Kapitel 32: Mach hinne

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Ich saß auf meinem Bett mit meinem Laptop auf dem Schoß. Gerade versuchte ich so gut wie möglich diesen Artikel zu schreiben, da dieser schon am Dienstag fertig sein musste. Wir sind erst spät heim gekommen, da die Jungs noch eine kleine Feier in den Umkleiden gestartet hatten. Ich war gerade dabei den letzten Abschitt zu schreiben als Cole auch schon in mein Zimmer platzte. 

"Stell das Ding weg und komm mit. Wir gehen feiern"

"Ich bin aber noch nicht fertig mit dem Artikel", antwortete ich ohne aufzusehen. Ich vernahm einen Seufzer, dann riss er mir auch schon den Laptop weg und stellte ihn auf meinen Schreibtisch.

"Hey!" Er verdrehte genervt die Augen.

"Du hast bis Dienstag Zeit. Also hast du noch fast drei Tage. Jetzt komm endlich. Trason hat dich nämlich auch eingeladen" Ein Blick auf die Uhr sagte mir dass es bereits halb elf war.

"Habt ihr nicht schon genug gefeiert? Und warum hat Trason mich eingeladen?" Wieder verdrehte er die Augen.

" Erstens, sowas muss immer gefeiert werden. Zweitens, gehörst du auch zum Team. Das ist auch der Grund, warum du in unserer Whatsapp-Gruppe bist, so als kleine Info am Rande. Drittens, mach hinne" Ich blickte auf mein Handy und ich hatte tatsächlich neue Nachrichten aus einer Chatgruppe mit den Jungs. Cole war schon auf den Weg zu meinem Kleiderschrank.

"Was wird das, Cole?", fragte ich ihn skeptisch.

"Zieh dir ein Kleid an, sonst such ich dir eins aus" Schnell stellte ich mich zwischen ihm und meinen Kleiderschrank. 

"Ich habe kein Kleid. Muss ich wirklich mit auf diese Party?" Zuckersüß sah ich ihn an. Ich hatte keine Lust auf diese Party. Bestimmt würde Jessy auch da sein und mir den letzten Nerv rauben. Außerdem hatte ich wirklich kein Kleid.

"Zieh dir einfach irgendwas an aber du kommst mit, du Langweilerin. Lern mal Leute kennen", bemerkte er bevor er mein Zimmer verließ. Das versetzte mir schon einen Stich, dass er so über mich dachte. Ich schlurfte rüber zu meinem Laptop, speicherte das Dokument und fuhr das Ding runter. Zehn Minuten später ging ich, fertig angezogen, rüber in Coles Zimmer. Dieser lag auf seinem Bett und tippte etwas auf sein Handy. Als er mich bemerkte, musterte er mich kurz von oben bis unten. Scheinbar schien er damit zufrieden zu sein, denn er gab keinen dummen Kommentar von sich. Bei einer schwarzen Jeans und einer einfachen Bluse konnte man auch nicht viel falsch machen. Ich hatte noch eine kleine Tasche dabei, in der meine Schlüssel und die Brieftasche Platz fanden. Cole stieg in sein Auto, ich folgte ihm skeptisch da ich mir zu hundert Prozent sicher war, dass er heute trinken würde. Sagen tat ich jedoch nichts. Seine Bemerkung vorhin hatte mich schon etwas verletzt, das gab ich zu. Auch der Weg zu Trason verlief schweigend. Er wohnte nur einige Straßen weiter und von weitem konnte man bereits sehen, dass viel los war. Cole parkte etwas abseits in einer kleinen Seitenstraße. 

"Es tut mir Leid, was ich vorhin gesagt habe. Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass du überhaupt mitkommen würdest. Schau jetzt bitte nicht mehr so grimmig" Überrascht sah ich ihn an, doch er ging einfach weiter. Da ich hier ohne ihn hoffnungslos aufgeschmissen wäre, folgte ich ihm einfach. Auf dem Weg zu Trason fiel mir auf, dass Cole mich bereits viel zu gut kannte. Ich musste lernen selbstständiger zu werden. Cole ging auf die Haustür zu, grüßte unterwegs einige Leute während ich schweigend neben ihm her ging. Ohne zu klingeln, öffnete er die Haustür und ließ mir dann den Vortritt durch das Getümmel aus Menschenmassen. Wie heute vorm Stadion legte er eine Hand an meinen Rücken und schob mich weiter bis wir im Wohnzimmer waren. Die gesamte Fußballmannschaft war vertreten, gemischt mit einigen Cheerleadern, wie ich bedauerlicherweise feststellen musste. Als wir im Wohnzimmer ankamen, gröhlten die Jungs zur Begrüßung, die sowieso wahrscheinlich eher Cole als mir gebührte. Trason, der bis gerade eben noch mit seiner Freundin gesprochen hatte, kam auf uns zu und begrüßte mich mit einer Umarmung. Etwas überfordert legte ich meine Arme ebenfalls um ihn und fragte mich, was er wohl schon alles getrunken hatte. Eine der Cheerleader flüsterte Sandra etwas zu und deutete auf mich. Sie zuckte nur mit den Schultern und lächelte mir dann zu. Als Trason endlich fertig war, kamen dann auch die andern Jungs um mich zu umarmen. Äußerlich versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen, innerlich hoffte ich, dass es bald vorüber war. Ich hasste so viel Körperkontakt. Als ich die Prozedur endlich hinter mir hatte, wurde ich an die Seite gestupst. Ohne hinzusehen wusste ich, dass es Cole war, denn es bereitete sich wieder dieses seltsame Kribbeln aus. 

"Was willst du trinken?" Er hatte sich zu mir runtergebeugt, denn ich konnte seinen Atem an meinem Ohr spüren, was mir eine Gänsehaut bereitete. Ich schluckte leicht und hoffte, dass er es nicht bemerkt hatte.

"Wasser", gab ich von mir. Er blickte mich wieder so an als wolle er etwas sagen, doch er ließ es dann bleiben und verschwand. Jetzt stand ich hier alleine in dieser Menschenmenge von der ich die Hälfte nicht kannte und viele derer, die ich kannte, nicht leiden konnte. Sandra schien zu merken, dass ich mich unwohl fühlte, denn sie kam auf mich zu und schob mich dann zu eines der Sofas. 

"Bist du schon aufgeregt wegen der Hochzeit?", fragte sie mich als sie sich zu mir setzte. Ich weiß, dass sie nur nett sein wollte, doch dieses Thema traf bei mir einen wunden Punkt.

"Woher weißt du davon?" Sie nahm einen Schluck und überlegte kurz.

"Trasons Vater und Coles Vater sind Geschäftspartner und Freunde, deswegen wurden sie alle eingeladen. Nash wurde auch eingeladen", erklärte sie mir. Hinter ihr sah ich die Cheerleader tuscheln. Sandra schien zu bemerken, dass ich irgendetwas hinter ihr anstarrte denn sie drehte sich nun auch um. 

"Mach dir um sie keine Sorgen, lass sie reden. Cole hat ihnen schon klar gemacht was passiert, wenn sie nochmal so 'ne Aktion starten wie letztens" Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, als ich daran zurückdachte.

"Lädt er sie dann nicht mehr zu sich ein?" Meine Stimme klang verbittert und ich wollte es nicht mal verstecken. Sie lachte laut auf bevor sie merkte, dass ich das ernst meinte. Sie wollte gerade etwas sagen, als Cole, wenn man vom Teufel spricht, mit einem Becher auf mich zu kam. Sie wartete bis er sich etwas entfernt hatte.

"Du bekommst das immer mit?", fragte sie mich mitleidig. Ich antwortete nicht, da ich gerade etwas sah, was ich nicht sehen wollte. Besser gesagt jemanden, den ich nicht sehen wollte. Jessy war da und wieder drauf und dran sich an Cole ranzumachen. Sie hatte ein kurzes Kleid mit tiefem Ausschnitt an. Auch sie sah mich und funkelte mich kurz böse an bevor sie sich weiter mit Cole unterhielt.

"Ich muss kurz raus an die frische Luft", meinte ich und ließ Sandra alleine da sitzen. Meine sozialen Batterien waren endgültig aufgebraucht. 

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt