Für Rory geht eine Welt unter, als ihre Eltern ihr eröffnen, dass sie von Massachusetts nach Salisbury umziehen werden. Rorys Vater hat dort eine neue Anstellung gefunden. Der Umzug soll für die Familie einen Neuanfang darstellen, um nach dem Versc...
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„Yes!" Olly steht am Schwarzen Brett im Gemeinschaftsraum und ballt die Faust.
„Hast du etwa ernsthaft daran gezweifelt?", fragt Vi ein wenig gelangweilt und wuschelt unserem Freund durch die Locken.
„Nein, nicht direkt gezweifelt", er winkt ab, „Ich hatte nur die nötige Portion Respekt."
„So, wie du Albert vom Besen gefegt hast, hatte Jonathan doch gar keine andere Wahl, als dich wieder aufzustellen." Vi tätschelt ihm den Kopf wie bei einem Hündchen und beißt in ihren Apfel. „Cool, Sander ist auch drin." Sie studiert den Aushang noch ein bisschen und murmelt leise vor sich hin.
Ich selbst kann mit der Aufstellung nur wenig anfangen, weil ich die Spieler nicht gut genug kenne. Olly spielt Treiber mit Henry Morrison. Die beiden haben wohl im letzten Jahr schon gemeinsam auf dieser Position gespielt. Mit Jackson Jones, einem Drittklässler, hat Jonathan einen neuen Hüter bestellt, was zumindest Vi eine Grimasse ins Gesicht lockt und bei Olly nur ratloses Schulterzucken hervorbringt. Ich kenne Jackson nicht, finde aber, dass er am Samstag recht passabel gehalten hat. Offiziell habe ich keine Meinung dazu und halte mich heraus. Die Jäger des Ravenclaw-Teams sind Sander, Jonathan als Team-Captain und eine Siebtklässlerin namens Sally McLaughlin, die vorher noch nie in der Mannschaft gespielt hat. „Eine geniale Neu-Entdeckung", hat Jonathan im Gemeinschaftsraum gestrahlt, als er die Aufstellung ans Schwarze Brett gepinnt hat. Wie genial Sally ist, wird man spätestens beim ersten Spiel gegen Gryffindor sehen. Bei den Tryouts fand ich sie schon recht tauglich. Aber wie gesagt, offiziell habe ich keine Meinung dazu.
Inoffiziell spüre ich ein altbekanntes Kribbeln im Bauch und wünsche mir, es wäre nicht dort, direkt zwischen Herz und Magen. Ich wünsche mir, Vi hätte mich gestern nicht mit auf diese Tribüne genommen und ich hätte mir die Spieler nicht angesehen. Ich wünsche mir, ich hätte nicht die ganzen mies-platzierten Klatscher-Rückschläge gezählt, mit denen sie die Treiber-Kandidaten empfehlen wollten (46 insgesamt). Die wenigsten waren gut gespielt, denn wir mussten viel zu häufig vor Klatscher-Querschlägern in Deckung gehen.
Ich wünsche außerdem, ich hätte nicht gesehen, wie diese Zweitklässlerin aus Gryffindor auf den Rasen gekracht ist, weil sie einen Wronsky-Bluff versucht hat. Ich wünsche, ich hätte mich nicht daran erinnert, wie weh es tut, wenn man ungebremst auf den Rasen kracht. Ich wünsche, ich hätte mich nicht an den Wind in den Haaren erinnert, wenn man im Sturzflug ist, und an das Adrenalin, das durch die Adern pumpt, wenn der Boden unaufhaltsam näher und näher rauscht, kurz bevor man den Besen zurück in die waagrechte zieht und-
Ich starre aus dem Fenster, sehe auf den pechschwarzen See hinaus und wünsche, ich könnte das Quidditch-Feld von hier aus sehen. Ich wünsche, ich hätte auf Mom und Dad gehört, und Archie mitgenommen und könnte mir mit ihm die Zeit vertreiben. Oder mit Pam. Und dann hasse ich mich ein bisschen beim Gedanken daran. Wie kann ich das nur denken?
„Hey." Olly stellt sich neben mich und grinst schief. „Kommst du mit?"
„Wohin?"
„Nach Hogsmead. Es ist das erste freie Wochenende. Ich geb eine Runde Butterbier in den Drei Besen aus." Er grinst gönnerhaft und ich überlege erst, abzusagen. Aber was ist schon die Alternative? Auf den See starren und an Quidditch denken? An Collin? Mich von dieser Gedankenspirale mitreißen zu lassen, aus der ich am Ende des Tages vermutlich nicht mehr hinauskomme?
