31. Dezember, Markus

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31. Dezember, Markus

Ausgelassen verließ Markus mit seinen Freunden die U-Bahn. Sie hatten sich vor einigen Tagen spontan zusammengefunden, um Silvester am Brandenburger Tor zu feiern, er und Sanne sowie Maike, Stefan und Lennart, aber auch Sascha und Kathi mit Nicole und Biggi und noch einem Typen aus der DDR mit seiner Freundin, deren Namen Markus vergessen hatte. Sie hatten im Rosinski ein wenig vorgeglüht und schließlich gerade noch rechtzeitig gemerkt, dass sie sich auf den Weg machen mussten, wenn sie wie geplant feiern wollten.

Fröhlich strahlte er Sanne an und rief laut:

„Kaum zu glauben, dass mein Umzug nach Deutschland schon fast ein Jahr her ist."

Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergangen war. Was war seitdem nicht alles passiert!

„Und was glaubst du, wie schnell die Zeit nächstes Jahr vergehen wird, mit mir das ganze Jahr an deiner Seite", scherzte Sanne, bevor sie sich wieder ihrer Freundin zuwandte.

„Nicht zurückschauen, auf in die Zukunft!", tönte Lennart und warf entrückte Blicke in die Runde.

„In einem halben Jahr ist die Schule Geschichte."

„Und wir können endlich machen, was wir wollen!", stimmte Markus zu und dachte erwartungsvoll an den Sommer, der den Beginn eines neuen Lebensabschnittes einläuten würde. Und an seine Reise mit Sanne nach Paris.

Er warf ihr einen zärtlichen Blick zu, den sie offenbar spürte, denn sie wandte sich kurz lächelnd zu ihm um und strich sich mit einer langsamen Bewegung kokett über die Haare. Dann lachte sie fröhlich über etwas, das Maike gesagt hatte. Was war er froh, dass sie doch wieder zueinander gefunden hatten! Dieses Lachen hätte er so etwas von vermisst.

„Mensch, was ist das voll hier!"

Stefans Ausruf holte Markus aus seinen Gedanken. Um sie herum drängten sich die Menschen, lachend, jubelnd und ausgelassen, die offenbar alle das gleiche Ziel hatten.

„War doch klar! Heute feiert hier die ganze Welt", lachte Biggi und reichte den Jungen eine Sektflasche.

„Hier, macht schon mal auf!"

„Das erste Mal Silvester am Brandenburger Tor – das kann man sich doch nicht entgehen lassen!", strahlte Kerstin und warf glückliche Blicke in die Runde.

„Mensch, dass wir hier zusammen feiern..."

"Ost and West, together the best", trällerte Biggi und umarmte Kerstin aufgekratzt, die ebenso angeheitert zurückschmetterte: „Yeah, yeah, yeah."

„Ist das nicht irre...?", seufzte Maike und sah umher in die freudestrahlenden Gesichter.

Währenddessen hatte Stefan die Flasche entkorkt und reichte sie Lennart für den ersten Schluck. Markus warf einen Blick auf seine Armbanduhr: 23:21 Uhr. Und sie waren noch nicht wirklich weit gekommen.

„Wo bleibt der Sekt?", kam es ungeduldig von hinten.

Kathi bemühte sich, die zweite Flasche zu öffnen und schüttelte sie schließlich frustriert hin und her.

„Lass mal den Fachmann ran", kommandierte Sascha und zog mit einem kräftigen Ruck die Drahtvorrichtung fort. Der Korken flog mit Wucht nach oben und der Sekt schäumte vulkangleich aus der Flasche, so dass Sascha sie unwillkürlich von sich weghielt, jedoch nicht verhindern konnte, dass sich die Flüssigkeit über seine Arme ergoss und auch sein Nachbar einiges abbekam. Der winkte jedoch nur gut gelaunt ab und schob sich in der Menge weiter.

Kathi und Nicole bekamen einen Lachanfall und während sich Sascha die nassen Hände lässig an der Jacke abstreifte, kommentierte Markus trocken:

„Das nennt man dann eine Sektdusche."

„Das ist die bundesdeutsche Taufe", dröhnte Lennart und schwang die andere Flasche hin und her, bevor er sie an Biggi und Kerstin weitergab.

„Wohl eher nicht!", widersprach der Typ aus der DDR, jetzt fiel es Markus wieder ein, Carsten hieß er, „Ihr habt wohl vergessen, dass wir hier auf DDR-Gebiet sind"

„Und es war Rotkäppchen-Sekt", ergänzte Sascha grinsend.

Lennart ließ sich von seinen Gedanken aber offenbar nicht abbringen, sondern prophezeite:

„Nachher gibt's ein Feuerwerk, das habt ihr noch nicht gesehen!"

Während Sascha und Carsten schon ansetzten, etwas zu erwidern, unterbrach Kerstin ungeduldig:

„Ich will jetzt endlich zum Brandenburger Tor!"

Sie zog Carsten mit sich in den sich langsam vorwärts bewegenden Menschenstrom. Es war immens voll geworden und ein Stimmengewirr aus verschiedenen Dialekten waberte durch die Luft, Markus konnte etwas Sächsisches und Bayerisches ausmachen und hörte sogar ein paar englische Wortfetzen.

„Ja, jetzt aber hopp!", kommandierte Stefan und winkte ihnen ungeduldig, „Wenn wir das noch schaffen wollen."

Sie reihten sich ein in die wogende Menge. Markus sah sich suchend nach seiner Freundin um.

„Markus, warte!"

Sanne streckte ihre Hand nach ihm aus und hielt ihn fest, während sie sich mit dem anderen Arm bei ihrer Schwester eingehakt hatte. Und schon Sekunden später hatte Markus die anderen aus den Augen verloren, die im Strom der Menschen weitergetrieben worden waren. Aber Sanne war bei ihm und das, fand Markus, war schließlich das Wichtigste.


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