Kapitel 29: Hat es dir jetzt die Sprache verschlagen?

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Wütend verließ ich das Büro und machte mich auf zu meinem nächsten Kurs, den ich, glücklicherweise, nicht mit Jessy hatte. Was bildete sie sich eigentlich ein? Als würde ich Cole für mich alleine haben wollen, so ein Quatsch. Ich hatte ihn schon mehr als genug an der Backe. Ich war so wütend, dass ich mich gar nicht auf meinen Kurs konzentrieren konnte und glücklich war als diese Doppelstunde zu Ende ging. Schon sichtlich ruhiger ging ich zum Stadion, in dem heute wieder ein Training statt finden würde. Am Samstag hatten sie schließlich ihr erstes Spiel. Meine Schritte verlangsamten sich als ich schon von weitem ein bekanntes Kichern hörte. Bitte, lass es nicht Jessy sein! Doch meine Gebete wurden leider nicht erhört. Als ich langsam um die Ecke lugte, konnte ich sie sehen, zusammen mit Cole. Immer wieder versuchte sie ihn in ein Gespräch zu verwickeln, doch er schien nicht wirklich daran interessiert. Immer wieder blickte er sich um als würde er etwas suchen. Auch Jessy schien das aufzufallen, denn sie ging jetzt voll aufs Ganze und strich mit ihrer Hand sachte über seinen Arm. Doch das schien ihn nicht zu beeindrucken. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dabei versuchte sie besonders verführerisch auszusehen. Er grinste kurz.

"Ich glaube, Elizabeth würde es nicht so gefallen wenn du heute wieder vorbei kommen würdest." Man konnte deutlich erkennen wie ihr Lächeln erlosch und einer grimmigen Miene Platz machte. Kurz darauf kam ich aus meinem Versteck und Coles Gesicht erhellte sich gleich als er mich sah.

"Da bist du ja endlich. Ich dachte schon du hättest das Training vergessen" Ich schüttelte den Kopf und vermied dabei Jessy anzusehen.

"Nein, ein Lehrer hat wieder die Zeit überzogen" Dabei verdrehte ich die Augen und ging schließlich mit Cole ins Stadion. Dabei ließen wir eine verdatterte Jessy stehen. Doch das hielt nicht lange an denn kurz darauf konnte ich Schritte hinter mir vernehmen. Ich betrat das Stadion während Cole die Kabinen aufsuchte. Einige Jungs und der Trainer waren schon da, darum hob ich die Hand kurz zum Gruß und setzte mich dann auf die Bank, auf der sonst die Ersatzspieler saßen. Ich konnte hören, dass Jessy sich eine Reihe hinter mich setzte. Durfte man beim Training überhaupt zuschauen? Ich nahm meinen Notizblock und begann irgendwelche Sachen aufzuschreiben, welche ich bereits für meinen Artikel verwenden wollte. Hinter mir ertönte ein herablassendes Schnauben.

"Versuchst du dich jetzt wichtig zu machen, oder was? Du weißt schon, dass jeder diese Arbeit hätte machen können" Ich verdrehte die Augen.

"Tut mir leid wenn du jetzt sauer bist aber ich unterstütze keine irrsinnigen Aktionen, die absolut nichts bringen. Und wenn jeder diesen Job hätte machen können, warum sitze ich dann hier und nicht du?"

"Pffh halte dich bloß für was besseres. Aber glaub mir eines. Cole wird dich nicht ewig als Anhängsel mitschleppen und seine Freunde auch nicht und dann stehst du wieder ganz alleine da, so wie an deinem ersten Schultag. Du hast so verloren ausgesehen und ich hatte schon fast Mitleid mit dir gehabt aber ich habe da schon gespürt, dass du eine hinterhältige Schnepfe bist"

"Zeig mir eine Person, die am ersten Schultag nicht verloren ist. Dein Mitleid brauche ich sowieso genau so wenig wie das von allen anderen hier", zischte ich und versuchte mich auf das zu konzentrieren was vor mir geschah, nämlich das Training, welches gerade begann, jedoch wurde ich wieder abgelenkt.

"Weißt du, als ich mal mit Cole geschlafen hatte, als du noch nicht hier warst, hat er mir später erzählt, dass er eine Schwester bekommen würde und, dass er sie, also dich, auf Facebook gesucht hätte und weißt du was seine Meinung dazu war. Dass du ein fettes, hässliches Opfer wärst und er wahrscheinlich verheimlichen müsste, dass du bei ihm wohnen würdest." Das hat gesessen. Ich schluckte und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass mich diese Worte schon sehr trafen. Ich hatte schon kein sehr stark ausgeprägtes Selbstwertgefühl und diese Worte haben gerade auch nicht dazu beigetragen, dass es besser werden würde. Mein Blick legte sich auf meinen zukünftigen Stiefbruder, der wie die andern gerade um den Platz joggen musste um sich aufzuwärmen. Sein Blick war sehr konzentriert und man konnte ihm dabei zusehen, wie sich seine Muskeln anspannten um dann wieder zu erschlaffen und das immer wieder. Er war wirklich attraktiv, keine Frage. Seine Bemerkung über mich war schon lange her und ich konnte mir denken, dass sich seine Meinung über mich genau so geändert hatte wie meine über ihn. Trotzdem konnte ich mir nicht komplett sicher darüber sein.

"Hat es dir jetzt die Sprache verschlagen?" Provozierend lehnte sie sich zu mir runter. Ich konnte nämlich ihre Haare spüren, die mich an den Schultern kitzelten. Ich ballte meine Hand zu einer Faust und holte tief Luft. Dabei zählte ich langsam bis 10, so wie ich es in meiner Therapie gelernt habe.

"Kannst du endlich mal die Fresse halten? Deine Kommentare sind so unnötig und helfen dir bestimmt nicht irgendwann in näherer Zukunft Coles Freundin zu werden. Sie helfen dir nicht mal überhaupt die Freundin von irgendjemandem zu werden", regte ich mich leise auf. Ich wollte nicht, dass der Trainer etwas von unserem Gespräch mitbekommt. Ich konnte hören wie sie sich wieder richtig hinsetzte. Wenigstens hatte ich sie jetzt nicht mehr komplett im Nacken sitzen.

"Willst du mir gerade Tipps geben, oder was? Als die neue Schulmatratze plauderst du wohl gerne aus dem Nähtkästchen" Dabei lachte sie wieder gehässig. Ich verdrehte die Augen.

"Es ist schon lustig mit anzuhören wie du versuchst mich als Schlampe hinzustellen aber selbst verzweifelt versuchst die Aufmerksamkeit von jemandem zu bekommen, der sich nicht die Bohne für dich interessiert. Bist gerade mal gut für eine Nacht und dann holt er sich gleich die Nächste. Das ist lächerlich" Jetzt hatte ich sie. Eine lange Zeit kam nichts doch schließlich ließ sie sich dann doch nochmal dazu herab mich als blöde Kuh zu beschimpfen und dann wütend davon zu stampfen. Grinsend starrte ich in meine Notizen. Diese Runde hatte ich gewonnen.

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