Für Rory geht eine Welt unter, als ihre Eltern ihr eröffnen, dass sie von Massachusetts nach Salisbury umziehen werden. Rorys Vater hat dort eine neue Anstellung gefunden. Der Umzug soll für die Familie einen Neuanfang darstellen, um nach dem Versc...
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Ich lerne wie besessen. Seit ich Pam in der Eulerei versteckt habe, bin ich quasi Vi 2.0. Wenn ich nicht in der Halle meine Hausaufgaben mache oder im Unterricht sitze, büffele ich in der Bibliothek. Dabei achte ich penibel darauf, nicht mit McDougal zusammenzustoßen. Keine Freunde, mahne ich mich.
Allerdings treffe ich ihn dort so gut wie nie. Meistens hat er die Schulbücherei schon verlassen, wenn ich dort ankomme, und verlässt das Schloss zu Training. Er trainiert derzeit so besessen, wie ich lerne. Seit er bei uns im Mädchenschlafsaal geschlafen hat, war er jeden Tag in der Luft.
Ja. Das weiß ich.
Es nervt mich selbst, dass sich meine Nackenhaare aufstellen, sobald irgendein Quidditchspieler in Trainingsjacke durch die Korridore läuft. Und es nervt mich noch mehr, dass ich mittlerweile weiß, in welchen Räumen vom Schloss man das Stadion am besten sehen kann. Am meisten allerdings nervt es mich, dass ich genau weiß, wann welches Team trainiert – und auch, wann die Slytherins trainieren (aktuell Montag, Mittwoch, Donnerstag – und Samstag Kondition). Dass McDougal trotzdem jeden Tag auf dem Feld ist, meistens wenn die anderen Teams das Spielfeld schon lange verlassen haben, weiß ich ebenfalls.
Pam habe ich nicht noch einmal aus ihrem Versteck geholt. Ich ignoriere sie und hoffe nach wie vor, dass das Gefühl so einfach vorübergeht, wie der Oktober dem November gewichen ist.
Der November in den schottischen Highlands ist ungemütlich. Kalter, dichter Nieselregen hängt seit Tagen zwischen den Bergen und dem See und die Wolken hängen an manchen Tagen so tief, dass ich mir nicht sicher bin, ob es tatsächlich Wolken sind oder ob es sich um Nebel handelt. Es ist ein Wetter, das Depressionen begünstigt – zumindest bei mir. Mir fehlt die Sonne. Ich habe sie seit Wochen nicht mehr gesehen.
„Oh man." Cassie lässt sich auf einen der Sessel im Gemeinschaftsraum fallen. Ihre Haare sind klatschnass.
„Was?"
„Jonathan", sagt sie, ganz so, als ob das zur Erklärung reicht, und reibt sich die Schulter. „Ich bin Matsch, Rory."
Ich runzele die Stirn. Die Position des Suchers ist jetzt nicht unbedingt dafür bekannt, dass man sich die Schulter kaputt macht. Zumindest nicht durch reguläre Spielzüge. „Was ist passiert?", frage ich daher und sehe aus den Augenwinkeln, wie jetzt auch der Rest des Teams durch die Tür des Gemeinschaftsraums kommt. Alle sind genauso nass wie Cassie.
„Ich musste Jäger spielen."
Ich richte mich auf. „Warum das denn?" Unsere Jäger sind eigentlich Jonathan, Sander und Sally.
„Sally", sagt sie schlicht und wirft einen prüfenden Blick über die Schulter. „Jonathan hat sie nicht spielen lassen."
„Ist sie noch nicht wieder fit?" Jetzt bin ich überrascht. Ich habe Sally am Montag nach dem Spiel bereits wieder in der Halle gesehen. Da sah sie ziemlich munter aus.
