Kapitel 25

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Finn 


Ich spüre, wie mein Herzschlag fest gegen meine Brust hämmert, während mein Blut betäubend laut durch meine Ohren rauscht. Ich hänge in einem Zustand fest, der sich anfühlt, als würde ich schweben und fallen gleichzeitig.

„Das ist schön...", flüstert Rory schlaftrunken und ihre feingliedrigen Finger hören auf, Muster auf meine Brust zu malen.

Evans verursacht das Schwebegefühl, eindeutig. Sie so nah auf mir zu spüren, nach diesem Tag voller Anspannung und Panik - das macht es viel besser. Ihr Atem geht gleichmäßig und ruhig und ich weiß, auch ohne dass ich ihr Gesicht sehen kann, dass sich eingeschlafen ist. Das ist der Grund, warum ich her wollte. Ich wollte endlich mit ihr an meiner Seite einschlafen. Vor allem nach diesem Tag. Nachdem mir dieser Treiber vor Augen geführt hat, dass Schweben und Fallen gar nicht so weit auseinanderliegen.

Ich will nicht, dass sich Fragen in meinen Kopf drängen. Fragen wie: Warum hat sie es mir nicht früher erzählt? Oder: Warum hat sie nicht mehr erzählt über diesen Typen? Und dann folgen Bilder, die Platz machen für tieferes Fallen und Trudeln und harte Aufschläge auf den Boden und davor habe ich Schiss.

Ich weiß, wie sich das anfühlt.

Ich weiß, wie man ins Trudeln gerät.

Ich weiß, wie man fällt.

Ich weiß, wie man auf den Boden aufschlägt.

Ich kann das nicht noch einmal.

Evans hat dich vor dem härtesten aller Aufschläge bewahrt. Die leise Stimme in meinem Kopf, die Gryffs so ähnlich ist, sorgt dafür, dass ich ihr durch das rotschimmernde Haar streiche und das Trudeln durch meinen Kopf abnimmt. Dass ich den Treiber bei Seite schieben kann. Du bist da irgendwie rausgekommen, Finneagan. Ich hab keine Ahnung, ob ich das bin. Ob ich wirklich aus diesem gottlosen Morast herausgekommen bin, in dem ich bis zum Halse steckte, als ich nach dem Sommer in die Schule zurückgekehrt bin.

Du bist immer noch der Hüter, höre ich Gryffs Stimme in meinem Kopf. Selbst die anderen Teams wissen das.

Ehe ich Gryff in Gedanken widersprechen kann, rührt sich Evans an meiner Seite und streckt sich ein wenig. Ich schlinge den Arm ein wenig fester um sie und drücke ihr vorsichtig einen Kuss auf die Stirn. Sie seufzt leise und ich muss lächeln. Kurz nur, aber es ist ein Lächeln.Ich spüre bis in den kleinsten Knochen meines Körpers, wie anstrengend dieser Tag war. Angefangen von den zehn Kilometern, die ich vorm Frühstück im Morgengrauen allein um den See gelaufen bin, über diesen sinnlosen Streit mit Dom und Hec bis hin zu diesem Gedanken-Black-Out bevor die Teams ankamen.

„Was ein Tag", murmle ich und sehe mich noch einmal gegenüber von Fawley. Ich im Tunnel, in meinen Ohren rauscht das Blut – und er holt mich da raus. Keine Ahnung, wie er das gemacht hat, vielleicht war es Magie, vielleicht ein Trick der Muggel.

Ich fühle mich müde und ausgelaugt, die Anspannung der letzten Stunden gibt mir gerade wirklich den Rest. Immerhin nimmt das Pulsieren in meinen Ohren immer mehr ab.

Noch einmal berühre ich mit den Lippen Evans Stirn, verharre aber diesmal mit meinen Lippen dort, bis sie sich träge regt. Sie schnauft, räkelt sich zurecht, bis ihre Nase an meinem Hals zu liegen kommt und ihr Arm mich schwer umschlingt, als wäre ich ein gigantischer Knuddelmuff. Ihr Atem streicht warm über meine Haut, und ich bekomme eine gewaltige Gänsehaut – wie ein gerupfter Hippogreif. Als sie das nächste Mal einatmet, klingt es, wie das Schnarchen eines chilenischen Waldwiesels.

„Du bist totmüde, Evans..."

„Mh... gar nicht", gibt sie müde zurück und küsst schläfrig meinen Hals. „Nur zum... Rummachen. Vielleicht 'n bisschen..."

Keeper Seeker (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt