Zwei Tage lang laufe ich mit einer gewaltigen Wut im Bauch herum. Jemand wie dieser Sly McDougal ist mir noch nie untergekommen. Tatsächlich kann ich nicht sagen, was ich getan hätte, wenn dieser dreiste Troll Liams Brief wirklich gelesen hätte. Er kann von Glück sagen, dass er mir an diesen zwei Tagen nicht alleine begegnet, sondern immer seine Slytherins um sich hat oder wahlweise mit Susie knutscht. Nur einmal sehe ich ihn im Unterricht ohne, dass sie an seinen Lippen herumsaugt und da ignoriert er mich.
Die Wut auf ihn verraucht einfach nicht, auch nicht, als ich mit Vi in der großen Halle sitze, und an dem Zaubertränke-Aufsatz herumschreibe, den wir in der nächsten Stunde abgeben müssen.
Ich soll sein Mojo nicht stören! Wo sind wir denn hier? Uagadou? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er an Mojo glaubt. Er. An Mojo? Mojo hat hier in Hogwarts überhaupt nichts zu suchen. Es kommt aus Afrika und Sly McDougal sieht überhaupt nicht afrikanisch aus mit seinen blonden Haaren und den grünen Augen. Afrikanische Zauberer haben es mit nach Amerika gebracht und in den Südstaaten mit dem ganzen Hoodoo-Zauber populär gemacht. Sie haben Kräuter in kleine Beutel gefüllt, ihre Zauber hineingewebt und-
Liams Mutter hat davon erzählt, als ich ihn in New Orleans besucht habe. Die afroamerikanischen und indianischen Zauberer haben eine ganz eigene, wahnsinnig mächtige Magie, die ganz ohne Zauberstäbe wirkt und auf die Kräfte der Natur zurückgreift. Der Lehrer in Skinwalking in Ilvermorny, Professor Nero, ist ein Schamane. Er ist ziemlich bewandert in den alten Naturzaubern seines Volkes, aber auch in den Kulten, die damals aus Afrika mit in sein Land gebracht wurden. Bei einem Vortrag, bei dem wir gewesen sind, hatte er von der Kraft der Amulette und Talismane erzählt, die das Mojo auslösen kann. Wie mächtig sie gegen Unheil schützen oder Glück bringen sollen.
Professor Nero hat voller Hochachtung von den Zaubern gesprochen und McDougal-
Je länger ich über ihn und sein Mojo nachdenke, desto mehr bringt mich das in Rage. Ich bin mir sicher, dass er keine Ahnung hat, was das Wort bedeutet oder wie die Zauber wirklich wirken. Er hat vermutlich Ahnung von Quidditch und wie man mit einer Abwandelung von Wingardium Leviosa eine Krawatte tanzen lässt, aber von dieser Macht? Ganz sicher nicht.
Und überhaupt: Was soll er bitte vorhaben? Einen Rekord aufstellen, wie oft er Susie Fletcher in der Großen Halle unter den Rock fasst? Allein heute komme ich ohne mich beim Zählen zu konzentrieren auf sechs Mal. Das kann er doch nicht ernsthaft als Plan bezeichnen, für den er Mojo benötigt?!
Ich bin echt wütend auf ihn, dass er dieses Wort so achtlos benutzt. Sicher geht er davon aus, es wäre ein Modewort. Die Muggel benutzen Mojo sehr... zweckentfremdet zur Umschreibung ihrer Libido.
Als mir dieser Gedanke in den Kopf kommt, steigt mir ein übler Geruch in die Nase und mir dreht sich der Magen um. „Er wird doch nicht – uärks!"
Allein beim Gedanken daran, dass er auch nur angedeutet haben könnte, dass ich seinen „Flow" störe in Bezug auf Susie, schüttelt es mich am ganzen Körper.
„Was ist?" Vi sieht mich an. „Du bist ganz grün im Gesicht."
Ich schüttele mich noch einmal, schlage mein Zaubertränke für Fortgeschrittene-Buch auf und blättere zu Kapitel 4. Wir sollen ein Rezept zur Heilung der Schuppenflechte herausschreiben und Vorschläge zur Verfeinerung der Rezeptur machen, um Nebenwirkungen zu minimieren. Ich denke an den Mimbulus Mimbeltonia in Professor Longbottoms Gewächshaus und die Akne-Studien in Amerika. Ein Tropfen vielleicht, angereichert in extrahiertem Sud aus einer im Mondlicht gepflückten Plangentinie? Ich schreibe den Gedanken auf und kaue nachdenklich auf meinem Daumennagel herum.
„Ich hatte einen Gedanken im Kopf."
„Scheint ein übler Gedanke gewesen zu sein", sagt sie leichthin. „Dagegen habe ich Ablenkung." Sie greift in ihre Tasche und schiebt mir ein Flugblatt zu. Mein Atem gerät ins Stocken. Zwei gekreuzte Besen sind darauf zu erkennen und in großen bunten Lettern steht quer über das Blatt QUIDDITCH AUSWAHLSPIELE geschrieben. Nächsten Samstag, ab 10 Uhr, Quidditch-Feld.
Verwirrt schaue ich Violett an. „Was soll ich da?"
„Zuschauen?" Sie grinst breit. „Das wird ein riesen Spaß!"
Ich kann mir nichts vorstellen, was mir weniger Spaß machen würde - abgesehen von einer Partnerarbeit in Verwandlung mit McDougal. Quidditch ist das Letzte, was ich im Moment im Kopf haben will. Ich bin froh, dass ich hier endlich ankomme und meinen Stundenplan auf die Reihe kriege. Ich vermisse zuhause noch immer, mir fehlt die Sonne, der Herbst in Massachusetts, die goldenen Laubbäume, von meinen Freunden will ich nicht anfangen. Aber vor allem und besonders fehlt mir Collin und er war der Inbegriff von diesem Sport. Das Letzte, was ich brauche, ist bei Tryouts daran erinnert zu werden. An ihn.
Wenn mein Bruder auf einem Besen saß, war er das reine Leben. Pures... Feuer. Er hätte nie irgendein Mojo nötig gehabt, um...
Ich schiebe den Zettel zurück zu Vi. „Danke, kein Interesse."
„Was?" Sie sieht mich entsetzt an. „Warum? Sag bloß, du hasst Quidditch?!"
„Ich hasse Quidditch nicht", gebe ich trocken zurück, „Es... interessiert mich bloß nicht großartig." In meinem Kopf lacht die leise Stimme sarkastisch auf.
„Es ist Volkssport Nummer 1 bei uns, das ist dir schon klar, oder?"
Ich zucke mit den Schultern und klappe Zaubertränke für Fortgeschrittene zu. „Und du bist ganz scharf darauf?" Ich lege den Kopf schief und habe plötzlich diesen absurden Gedanken. McDougal spielt Quidditch für Slytherin. Soweit ich das mitbekommen habe, ist er sogar der Team-Captain. „Du fährst total auf das Spiel ab?", frage ich spitz.
Vis Wangen verfärben sich ein wenig rosa und sie verzieht das Gesicht. „Auch...", gibt sie langsam zurück. „Ich will einfach sehen, wer es in unsere Mannschaft schafft."
In unsere Mannschaft. Aha. Ich bin mir sehr sicher, dass sie nicht nur weg des Spiels und des Ravenclaw-Teams zum Auswahl-Training gehen will. „Meinetwegen."
Violett quietscht entzückt auf. „Yeah! Das wird ein Spaß! Du wirst schon sehen!" Sie freut sich wie ein kleines Kind, als wir auf der Halle hinaus zu den Gewächshäusern gehen. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen, Vi scheint das aber nicht zu bemerken. Sie ist hellauf begeistert: „Heiße Kerle auf Besen, Rory! Es gibt nichts besseres!", schwärmt sie. Ich hoffe, sie meint damit nicht Sly McDougal.
Miss Evans und das Mojo 🤔😎
Ob sie beeindruckt sein wird von McDous Leistung auf dem Besen? 😅🧹
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Keeper Seeker (Harry Potter FF)
FanfictionFür Rory geht eine Welt unter, als ihre Eltern ihr eröffnen, dass sie von Massachusetts nach Salisbury umziehen werden. Rorys Vater hat dort eine neue Anstellung gefunden. Der Umzug soll für die Familie einen Neuanfang darstellen, um nach dem Versc...