Kapitel 67: Na gut

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Wie immer saß ich mit den andern Ersatzspielern auf der Bank und sah zu wie sich zwei von diesen warm liefen. Einer würde für Trason als Torhüter und einer für Cole als Stürmer einspringen. Warum genau, verstand ich bislang noch nicht. Sie waren nicht im Spiel verletzt worden und sonst haben sie all ihre Spiele bis zum Schluss durchgespielt also glaube ich nicht, dass es an Erschöpfung liegen konnte. Der Linienrichter hob eine Leuchttafel und Trason wurde ausgewechselt. In der Zwischenzeit nahm Cole sein gelbes Band ab, welches ihn als Kapitän zeichnete und schmiss es Nash zu, welcher es sich ohne zu fragen umband. Dann ließ auch er sich auswechseln. Auf dem Spielfeld tat sich währenddessen nicht viel. Unsere Mannschaft hatte gerade Ballkontakt und spielten sich den Ball gegenseitig zu um Zeit zu schinden bis beide Spieler auf dem Feld sind. Unsere Mannschaft lag eins zu null vorne jedoch mussten noch zwanzig Minuten gespielt werden. Trason fing grinsend eine jubelnde Sandra auf, die auf ihn sprang, wahrscheinlich, weil er zwei Tore von Bakersfield verhindert hatte. Als sie begannen, sich vor dem ganzen Publikum zu küssen, wandte ich mich ab. Cole grinste kurz in ihre Richtung, doch wandte sich dann auch ab um sich mit einem Handtuch durch die verschwitzten Haare zu fahren. Ich blickte ihn fragend an, was er nach einiger Zeit auch bemerkte. 

"Was ist?" Er legte das Handtuch um seine Schultern und nahm dann einen kräftigen Schluck aus seiner Trinkflasche. Dann setzte er sich zu mir.

"Warum habt ihr euch austauschen lassen? Das habt ihr noch nie getan" Cole nickte um mir zu verstehen zu geben, dass er meine Frage gehört hatte und nahm nochmal einen großen Schluck.

"Siehst du diese Männer dort?" Er zeigte diskret auf drei Männer in Anzügen, die in der ersten Reihe im Publikum saßen. Ich nickte und musterte sie. Sie waren alle schon älter und haben irgendwie etwas geschäftsmannmäßiges an sich, so wie Louis.

"Das sind Sponsoren von verschiedenen Universitäten. Sie sehen sich das Spiel an um talentierte Spieler zu finden, die sie dann in die Teams der Universitäten aufnehmen können. Im Gegenzug bezahlen sie dann das Studium"

"Also ein Stipendium" Cole nickte wieder.

"Aber warum haben Trason und du dich auswechseln lassen? Ihr seid doch auch talentierte Spieler?" Cole lächelte.

"Danke für das Kompliment. Doch Paul, zum Beispiel, möchte Medizin studieren und seine Eltern können sich das Studium nicht leisten. Edward hat Spitzennoten und sein größter Traum ist Havard. Er hat große Chancen angenommen zu werden, doch die Uni ist echt teuer. Kevin möchte nach Yale und Tony an die Ostküste, so wie du. Mein Vater ist einer der reichsten Männer dieses Landes, also können wir uns ein Studium locker leisten. Trasons Eltern sind auch recht wohlhabend also hat er ein Stipendium auch nicht nötig. Nash wollte sich auch auswechseln lassen, doch man kann nur zwei Spieler austauschen und wir brauchen ihn für die Elfmeter. Er ist darin einfach der Beste der ganzen Mannschaft" Verstehend nickte ich.

"Das ist nett von euch", bemerkte ich. Er musterte mich bevor er seine Lippen zu einem kleinen Lächeln verzog. Danach konzentrierten wir uns wieder aufs Spiel. Die Stimmung im Stadion war so überwältigend wie noch bei keinem anderen Spiel. Das Stadion war voll und überall schrien die Leute die Namen der Spieler. Bakersfield hatte gerade Ballkontakt und sie konnten sich bis zum Tor durchkämpfen. Cole, neben mir, spannte sich, wahrscheinlich unbewusst, an als der Ball immer näher Richtung Tor kam. Der Stürmer von Bakersfield schoss schließlich doch Edward fing den Ball geschickt auf. Jubel durchströmte das Stadion und Edward sah erleichtert Richtung Trason, der ihm den Daumen hoch zeigte. Er spielte den Ball wieder Nash zu, der den Ball wieder an den nächsten Mitspieler abgab. Der Ball wurde über kurze Strecken immer wieder zwischen den Spielern hin und her, vor und zurück gespielt bis Nash mit dem Ball auf einmal einen schnellen Sprint nach vorne unternahm. Paul verstand gleich und lief auf der anderen Seite des Spielfeld in die gleiche Richtung. Nash schoss den Ball quer übers Feld, Paul nahm an und schoss ihn direkt von sich weg ins Tor. Alles ging so schnell, dass der Torhüter gar nicht reagieren konnte. Brüllend sprang Cole von der Bank auf und die andern taten es ihm nach. Im Stadion wurde es ohrenbetäubend laut. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass das Spiel nur noch fünf Minuten dauern würde. Cole und die andern hatten sich wieder beruhigt und saßen nun wieder ruhig auf der Bank. Unsere Mannschaft kam ziemlich schnell wieder in den Ballbesitz und spielten nun nur noch auf Zeit, obwohl die andern wahrscheinlich eh keine Zeit mehr hatten zwei bis drei Tore zu schießen um noch gewinnen zu können.

"Wir haben gewonnen! Jungs, wir haben tatsächlich gewonnen!", rief Cole laut als der Schiedsrichter das Spiel abpfiff. Der Jubel im Stadion war noch lauter als letztes Mal. Die Jungs liefen alle aufs Spielfeld und zertrampelten Nash und Paul fast unter sich. Nachdem sie alle wieder voneinander abgelassen hatten, stellten sie sich alle in einer Reihe auf und verbeugten sich in allen Richtungen zum Publikum. Sogar der Trainer war ganz aus dem Häuschen.

"Jungs, ich kann euch nicht sagen, wie stolz ich auf euch bin. Diese Schule hatte das letzte Mal vor zehn Jahren dieses Turnier gewonnen" Der Schiedsrichter kam mit einem riesigen Pokal und überreichte ihn an den Coach. Nash reichte Cole wieder das gelbe Band. Der Coach überreichte den Pokal an Cole und zusammen mit dem Rest der Mannschaft hielten sie den Pokal in die Höhe. Reporter der lokalen Zeitung waren da und schossen viele Bilder von ihnen.

"Wie glücklich sie über einen Haufen Blech sein können", bemerkte Sandra grinsend. Überrascht sah ich sie an. Ich hatte nicht gemerkt, dass sie sich zu mir gestellt hatte.

"Sie haben ja auch hart dafür gearbeitet", meinte ich schulterzuckend. Ich gönnte ihnen diesen Sieg von ganzem Herzen. Cole löste sich von der Gruppe und ging auf die andere Seite des Spielfelds um mit dem gegnerischen Kapitän zu sprechen. Diese grüßten sich knapp und der Kapitän klopfte ihm gratulierend auf die Schulter, auch die andern der Mannschaft folgten. Scheinbar waren sie gute Verlierer und nicht so schnell beleidigt. Die Sponsoren sprachen untereinander und zeigten auf die verschiedenen Jungs, auch auf welche der gegnerischen Mannschaft. Wahrscheinlich waren sie daher nicht so sehr enttäuscht, da die Sponsoren auch sie im Blick hatten. Auch Nash löste sich von der Gruppe und lief zur Tribüne. Sandra und ich sahen ihm zu wie Daria sich zu ihm runterbückte und ihm einen Kuss gab. Nash sagte kurz etwas zu ihr und half ihr dann von der Tribüne zu klettern.

"Die beiden sind echt zu süß für diese Welt", kommentierte Sandra und ich nickte beipflichtend. Händchenhaltend kamen die beiden zu uns rüber.

"Nash veranstaltet heute eine Party und ihr seid auch eingeladen", meinte Daria als Nash wieder zu den Jungs gegangen ist. Ich verzog das Gesicht.

"Ach komm schon Elizabeth! Nur dieses eine Mal", bat Sandra mich. 

"Ich hab Nash gesagt, dass ich nur komme wenn du auch hingehst", erklärte Daria. Ich runzelte die Stirn.

"Wärst du nicht sowieso gegangen, weil er dein Freund ist?"

"Das heißt nicht, dass ich die ganze Zeit wie eine Klette an ihm hängen muss. Also brauch ich Leute mit denen ich mich unterhalten kann, also euch beide" Ich seufzte ergeben.

"Na gut"

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt