das nicht verschweigen müssen" Auch Sandra nahm nun meine Hand und drückte diese. Dankbar lächelte ich beide an und konnte nicht verhindern, dass mir eine Träne entwisch.

"Komm schon, Elizabeth! Jetzt wird nicht geheult. Dafür bin ich heute nicht hergekommen" Beide warfen mir ihre Arme um die Schultern und drückten mich fest. Als wir uns aus der Umarmung gelöst hatten, wischte ich mir lächelnd die Träne weg.

"Danke, dass ihr da seid" Daria lächelte.

"Das ist doch selbstverständlich" Ich schüttelte den Kopf.

"Wenn du nie Freunde hattest, ist es das nicht" Daria legte ihre Hand auf meine Schulter.

"Nun, uns wirst du jetzt so schnell nicht mehr los" Sandra richtete sich wieder etwas aufrechter auf und blickte mich nun ernst an.

"Willst du denn nicht den neusten Tratsch hören?" Ich schüttelte den Kopf.

"Über mich? Bestimmt nicht" Sandra lachte wieder.

"Über dich gibt es im Moment nicht so viel zu sagen. Cole hat jedem, der nach dir gefragt hat, gesagt, dass du krank wärst. Jeder denkt, dass du mit einer starken Grippe flach liegst" Na, Gott sei Dank, dann wurde ich bis jetzt noch etwas verschont. Verschwörerisch lehnte Sandra sich vor.

"Also tatsächlich sind Cindy und Zac noch immer zusammen, aber langsam kriselt es" Daria und ich sahen uns belustigt an, sagten jedoch nichts.

"Wer hätte das gedacht? Ehrlich gesagt, wunderte es mich schon, dass sie schon so lange zusammen sind", meinte ich. Daria zuckte mit den Schultern. Da fiel mir gleich noch etwas ein.

"Sag mal, du und Nash seid doch jetzt ganz offiziell. Ist noch nichts vorgefallen?" Daria lächelte leicht und ihre Wangen färbten sich rosig.

"Erstaunlicherweise nicht. Cindy war, glaub ich, etwas zu sehr mit Zac beschäftigt und die andern Cheerleader trauen sich ohne sie nicht. Jessy war sowieso immer mehr an Cole interessiert." Sie zuckte mit den Schultern.

"Und die beiden nutzen das komplett aus. Man sieht die beiden immer knutschend auf dem Schulflur" Daria schlug Sandras Oberarm und wurde noch roter im Gesicht. Grinsend zog Sandra sich weg.

"Ist doch süß" Ich lächelte Daria leicht an. Es freute mich, dass ihre Beziehung so gut funktionierte. 

"Trason war letztens gar nicht begeistert als er bei mir war und mitbekam, dass Nash bei dir war. Ich hoffe, dass ihr diese seltene Situation genutzt habt" Verlegen wandte Daria den Blick ab und Sandra gab einen überraschten Laut von sich.

"Nicht dein Ernst? Ihr habt es tatsächlich getan. Es war dein erstes Mal, oder? Wie war es?" Schüchtern nickte Daria.

"Es war schön. Er war vorsichtig und hatte gesorgt, dass ich nicht zu viel Schmerzen hatte" Sie lächelte leicht. 

"Aww. Also haben wir dann alle unser erstes Mal hinter uns gehabt?" Sofort sah Daria zu mir und ich biss verlegen auf meine Unterlippe. Überrascht hob Sandra die Augenbrauen.

"Wirklich? Du hattest aber schon einen Freund, oder?" Ich schüttelte den Kopf.

"Meinen ersten und einzigen Kuss hatte ich mit Nash", gestand ich. Sandra prustete drauf los.

"Unangenehm", presste sie lachend hervor. Auch Daria musste grinsen. Gott sei Dank nahm sie mir das nicht mehr übel.

"Aber warum?" Ich seufzte.

"Ich bin schüchtern und habe nur sehr wenig Selbstvertrauen. Zudem mag ich meinen Körper nicht wirklich. Das zeigt sich wohl nach außenhin"

"Cole scheint das nicht abzuschrecken. Er mag das vielleicht, dass er fast überall der erste sein kann" Ich drückte ihr meine Hand auf den Mund.

"Sag das einfach noch ein wenig lauter. Er ist im Zimmer gegenüber, er kann uns bestimmt hören" Lachend nahm Sandra meine Hand weg.

"Und was hat er gehört? Dass seine Freunde letztes Wochenende Sex hatten und er nicht?" 

"Gott, warum schäme ich mich so oft für das, was du sagst?", stöhnte ich. 

"Du hast zusätzlich zu deinem Schamgefühl auch meins" Daria lachte laut auf. Schön, dass die beiden sich so amüsieren können. Wir sprachen noch weiter über andere belanglose Dinge bis in den späten Nachmittag hinein. Als sie gingen, begleitete ich sie noch bis zur Haustür um sie zu verabschieden.

"So und wenn ich dich morgen nicht in der Schule sehe, dann kannst du dir sicher sein, dass ich wieder hier stehe und ich werde dich an deinen Haaren dorthin schleifen, wenn es sein muss", erklärte Sandra mir als sie mich kurz umarmte. Ich lachte als ich die Umarmung kurz erwiderte.

"Weißt du, ich traue dir das wirklich zu", gestand ich lächelnd und umarmte Daria auch noch zum Abschied.

"Ist doch ein guter Ansporn es nicht zu versuchen", meinte Daria grinsend. Ich nickte.

"Auf jeden Fall"

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt