9. Juli, Sascha

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Aneinander gekuschelt lagen wir auf den Polstern und genossen die Wärme, die unsere erhitzten Körper noch ausstrahlten.

„Bist du immer so gut vorbereitet?", wollte Kathi wissen und nickte zum auf dem Boden liegenden geöffnete Päckchen hin.

Ich lächelte – „der Mann von Welt ist immer vorbereitet", wollte ich lässig erwidern – gab dann aber ehrlich zu:

"Ich hatte heute darauf gehofft. Und – bereust du es?"

„Natürlich nicht", kam es sofort von Kathi. Sie legte den Kopf auf meinen Unterarm und sah mich verträumt an.

Die Wimpern an ihren Augen flatterten leicht wie die Flügel eines Schmetterlings. Sie wirkte für einen Moment filigran wie eine Elfe. Ich schmunzelte in mich hinein. Was einem so für Gedanken durch den Kopf gingen. Dabei war ich gar nicht der poetische Typ. Kathi öffnete die Augen ein wenig mehr und wollte dann wissen:

„Woran denkst du?"

Ich würde mich hüten, diese Gedanken preis zu geben, schließlich wollte ich mich nicht lächerlich machen.

„An deinen süßen Arsch", flüsterte ich stattdessen und brachte damit Kathi zum Lachen.

Für einen Moment schwiegen wir entspannt und sahen uns einfach nur zärtlich in die Augen und ich dachte bei mir, was für ein unglaubliches Glück ich doch hatte, sie damals getroffen zu haben.

„Ich glaube, es hat aufgehört zu regnen", konstatierte Kathi schließlich und strich sich ein paar ihrer Locken hinter's Ohr. Ich lauschte, in der Tat, das leise Rauschen hatte nachgelassen.

„Dann können wir ja wieder diese Rumpelkammer verlassen."Ich deutete grinsend auf den ganzen Krempel, der sich hinter dem Gartentisch auftürmte.

„Ich find's eigentlich ganz gemütlich hier", widersprach Kathi und schlang eines ihrer Beine um meine Unterschenkel.

„Dir ist kalt", stellte ich fest und sah auf die Gänsehaut an ihren Armen, zog daher meine Jacken heran, breitete sie über Kathi aus und legte den Arm um sie.

Kathi ließ nachdenklich ihren Blick über die feinen dunklen Härchen auf meinem Arm wandern.

„Dir ist gar nicht kalt", bemerkte sie mit einer Spur Überraschung.

„Ich bin eben ein Mann", feixte ich und gab ihr einen Kuss in den Nacken. Kathi lächelte. Dann wurde sie plötzlich nachdenklich.

 „Duuu...", sie zögerte und dann kam ziemlich abrupt: „Willst du immer noch nach Moskau?"

Die Frage hing ein Weilchen in der Luft und ich spielte mit ein paar von Katharinas Haarsträhnen.

„Ich weiß es nicht", murmelte ich schließlich nachdenklich, „Ich weiß nur, dass ich hier weg will."

Die bisher angestrebte Richtung fand ich mittlerweile längst nicht mehr so verheißungsvoll, wie sie es lange gewesen war, woran Kathi nicht ganz unschuldig war. Aber das Bleiben in der DDR war trotzdem keine Option. Was sollte ich bloß tun?

„Das ist so weit fort...", murmelte Kathi bedrückt.

Ich schwieg und dachte daran, dass vorher noch der Militärdienst bei der NVA kam. Zum Glück hatte ich mich nicht für drei Jahre beschwatzen lassen. Wahrscheinlich profitierte ich davon, dass Ingenieure gebraucht wurden und man mich daher schnell wieder in Ruhe gelassen hatte. achtzehn Monate waren auch echt mehr als genug!

„Schmuggel mich doch zu euch rüber", schlug ich impulsiv vor und wusste einen Augenblick lang nicht, ob ich es als Scherz meinte oder nicht. Kathi wandte sich zu mir um und sah mich mit so großen Augen an, dass klar war, dass sie erst jetzt begriff, was das bedeutete.

Herz in den WolkenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt