Kapitel 39: Du musst es ja wissen

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"Ich habe mir deinen Artikel durchgelesen, Elizabeth und ich muss sagen, dass das eine starke Leistung ist. Als ich ihn gelesen habe, konnte ich nicht glauben, dass du keinerlei Fußballkenntnisse hast. Es stehen Fachbegriffe drin, doch ausführlich erklärt, sodass es auch ein Laie versteht", lobte Mrs. Carter mich bei der Versammlung der Schülerzeitung. Endlich Mal ein Hoffnungsschimmer an diesem beschissenen Tag. In wirklich jedem Klassenzimmer, in dem ich mich heute aufhielt, stand an meinem Platz ein verdammter Milchshake. Ich war nie ein sonderlicher Fan von diesem Getränk, doch mittlerweile verabscheute ich es.

"Es ist ziemlich einfach wenn man mit dem Kapitän der Fußballmannschaft ins Bett steigt", kam es von der anderen Seite des Raumes. Überrascht gingen alle Blicke zu Jessy, die so tat als hätte sie nie etwas gesagt. Die Stimmung war ziemlich angespannt.

"Du musst es ja wissen", entgegnete ich und brachte damit Mrs. Carter völlig aus dem Konzept.

"Ähm... wie dem... auch sei, ich glaube, dass die Schülerzeitung diese Woche ein voller Erfolg wird", stammelte sie weiter. Es muss für sie auch ziemlich peinlich sein mit dem Privatleben der Schüler konfrontiert zu werden, obwohl auch Gerüchte im Umlauf sind, dass sie etwas mit Mr. Fletcher hätte. Auch die andern wussten nicht so ganz, was sie mit dieser Situation anfangen sollten. Als die Versammlung vorbei war, stürmte Jessy gleich wütend davon. Auch Mrs Carter war schnell weg. Seufzend stand ich auch auf.

"Leute, ich weiß, dass die Situation gerade etwas komisch ist und ich verlange auch nicht, dass ihr euch zwischen mir und Jessy entscheiden sollt aber bitte lasst mich weiter für diese Zeitung schreiben. Ich mach alles von Zuhause aus und komme nur noch zu den Versammlungen. Wenn ich Fragen habe, schreib ich euch und ich hoffe, dass macht ihr auch" Ich konnte noch ein kleines Lächeln hervorbringen bevor ich verschwand ohne mir ihre Antworten anzuhören. Gegenüber der Tür stand Cole und tippte irgendetwas in seinem Handy ein. Neben ihm lag seine Sporttasche. Er blickte auf als ich vor ihm stand und lächelte leicht. Ich wartete bis er seine Sporttasche geschultert hatte und machte mich dann mit ihm auf den Weg zum Stadion. Cole hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mich jetzt nach jedem Unterricht abzuholen und zu dem Nächsten zu bringen als wäre er mein Beschützer. Einerseits war das praktisch denn die Milchshakewitze haben dadurch so gut wie aufgehört, andererseits war mir das Ganze etwas unangenehm. Ich hatte schon einen miesen Ruf an dieser Schule und immer mit Cole gesehen zu werden machte es nicht besser. Doch wenn ich an die Situation mit Zac gestern dachte, war ich schon froh, dass Cole da war. Doch Zac hatte sich noch nicht blicken lassen. 

"Wie war die Versammlung?" Er öffnete mir die Tür und trat dann nach mir nach draußen auf den Parkplatz, den wir überqueren mussten um zum Stadion zu gelangen.

"Dank Jessy, denkt Mrs Carter jetzt, dass wir beide miteinander schlafen", erzählte ich. Er zuckte bloß mit den Schultern.

"Kann ihr ja egal sein. Sie schläft auch mit Fletcher", meinte er ziemlich unbeeindruckt. 

"Woher kommt eigentlich dieses Gerücht?" Er grinste.

"Das ist kein Gerücht. Sieh mal unauffällig nach links" Ich tat, wie mir gesagt wurde und verzog auch schon angewidert das Gesicht. Mrs Carter saß im Auto rittlings auf Mr Fletchers Schoß und küssten sich als gäbe es keinen Morgen.

"Ich krieg dieses Bild nie wieder aus meinem Kopf", murmelte ich und beschleunigte meine Schritte um diesen Parkplatz schnell zu verlassen. Cole folgte mir lachend. Wie sonst auch immer verzog er sich dann in die Umkleidekabine während ich schon auf den Platz ging, wo die Cheerleader gerade trainierten. Wie immer begannen sie zu tuscheln sobald ich in der Nähe war. Sandra winkte mir zu, was ich erwiderte. Es erstaunte mich immer wieder wie gut sie sich in einer Gruppe integrieren konnte, in der sie eigentlich keinen leiden kann. Der Coach war natürlich auch schon da und begrüßte mich mit einem leichten Kopfnicken. Wie immer waren die Jungs extra früh da um sich noch einige Minuten lang die Cheerleader anzusehen, wie die Aasgeier. Mit einem Räuspern verschaffte sich der Coach die gesamte Aufmerksamkeit. Währenddessen beendeten die Cheerleader ihr Training.

"So Jungs, ich wollte euch nur sagen, dass ihr beim letzten Spiel eine tolle Leistung an den Tag gelegt hat. Nicht nur auf dem Spielfeld selbst, sondern auch fernab von diesem. Ich habe nicht eine Beschwerde wegen einer Prügelei erhalten, was mich wirklich stolz macht. Außerdem habt ihr eine tolle Taktik gezeigt. Es war wirklich ein sauberes Spiel von eurer Seite aus. Damit seid ihr verdient eine Runde weiter" Die Jungs applaudierten dem Trainer und auch sich selbst. Ich klatschte aus Höflichkeit auch ein-, zweimal. Der Coach wandte sich an mich.

"Und ich hoffe ich bekomme morgen eine wunderschöne Wiederholung dieses Spiels zu lesen" Das hoffte ich auch. Trotzdem lächelte ich und hoffte, dass ich nicht komplett rot war obwohl ich die Hitze auf meinem Gesicht bereits spüren konnte.

"Der Ausschuss hat bereits den nächsten Gegner für uns ausgelost. Das kommende Wochenende geht es für uns nach San Diego und wir spielen gegen die dortige High School" Schockiert blickte ich den Coach an. Warum gerade San Diego? Warum nicht Sacramento oder Los Angeles? Es gab so viele Städte in Kalifornien aber wir mussten natürlich gegen San Diego spielen und ich musste mitkommen. 

"San Diego ist ein ernst zu nehmender Gegner, wie ihr letztes Jahr bereits herausgefunden habt. Ich hätte mir auch gewünscht, dass wir erst später auf sie treffen, aber man kann sich das ja auch nicht aussuchen. Wie dem auch sei, wir müssen nun noch härter trainieren, denn ich möchte nicht schon nach zwei Runden Zuhause bleiben müssen" Die Jungs murmelten alle zustimmend. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hatte San Diego die Jungs letztes Jahr aus dem Turnier geschmissen. Da kamen natürlich eine menge aufgestauter Gefühle wieder auf. Wie auch bei mir. Ich spielte schon lange mit dem Gedanken wieder einmal nach San Diego zurück zukehren aber doch nicht zu meiner alten High School. In Gedanken versunken ließ ich mich auf die kleine Bank hinter mir fallen während die Jungs ihre Aufwärmrunden liefen.

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