Kathi
„Hallooo...!" Ich schlug die Tür zu und schaffte es gleichzeitig, meinen Rucksack so in den Flur zu pfeffern, dass er direkt vor der Küchentür zu liegen kam. Mit der typischen Unachtsamkeit eines Teenagers ließ ich ihn dort nachlässig liegen, da Mutti heute länger arbeitete und daher keiner in der Küche zu erwarten war. Ich polterte die Treppe hinauf direkt in das Zimmer meiner Schwester, die auf ihrem Bett lag, Walkman im Ohr, und sicherlich von ihren romantischen Geschichten träumte. Die hatte schon nach der sechsten Stunde Schluss gehabt, die Glückliche.
Mit einem Plumps ließ ich mich auf Susis Bett fallen. Susi war so vertieft in die Musik gewesen, dass sie nun erschrocken die Augen aufschlug. Mit der einen Hand schob sie sich die Kopfhörer von den Ohren, und die ruhigen Melodien einer Kuschelrock-CD schwappten in den Raum. Mit der anderen Hand wedelte sie den Knoblauchduft, der von mir ausging, beiseite. „Wieder zur Dönerbude geschlichen?", fragte sie und zog ihre Nase kraus.
„Nee, ganz offiziell", strahlte ich, „die Fünfte ist ausgefallen".
Vergnügt hüpfte ich auf dem Bett auf und ab, so dass die Sprungfedern quietschten.
„Brrr", machte Susi und drückte mich an den Schultern nach unten, um meinen Bewegungsdrang zu stoppen.
„Rate mal, was ich habe", grinste ich und hielt meiner Schwester provozierend einen Umschlag dicht vor die Augen, bevor ich ihn wieder außerhalb der Reichweite von ihren Händen platzierte. Susi ignorierte mich und machte Anstalten, sich den Kopfhörer wieder aufzusetzen. „Hehehe..." entrüstete ich mich und stoppte ihre Hände. „Ich habe etwas Besseres als Kuschelmusik".
„Wer's glaubt, wird selig", murmelte Susi, setzte sich aber schließlich auf. „Na, was soll denn das Tolles sein?" wollte sie anschließend wissen und folgte dem Brief, den ich vor ihrem Gesicht hin und her wedelte, mit den Augen.
„Es war einmal eine Prinzessin, die sich unsterblich in einen Prinzen verliebte und eines Tages..." fing ich an und begann dann herzhaft zu niesen.
„Ja, ja, schon gut, spar dir deine Fantasie und komm zum Punkt", reagierte Susi nun etwas ungeduldig.
„...lud er sie auf sein Schloss ein", setzte ich ungerührt fort, zog eine Einladungskarte aus dem Umschlag und überreichte sie meiner Schwester mit einem „Tadadata!"
Susi zog die Stirn kraus und fragte, während sie bereits die Hand nach der Einladung ausstreckte: „Was ist das?" Neugierig öffnete sie dann die Klappkarte:
"Der Sommer steht vor der Tür und die Ferien nahen. Deshalb möchte ich diesen Anlass gebührend mit euch feiern. Essen, Trinken und Musik gibt es auf der Party in der Weidenallee 8 am 30. Juni um 19.00 Uhr. Ich freue mich auf euch!
Markus"
Susis Augen weiteten sich beim Lesen und sahen schließlich zu mir empor. „Du meinst...", begann sie zögernd.
„Klar!" Ich hüpfte vom Bett hinunter und wippte aufgeregt auf meinen Ballen. Hach, wieder mal ein Täuschungsmanöver. Ich fand das ja immer spaßig, dass das keiner merkte. Außerdem war das doch die Lösung. Susis nachdenklichem Blick begegnete ich mit einem frechen Grinsen.
Schließlich ließ sie sich auf ihr Kissen fallen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das klappt doch nicht", beschied sie nüchtern und mit einer Spur von Enttäuschung in der Stimme.
„Wieso denn nicht?", wandte ich ein und ließ mich mit gekreuzten Beinen auf den Boden fallen. „Wir haben doch schon öfter die Rollen getauscht."
„Schon...aber das war in der Schule...", wandte Susi ein.
Aber ich sah ihr an, dass sie die Idee eigentlich gar nicht so schlecht fand. Sie musste nur ein paar überzeugende Gründe dafür hören, dass es funktionieren könnte. Daher gab ich entschieden zurück: „Es ist sogar einfacher. Erstens ist Markus nicht in meinem Jahrgang, kennt mich also kaum. Zweitens: er weiß gar nicht, dass ich eine Zwillingsschwester habe. Denke ich jedenfalls. Und drittens: es ist eine Party. Also schummriges Licht und so."
Susi erwärmte sich zusehends für diese Idee und begann verträumt zu lächeln. In Gedanken sah sie sich vermutlich Arm in Arm mit ihrem Schwarm auf dem Balkon stehen... „Besser, als in deine Schule zu kommen und ihn dort anzusprechen...", realisierte sie schließlich und dann, mit einem abenteuerlustigen Lächeln, entschlossen: „Ok, ich mach's!"
„Perfekt", fügte ich begeistert hinzu und klatschte in die Hände.
„Die Party ist am Freitag. Am Donnerstag lade ich Biggi und Nicki nach Hause ein. Da hast du Generalprobe". Ich zwinkerte meiner Schwester zu. „Du liebst doch Theater."
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Herz in den Wolken
عاطفيةDas verflixte Liebesleben - ist in der geteilten Stadt Liebe über die Mauer hinweg möglich? Katharina stellt fest, dass das schwieriger ist als gedacht. Zumal der Zorn ihres Freundes Sascha über die Begrenzung seiner Freiheit ständig größer wird. Un...