Kapitel 10: Sonst noch was?

472 22 3
                                    

Endlich war Freitag und ich hatte mir vorgenommen mit Cole über diese Schülerzeitung-Sache zu sprechen. Ich hatte mich dazu entschlossen mich dieser Herausforderung zu stellen und hoffte, dass Cole mir helfen würde. Und wenn nicht dann suche ich mir halt einen anderen, der mir helfen kann. Ich lehnte gerade an seinem Auto um auf ihn zu warten als er dann endlich kam, mit Trason und Nash im Schlepptau. Innerlich verdrehte ich die Augen. Nash verfolgte mich schon die ganze Woche und verbrachte jede Mittagspause mit mir. Er machte auch sehr deutlich, dass er an mir interessiert war. 

Ohne ein Wort stiegen Cole und ich in den Wagen und fuhren los. Das ging schon die ganze Woche so und um ehrlich zu sein nervte es mich etwas. Ich verlangte ja nicht, dass wir ein normales Gespräch führen mussten aber ein 'Hallo' könnte doch schon noch drin sein, fand ich. Schweigend fuhren wir durch die Straßen San Franciscos bis wir schließlich in unserer Straße einbogen. Im Seitenspiegel konnte ich sehen, dass Trason und Nash uns folgten.

"Kommen sie mit zu uns?", fragte ich Cole einfach. 

"Ja, hast du ein Problem damit?" Ich schüttelte den Kopf.

"Nein, hab nur gefragt" Wow unser erstes Gespräch seit drei Tagen. Er fuhr in die Garage und wir gingen ins Haus. Im Gang standen zwei Kartons. Skeptisch sah sich Cole das Ganze an.

"Weißt du was das ist?" wandte er sich an mich.

"Wahrscheinlich meine restlichen Sachen", erklärte ich. Mein ganzes Leben passte in zwei Kartons. Irgendwie schon traurig. Ich öffnete einen Karton. Bücher. Das waren sicherlich meine Sachen. Schon klingelte es an der Tür und Trason und Nash traten ein, nachdem Cole ihnen geöffnet hatte.

"Soll ich dir beim Tragen helfen?", fragte er mich noch bevor er mit ihnen ins Wohnzimmer ging. Cole bot mir seine Hilfe an? Ich schüttelte den Kopf.

"Nein, danke aber". Er nickte und verschwand dann mit den andern im Wohnzimmer. Ich trug derweil die Kisten hoch, die doch leichter waren als ich es erwartet hatte. Ich war gerade dabei meine Bücher in ein, noch leerstehendes, Regal zu räumen als ich einen Blick auf mir spürte.

"Cole, man kann auch klopfen bevor man in ein Zimmer geht, das nicht seins ist", bemerkte ich ohne mich umzudrehen.

"Dann verpasst man aber einiges" bekam ich als Antwort. Plötzlich versteifte ich mich. Das war nicht Cole. Langsam drehte ich mich um und sah in braune Augen, Nashs Augen. Ich schluckte.

"Was tust du hier?" 

"Ich wollte dich sehen", meinte er nur und kam einen Schritt näher. Ich wich einen Schritt zurück und spürte das Regal in meinem Rücken. Innerlich fluchte ich auf.

"Wir haben uns doch schon in der Schule gesehen" Nervös biss ich mir auf die Unterlippe als er noch näher trat. Mittlerweile berührten sich unsere Oberkörper leicht. Meine Hände begannen zu schwitzen.

"Vielleicht reicht mir das ja nicht" hauchte er und musterte mich eindringlich. Sein Gesicht kam mir immer näher und sein Blick fiel immer wieder auf meine Lippen. Er hatte doch nicht etwa vor mich zu küssen?

Kaum hatte ich diesen Satz zu ende gedacht, lagen seine Lippen auch schon auf meinen. Geschockt stand ich einfach nur da und wusste nicht, was ich tun sollte. Er schien das nach einer Weile auch zu merken, denn er löste sich von mir und musterte mich kurz bevor er einfach verschwand. Verwirrt blickte ich ihm hinterher und fasste mir an meine Lippen. Er hatte mich tatsächlich geküsst. Ich hatte meinen ersten Kuss mit Nash. Ich schüttelte den Kopf um diese Gedanken zu vertreiben und packte weiter meine Sachen aus. Etwas später hörte ich die Haustür und danach Coles schwere Schritte. Ich packte meine Sachen fertig aus und ging dann zu ihm rüber. Jetzt oder nie. Zaghaft klopfte ich an seiner Tür.

"Ja?" ertönte von drinnen.

"Kann ich rein kommen?" Es war kurz ruhig bis seine Stimme wieder ertönte.

"Komm rein" Ich öffnete die Tür und blieb auch gleich wieder stehen. Vor mir stand Cole, oberkörperfrei. Er hatte wohl gerade Klimmzüge an der Stange an seiner Decke gemacht. Wie erstarrt musterte ich seine muskulöse Brust. Ich erwachte erst wieder aus meiner Starre als er sich ein T-Shirt anzog. Wissend blickte er mich an und ich spürte, dass sich meine Wangen rot färbten. Er hatte mich sowas von beim Starren erwischt.

"Was ist?", fragte er als er sich auf sein Bett setzte. Er fragte ganz neutral ohne diesen genervten Unterton wie sonst wenn er mit mir sprach. Verlegen räusperte ich mich und setzte mich mit reichlich Abstand zu ihm auf sein Bett.

"Ich habe vor der Schülerzeitung beizutreten und sie haben mir angeboten über das Fußballteam der Schule zu schreiben, wie die Spiele, vor allem die Auswärtsspiele, laufen. Doch da gibt es ein Problem", begann ich ihm zu berichten. Ich glaube, ich hatte noch nie so viel mit ihm gesprochen.

"Du hast nicht die leiseste Ahnung von Fußball", schlussfolgerte er.

"Nicht die Bohne. Mir wurde gesagt, dass du der Kapitän der Mannschaft bist und dass du mir vielleicht helfen könntest" Regungslos blickte er mich an. Er schien zu überlegen.

"Du musst nicht wenn du nicht willst. Ich würde dich verstehen", fügte ich noch hinzu. 

"Ich helfe dir" 

"Was?" Ich dachte echt, ich würde mehr Überzeugungskraft benötigen.

"Ich helfe dir", wiederholte er seine Worte von vorhin. Erleichterung machte sich in mir breit und ich konnte nicht anders als zu lächeln.

"Danke" Eigentlich war das Gespräch damit beendet doch ich blieb trotzdem sitzen, was auch er zu bemerken schien.

"Sonst noch was?" Gut jetzt hatte er gefragt jetzt musste ich es loswerden.

"Du und Nash seid doch Freunde, oder?" druckste ich etwas herum. Mir war es schon etwas peinlich mit ihm über dieses Thema zu sprechen. Skeptisch sah er von seinem Handydisplay zu mir rüber.

"Ja? Auf was willst du hinaus, Elisabeth?"Immernoch skeptisch musterte er mich.

"Er hat mich geküsst" murmelte ich und lief wieder rot an. Er öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder. Er überlegte.

"Hast du keine Freundin, der du das erzählen kannst?" 

"Um ehrlich zu sein. Nein, hab ich nicht" Seufzend legte er sein Handy weg und drehte sich mir nun komplett zu.

"Was willst du jetzt von mir hören?" Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange.

"Eigentlich wollte ich dich fragen ob du weißt ob er es ernst meint" Er überlegte eine ganze Weile.

"Also seit du hier zur Schule gehst, hat er ein Auge auf dich geworfen. Ich bin jetzt ganz ehrlich zu dir, ich persönlich glaube nicht, dass er es ernst meint" Ich nickte langsam.

"Warum ist dir das so wichtig?" Ich blickte kurz zu ihm bevor ich wieder auf meine Hände starrte, die auf meinem Schoß lagen. Ich seufzte.

"Es ist nur, dass ich es nicht gewohnt bin, dass sich jemand so stark für mich interessiert und jetzt zuhören, dass es nicht ernst gemeint ist, ist schon verletztend. Auch wenn ich keine Gefühle für ihn habe", gestand ich kleinlaut.

"Schieß ihn in den Wind. Er wird das schon verkraften. Ist besser für euch beide", meinte er und tippte wieder auf sein Handy rum. Ich stand auf um sein Zimmer zu verlassen.

"Danke", hauchte ich noch als ich sein Zimmer verließ. Er hob seinen Blick vom Handy und blickte fragend zu mir.

"Wofür?"

"Dass du so ehrlich warst"

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt