16. August, Markus

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16. August, Markus

Die Hälfte der Schulclique war zusammengekommen und stand plaudernd vor dem Kiosk, in dem Arne soeben verschwunden war. Inzwischen war es dunkel geworden, aber die Hitze des Tages wurde vom Asphalt zurückgestrahlt, es war noch immer angenehm warm. Die Mädchen schwenkten ihre Sporttaschen und Nils und Christian hatten zwei Bierkisten vor sich abgestellt und stritten sich mit Stefan über die beste Biersorte. Arne verließ den Kiosk und schwenkte vergnügt eine Wodkaflasche, von den anderen enthusiastisch beklatscht.

„Und jetzt?", wollte Markus wissen.

„Abwarten", grinste Nils.

Zusammen zogen sie los, eine Bierkiste jeweils von zwei Jungen in die Mitte genommen, und nur fünf Minuten später hielten sie vor einer von Bäumen umstandenen Anlage an, bei der eine Gestalt auf sie wartete. Beim Näherkommen erkannte Markus Lars aus dem Jahrgang unter ihnen, ein Junge aus Kathis Klasse. Nils und Lars begrüßten sich ausgelassen mit einem Schulterklopfen.

Neugierig sah sich Markus um, war hier nicht das Freibad? Im Dunkeln war die Gegend kaum zu erkennen, obwohl der Himmel über Berlin eigentlich nie tiefschwarz wurde. Die Laterne auf der gegenüberliegenden Straßenseite spendete nur begrenztes Licht, das kaum über die Straße reichte.

Die Jugendlichen setzen sich wieder in Bewegung, automatisch hob Markus die Bierkiste mit an. Arne am Beginn ihrer kleinen Gruppe bog ein paar Zweige beiseite und verschwand in den Büschen. Die Mädchen kicherten leise, dann folgten sie ihm. Einer nach dem anderen zwängte sich durch das Gestrüpp, was mit den Bierkästen gar nicht so einfach war. Dann kletterten sie durch ein Loch im Zaun und standen anschließend auf dem frisch gemähten Rasen des Freibades.

Sobald sie den Zaun und die Bäume hinter sich gelassen hatten, wurde es heller. Es war fast Vollmond. Vor dem Himmel hob sich der weißgestrichene Sprungturm ab. Cool, dachte Markus beindruckt und fragte allgemein in die Runde, ob denn nachts nicht das Wasser abgelassen wurde.

„Bisher noch nicht", gab Nils zur Antwort und ließ sich direkt neben dem Becken auf den Rasen fallen. Die anderen taten es ihm nach, jeder nahm sich ein Bier und fröhlich prosteten sie sich zu.

Markus legte den Kopf in den Nacken, leerte die Flasche durstig bis zur Hälfte und sah in den dunklen Himmel und dann wieder hinüber zum Wasser. Es war eine echt geniale Idee. Seine leichten Gewissensbisse schob er mit dem Argument, dass sie ja niemandem schadeten, beiseite. Es dauerte nicht lange, bis sich die ersten von ihnen ausgelassen in die Fluten gestürzt hatten.

„Markus, komm!", brüllte Arne laut, der soeben splitterfasernackt ins Becken gesprungen war.

Markus sah zu den anderen hinüber, die Mädchen trugen Bikinis, die übrigen Jungen entledigten sich lediglich ihrer Shorts und T-Shirts und Markus folgte ihrem Beispiel.

Erfrischend schlug das Wasser über seinem Kopf zusammen, dann drehte er sich auf den Rücken und machte ein paar rasche Züge. Der Mond schien mit Wohlwollen auf sie hinab zu schauen. Dann kletterten Arne, Nils, Lars und er auf das Fünf-Meter-Brett. Das Brett wippte gewaltig, als Nils sich schwungvoll abdrückte und einen formvollendeten Salto hinlegte.

Nicht schlecht, dachte Markus beeindruckt. Die Mädchen hingen am Beckenrand des Schwimmerbeckens und klatschten fröhlich Beifall. Als Arne zum Sprung ansetzte, ließ Petra einen frechen Pfiff hören. Arne machte in ihre Richtung hin eine elegante Verbeugung und sprang dann so kräftig ab, dass es hoch spritze, als er im Wasser landete.

Markus ging leichtfüßig zum Rand des Sprungbrettes, beugte sich nach vorne und berührte fast seine Zehen. Unter ihm war das schimmernde Wasser zu erahnen. In seinen Ohren rauschte es, so dass er die anderen nicht reden hörte, aber er konnte ihre Blicke spüren. Dann stieß er sich ab und landete mehr oder weniger gelungen mit den Händen voran im Wasser. Es ging tief und tiefer und dann beschrieb er einen Bogen und kehrte zurück an die Oberfläche.

Herz in den WolkenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt