Ich kann mir das nicht vorstellen.
Wir reden den kompletten Heimweg über nichts andres mehr. McGonagall ist die Schulleiterin. Bagman war damals Leiter der Abteilung für Magische Spiele und Sportarten. Er hat das letzte Trimagische Turnier mitorganisiert. Potter hat daran teilgenommen, wie Vi mir auf dem Rückweg zur Schule erklärt. Das Turnier war aus verschiedenen Gründen ein Desaster, nicht zuletzt weil ein Schüler ums Leben kam. Außerdem war der damalige Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste gar kein Lehrer und ehemaliger Auror, wie er vorgab, sondern ein flüchtiger Todesser aus Askaban. Nicht zuletzt starb ein Ministeriumsmitarbeiter auf dem Schlossgelände.
Beklommenheit macht sich in mir breit. Mit diesem Vorwissen will ich, um ehrlich zu sein, nicht, dass dieses Turnier noch einmal ausgerichtet wird. Das erscheint mir absolut falsch. Klar, das alles liegt über fünfundzwanzig Jahre zurück, aber trotzdem.
Vi erzählt den ganzen Tag davon. Von den Wettkämpfen zwischen Beauxbatons, Durmstrang und Hogwarts, den vier Champions, von Fleur Delacours, Victor Krum, Cedric Diggory und Harry Potter. Sie spricht davon, als wäre sie damals live dabei gewesen. Sie ist hin und her gerissen zwischen Begeisterung und Abscheu, zwischen Zweifel, Euphorie und Schrecken. Ich weiß nicht, ob sie es gutheißt, dass das Turnier vielleicht wieder stattfinden wird.
Als wir am Abend im Bett liegen und sie den Baldachin ihres Bettes anstarrt, scheint sie zumindest eine Meinung gefasst zu haben. „Immerhin", flüstert sie in die Dunkelheit, „ist er noch zu jung." Ich weiß, dass sie McDougal meint. Er ist noch nicht siebzehn, nicht volljährig für einen Zauberer und damit nicht teilnahmeberechtigt für das Trimagische Turnier. Ich höre die ehrlichen Sorgen in ihrer Stimme und sehe sie vor ein paar Tagen auf der Tribüne sitzen, während McDougal geflogen ist – mit schweißnassen Händen und blanker Angst im Gesicht.
Ich drehe den Kopf zu ihr und beobachte sie eine Weile schweigend. Sie starrt gedankenversunken nach oben, blass und schweigsam, ihre Lippen bewegen sich stumm, ihre Augen flackern und ich überlege, an was – an wen – sie denkt. An McDougal? Und dann überlege ich, was da passiert ist. Was die beiden verbindet. Sie streitet noch immer ab, dass es Liebe ist. Vielleicht stimmt das ja. Vielleicht... waren sie einfach einmal Freunde? Gute Freunde? Und vielleicht kam etwas zwischen? Aber was?
Ich denke an Vi, wie sie verkrampft neben mir auf der Tribüne saß, als er geflogen ist. Seine halbherzigen, steifen Manöver. Ich hätte ihn nicht aufgestellt. Und immer wieder ihre Seitenhiebe auf ihn, dass er „runterkommen" soll, dass er „klarkommen" soll. Mit was klar? Runter von was?
Jessicas tiefe Atemzüge durchziehen den Schlafsaal und das Tröpfeln von der Fensterscheibe verrät, dass der Regel wieder eingesetzt.
Ich muss aufhören, mir solche Gedanken um McDougal zu machen. Der Typ nervt. Er ist es nicht wert, dass ich mir den Kopf über ihn zerbreche. Am Ende lässt er ohnehin nur wieder abfällige Kommentare über mich ab und nervt mich so lange, bis ich Ausschlag am Hals bekomme, gegen den selbst Murtlap-Essenz nichts ausrichten kann.
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Keeper Seeker (Harry Potter FF)
FanfictionFür Rory geht eine Welt unter, als ihre Eltern ihr eröffnen, dass sie von Massachusetts nach Salisbury umziehen werden. Rorys Vater hat dort eine neue Anstellung gefunden. Der Umzug soll für die Familie einen Neuanfang darstellen, um nach dem Versc...