Kapitel 24

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Rory


Gerade, als Finn zu einer Erwiderung ansetzen möchte, schallt magisch verstärkt Madam Hoochs Stimme über den Rasen. „Die Hogwarts Quidditch-Mannschaft begibt sich bitte umgehend zur Begrüßung der Teams zur Tribüne, ebenso wie die Schul- und Haussprecher."


„Tja...", verlegen fährt sich Finn durch den Nacken und setzt sich dann schnell in Bewegung, ehe Fawley oder jemand anderes etwas sagen kann. Dem Rest des Teams ist anzusehen, dass alle mitbekommen haben, was gerade passiert ist und dass es sie alle irgendwie getroffen hat. Cassie ist es deutlich ins Gesicht geschrieben. „Was zu Dumbledores Bart...", setzt sie an, doch Fawley schüttelt nur sacht den Kopf. Das bringt Cas betreten zum Schweigen.

Ich hole tief Luft, während Finn sich immer weiter von uns entfernt und bin erleichtert, als Atti sich schließlich löst, und ihm folgt. „Danke", rufe ich ihm nach, doch er winkt ab. Passt. Ich sehe ihnen nach und seufze leise und höre, dass Fawley, es mir gleich tut.

„Seit wann hat er die Panikattacken?", fragt er leise, als auch Mimi, Cassie und die anderen sich beklommen schweigend in Bewegung setzen. Atti hat Finn gerade eingeholt und ich überwinde mich und gehe endlich los Richtung Tribüne.

Mein Blick wandert zu unserem Hüter und ich bin ein wenig überrascht, dass Francis Fawley es als genau das benennen kann, was es ist. Panikattacken. „Woher-", setze ich an, doch Fawley zuckt nur mit den Schultern.

„Muggelstämmiger Sohn eines Psychiaters und einer Psychotherapeutin. Ich bin quasi auf der Couch aufgewachsen." Er lächelt schwach und schaut zu Finn und Atti. „Verstehe."„Tust du?"

„Tochter eines Journalisten. Er ist vielleicht kein Psychiater, ist aber jahrelang zu einem gegangen, weil er mit einer Hexe verheiratet ist." Ich zucke mit den Schultern.Fawley grinst. „Oh, das kannst du nicht im Ansatz vergleichen. Aber ein guter Versuch."

Wir schlendern nebeneinander her über die taufeuchte Wiese und eine Weile sagt keiner von uns etwas, bis ich das Schweigen breche. „Danke, Francis. Das hast du super gemacht eben. Finn ist..." Ich weiß nicht recht, wie ich den Satz beenden will, aber das muss ich auch nicht. Fawley beendet den Satz.

„Man muss nicht mit ihm befreundet sein, um zu sehen was er ist, Rory. Man muss nur hinsehen. Meine Mum würde es vermutlich traumatisiert nennen." Er kickt ein Steinchen vor sich her. 

„Weißt du... Ich glaube, ich bin nicht der Einzige, der das sieht." Sein Blick geht zur Tribüne vor uns, wo Hooch und McG gerade Cassi und Sander Plätze zuweist. „Sie tragen die Verantwortung für das Team. Und Letztendes auch für ihn. Ich glaube nicht, dass Gonni es zu lassen wird, dass McDougal dieses Turnier fliegt, wenn sie sich nicht zu einhundert Prozent sicher ist, dass er sich im Griff hat und das", er betont das Wort deutlich, „nicht im Turnier passiert." 

Ich lasse das sacken. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Vermutlich hat er Recht. Ziemlich sicher sogar.

Fawley lächelt matt. „Wenn man ihn kennt... also weiß, wie er war, bevor...", er holt Luft und atmet langsam aus. „Weißt du, niemand in dieser Schule spricht davon. Niemand spricht von Gryffs Tod. Danach war er einfach nicht mehr er selbst. Man muss schon sehr dumm und naiv sein, wenn man Finns... Verhalten im letzten Jahr und Gryffs Tod nicht in Verbindung setzt." Er zuckt die Schultern. „Sie haben immer getan, als ob sie sich egal sind, aber jeder wusste, dass sie Freunde waren."

Ich bleibe stehen und sehe Francis Fawley an. Den anderen Hüter. Er ist ein Jahr jünger als ich, aber ich muss zu ihm aufsehen. Er ist groß. Bullig. Viel breiter als Finn es ist. Hat sanfte Augen. „Nein. Niemand spricht darüber", sage ich leise und schaue wieder zu Finn. Von Fawley zu hören, was die Schule alles doch über sein großes, gut gehütetes Geheimnis weiß, bricht mir fast das Herz, weil er das alles alleine mit sich ausmacht.

„Ich glaube, das ist ein Fehler." Francis schluckt schwer und sein Blick schweift über die Wiese zur Tribüne zu den anderen, die mittlerweile bei Hooch angelangt sind. „Ich glaube, man hätte von Anfang an mit diesem... Unfall viel... offener umgehen müssen. Dann hätte er jetzt nicht dieses... Problem."Er sagt das so. Seltsam scharf betont: Unfall. Als ob er nicht glauben würde, dass es einer war. Als ob er es wissen würde. Als ob im Grunde genommen die ganze Schule wissen würde, was damals wirklich mit Gryff passiert ist.

„Ich glaube, ich habe dich unterschätzt, Fawley", sage ich. „Du hast echt was drauf."Er zuckt mit den Schultern. „Ach, das ist okay. Die meisten unterschätzen mich." Dann grinst er. „Nur nicht, was das Halten von Strafschüssen angeht. Das kann ich echt nicht."
Wir schließen zu den anderen auf. Als Finn uns nebeneinander sieht, bleibt seine Miene kurz stehen, bevor er sich ein Lächeln abringt. Er steht noch immer unter Spannung. Er will hier weg, das spüre ich mehr als deutlich. Er hat immer gesagt, dass er das auf gar keinen Fall will: dass alle seine Schwäche sehen. Seine Panik. Jetzt zwischen den Leuten zu stehen, die ihn eben so am Boden erlebt haben, muss die Hölle für ihn sein.

Ich sehe seine geballten Fäuste, aber auch, wie dicht Atti bei ihm steht. Dass Cassie leise etwas zu Finn sagt. Sander, der mir einen besorgten Blick zuwirft. Mimi, die sich sehr auffällig mit Olly und John Pittery vor dem Geländer unterhält, so dass der Blick auf das Team von den Zuschauern aus erstmal verstellt ist.

„Wir bekommen ihn da durch", sagt Fawley leise zu mir und steigt mit mir zu den anderen auf die Seitentribüne. „Als Team."

Ich spüre den Kloß im Hals, als ich ihm folge. Mich neben Finn stelle und seine verkrampfte Faust löse. Meine Finger mit seinen verschränke und zulasse, dass er sie dann wieder zur Faust ballt, als sich die nächste Welle vor ihm aufbaut. Und dann leise Fawleys Stimme lausche, wie er Finn durch die nächste Panikattacke manövriert wie ein Lotse ein Schiff in unschiffbaren Gewässern.



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Back to buisness... ich will den tag nicht vor dem Abend loben... aber ich sage ganz leise und vorichtig im Sinne von A. Schwarzenegger: Ei'm bäg.

Keeper Seeker (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt