Kapitel 58: Sie ist nicht hier

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Coles P.o.V

Fragend stand ich vor Liz' Bücherregal und überlegte mir welches Buch sie wohl am liebsten haben möchte. Fragen konnte ich sie schlecht, denn in der Psychiatrie nehmen sie einem das Handy weg, deswegen hat sie es gleich hier gelassen. Mein Blick fiel auf ein bestimmtes Buch, welches ich auch gleich griff und mitnahm. An der Haustür wurde ich jedoch aufgehalten von Daria und Sandra. Fragend blickte ich sie an.

"Hey, Cole. Können wir kurz hoch zu Elizabeth?" Ratlos blickte ich sie an und stieß Luft aus.

"Sie ist nicht hier", erklärte ich vage. Überrascht musterten die Beiden mich.

"Ist sie im Krankenhaus? Ist es was Ernstes?" Besorgnis zeigte sich auf ihren Gesichtern.

"Sowas in der Art, ja" Darias Blick fiel auf das Buch in meiner Hand.

"Du besuchst sie? Können wir nicht mitkommen?" Ich kratzte mich am Hinterkopf.

"Ja, ich war gerade auf den Weg zu ihr aber ich weiß nicht ob sie möchte, dass ich euch mitbringe", gestand ich schließlich.

"Warum sollte sie nicht wollen, dass wir sie besuchen? Wir sind doch Freundinnen, oder?", regte Sandra sich auf.

"Ja, ihr seid Freundinnen aber... Es ist kompliziert. Was wisst ihr über ihre Situation? Was hat sie euch erzählt?" Fragend sahen die beiden sich an-

"Sie hat uns gar nichts erzählt. Sie war die letzte Woche überhaupt nicht zu erreichen", erzählte Daria. Ich seufzte.

"Ich rede mit ihr und frage sie. Aber ich kann euch nichts versprechen" Sandra nickte und führte Daria mit sich fort. Ich setzte mich ins Auto und machte mich auf den Weg. Die Psychiatrie war ein unscheinbares Gebäude, welches etwas abgelegen lag. Am Eingang standen einige Sicherheitsmänner, die sich jedoch nicht durch mich stören ließen. Mit dem Aufzug fuhr ich in den dritten Stock, zu einer geschlossenen Station, die sich um akute Fälle wie Elizabeth kümmerte. Ich betätigte eine Klingel und ein etwas älterer Pfleger machte mir auf.

"Hallo, ich bin Cole Brooks und möchte Elizabeth Wheeler besuchen. Ich hatte gestern hier angerufen" Der Pfleger nickte und bat mich hinein.

"Ich bin Thomas", stellte er sich vor als wir an einem großen Saal vorbeigingen, in denen einige Menschen verschiedenen Alters saßen und malen. Ein Mann blieb vor uns stehen und fragte ob wir wissen, wo seine Frau wäre, sie wollte ihn eigentlich von der Arbeit abholen.

"Deine Frau ist Zuhause. Du bist in der Psychiatrie, weißt du noch?", erzählte der Pfleger ruhig. Der Mann starrte uns stirnrunzelnd an und ging dann, den Namen seiner Frau schreiend, weiter. Ich räusperte mich.

"Wie geht es Elizabeth eigentlich? Und ist es eigentlich okay, dass ich ein Buch mitgebracht habe?" Ich hielt besagtes Buch hoch und der Pfleger musterte es kurz.

"Das Buch ist in Ordnung. Miss Wheeler geht es den Umständen entsprechend. Sie macht bei den Psychotherapien gut mit und wird medikamentös wieder neu eingestellt. Heute wurde bei ihr eine Elektrokrampftherapie durchgeführt" Überrascht hob ich die Augenbrauen.

"Was muss ich darunter verstehen? Bekommt sie Stromschläge versetzt?" Thomas nickte.

"Ja, sie wurde in eine kurze Narkose gesetzt und über Elektroden wurde eine Art Krampfanfall ausgelöst. Sie hat nichts mitbekommen oder gespürt", beruhigte er mich nach meinem entsetzten Gesichtsausdruck.

"Diese Therapie hilft im Gehirn neue Nervenbahnen zu bilden. Die Medikamente können besser ansetzen. Sie ist vor zwei Stunden von dieser Therapie zurück und noch etwas müde, sie könnte Kopfschmerzen haben", erklärte er und klopfte dann an einer der Türen. Eine Frau in den 30ern öffnete und musterte mich kurz bevor sie breit grinste.

"Ist das der neue Physiotherapeut, Tommy? Er ist ja ein echter Augenschmaus" Ich presste die Lippen aufeinander um nicht loszulachen.

"Nein, ist er nicht und warum bist du nicht bei den andern?" Sie seufzte.

"Malen ist so öde, alles verschwimmt immer und jemand muss doch auf die Kleine aufpassen" Thomas hob die Augenbraue.

"Aber sicher nicht du. Los ab in die Therapie oder der Arzt erfährt davon" Beim Vorbeigehen strich sie mir über den Arm.

"Die Kleine hat ja echtes Glück mit dir" Thomas schob sie aus dem Zimmer und in die Richtung aus die wir gekommen waren.

"Das tut mir Leid. Ich lasse Sie eine Stunde hier bei Miss Wheeler und hole Sie dann wieder ab" Ich nickte und er schloss die Tür hinter mir. Ich sah mich kurz um. Das Zimmer sah genau so aus wie die Zimmer in einem Krankenhaus. Es standen zwei Betten drin und eine Hälfte des Zimmers sah aus als hätte eine Bombe eingeschlagen, die andere war ordentlich. Elizabeth lag in dem ordentlichen Teil des Zimmers im Bett beim Fenster, ein Arm lag über ihre Augen. Langsam ging ich zu ihr, strich einige Strähnen aus ihrer Stirn und küsste sie dort leicht. Verwirrt von meiner Handlung zog ich mich wieder zurück, doch auf Liz' Lippen bildete sich ein leichtes Lächeln und sie entfernte den Arm von ihren Augen.

"Hey, Cole", hauchte sie noch müde und massierte sich die Schläfen.

"Hey, wie gehts?" Sie richtete sich etwas im Bett auf.

"Ganz okay. Danke, dass du gekommen bist. Renée hat mich bereits vollgelabert" Ich lachte leicht.

"Interessante Mitbewohnerin hast du da", bemerkte ich als ich mir einen Stuhl schnappte und ihn näher an ihr Bett rutschte. 

"Sie ist manisch-depressiv und gerade in der manischen Phase oder so", erklärte sie und legte ihren Kopf wieder auf ihr Kopfkissen. 

"Ich hab dir ein Buch mitgebracht. Ich wusste nicht, was du wolltest, also hab ich das abgegriffenste genommen, dass ich finden konnte" Sie lächelte leicht.

"Dann lies vor", hauchte sie müde. Ich zog das Buch hervor und klappte es auf.

"Der Junge, der überlebte. Mr und Mrs Dursley im Ligusterweg Nummer 4 waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein, sehr stolz sogar"

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt