Kapitel 2: Was hast du gesagt?

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Nervös fuchtelte ich an meiner Tasche herum, die auf meinem Schoß lag und sah mich im Bus etwas um. Nur um zu bemerken, dass man mich längst beobachtete. Schon an der Bushaltestelle war es mir aufgefallen, jedoch dachte ich, dass sie mit der Zeit aufhören würden. Doch je mehr Menschen in den Bus stiegen, desto mehr fühlte ich mich angestarrt. Unruhig biss ich mir auf die Unterlippe und blickte auf meinen Schoß. Ich hasste Aufmerksamkeit. Ich wollte nicht die Neue sein. Vorallem nicht diejenige, die während dem Schuljahr die Schule wechselt. Der Bus hielt an und ich stieg wie die andern aus. Als ich vor der Schule stand, seufzte ich kurz auf. Das Gebäude war riesig. Ich würde mich sowas von verlaufen.

Ich atmete einmal tief durch und betrat dann den Schulhof. Als hätte ich einen Hebel umgelegt, sah auf einmal jeder zu mir. Ich schluckte kaum merklich und versuchte mir nichts anmerken zu lassen als ich den Schulhof überquerte. Diese Schule war komisch. Gedanklich ging ich durch ob ich jetzt schon irgendetwas falsch gemacht hatte oder ob ich irgendwie etwas angezogen hatte, was denen nicht passte. Ich konnte jedoch nichts negatives ausmachen.

Also versuchte ich das Ganze um mich herum auszublenden, da ich mich dadurch unwohl fühlte. Als ich die Eingangstür erreichte, spürte ich einen besonders intensiven Blick auf mir. Dieser Blick fühlte sich so intensiv an, dass ich nicht anders konnte als mich umzudrehen. Sofort fiel mein Blick auf diese intensiven grünen Augen, die mich kalt mustern. Diese Augen gehörten zu einem Kerl, wahrscheinlich etwas älter als ich. Er hatte dunkelbraune Haare, welche leicht verwuschelt waren und man konnte erkennen, dass er doch muskulös war. Kurzum sah er ziemlich gut aus. Als er sah, dass ich ihn ebenfalls musterte verformten sich seine Lippen zu einem spöttischen Grinsen. Dies war mein Zeichen zu gehen. Nichts war schlimmer als Typen, die sich total im Klaren waren, dass sie gut aussahen.

Als ich das Gebäude betrat, sah ich mich erstmal um, in der Hoffnung, dass das Sekretariat hier in der Nähe war. Ich war noch früh an, doch ich hatte wirklich nicht vor an meinem ersten Schultag zu spät zu kommen. Die Wege jedoch waren gut geschildert und ich fand das Sekretariat auch ziemlich schnell ohne Hilfe eines gaffenden Schülers. Ich betrat den kleinen Raum nachdem ich dazu aufgefordert wurde und sah mich einer noch relativ jungen Dame gegenüber.

"Mein Name ist Elizabeth Wheeler. Ich bin neu hier" Sie nickte kurz und sah dann gehetzt auf ihren Computer. Nach einigen Mausklicks war der Drucker zu hören und sie stand auf um in einem Schrank zu wühlen. Zurück kam sie mit einem Stapel Bücher, welchen sie vor mir auf den Schreibtisch stellte.

"So, hier sind deine Schulbücher" Sie drehte sich kurz zum Drucker um und gab mir die Zettel, die sie ausgedruckt hatte.

"Hier ist dein Stundenplan und der Code" Sie warf selbst noch einen kurzen Blick auf die Papiere. Ich nahm mir währenddessen den Stapel mit den Büchern.

"Dein Spind und dein erster Kurs sind hier gleich links um die Ecke". Ich nickte und bedankte mich.

"Willkommen in der High School von San Francisco", meinte sie dann noch lächelnd. Ich zwang mich selbst auch zu einem kleinen Lächeln, bevor ich dann auch ging. Links abbiegen sagte sie. Ein kurzer Blick auf meinen Stundenplan zeigte mir, dass ich nun English hatte. Ich verdrehte die Augen. Ich hasse English. Prüfend ging ich den Gang entlang, auf der Suche nach meinem Spind. Plötzlich stieß ich in etwas Hartes und meine Schulbücher fielen mir aus der Hand. 

"Kannst du nicht aufpassen?", wurde ich von einer tiefen Stimme angefahren. Ich blickte hoch in diese wunderschönen, grünen Augen, die mich nun wütend musterten. In diesen Kitschfilmen würde der Junge dem Mädchen nun helfen, die Bücher aufzusammeln. Sie würden sich entschuldigen, Nummern tauschen und wurden ein Paar. Ich jedoch musste meine Bücher alleine aufheben.

"Hast doch auch Augen im Kopf", murmelte ich währenddessen.

"Was hast du gesagt?" Mein Kinn wurde grob gepackt und ich wurde gezwungen ihn anzusehen.

"Du hast mich schon verstanden", nuschelte ich, weil sein Griff wirklich fest war. Er kam bedrohlich näher.

"Du scheinst noch nicht ganz verstanden zu haben, wie das hier läuft, Schätzchen. Da du noch neu bist, mache ich eine kleine Ausnahme" Mit diesen Worten ließ er mich los und ging an mir vorbei. Dabei rempelte er mich nochmal absichtlich an, sodass mir nochmal die Bücher, die ich bereits aufgehoben hatte, runterfielen.

"Arschloch", fluchte ich als ich dann endlich meinen Spind fand und die Bücher reinpfefferte. Der dachte bestimmt er wäre hier der Allergrößte. Ich fischte das Buch aus dem Spind, dass ich nun für English gebrauchen würde und machte mich dann auf die Suche nach dem richtigen Klassenzimmer. Dabei bemerkte ich, dass meine kleine Auseinandersetzung mit diesem Arschloch nicht ganz unbemerkt blieb. Wieder wurde ich von andern Schülern gemustert. Teilweise ehrfürchtig, teilweise abschätzig. Die haben hier doch alle kein Leben.

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