Finn und ich bleiben für zwei Tage Tuschelthema Nummer 1. Es ist unangenehm, aber das wohlig-warme Schäumen im Bauch, dass sich in mir breitmacht, immer wenn ich ihn sehe und er mich küsst, macht das wett. Zunächst war es seltsam, ihn nach all den Wochen des Zurückhaltens in aller Öffentlichkeit zu küssen, aber ziemlich schnell tritt das in den Hintergrund. Genau wie das Tuscheln, das immer mehr zu einem dumpfen Hintergrundrauschen wird, bis ich es erst nicht mehr wahrnehme und es schließlich ganz verschwunden ist.
Hinzu kommt, dass McG an Tag 3 nach unserem „Auftritt" in der Halle verkündet, dass am Wochenende die Mannschaften kommen. Ich habe in meiner rosafarbenen Blase gar nicht mitbekommen, wie schnell die Zeit vorübergegangen ist.
Hooch wirkt in den Trainings nach der Ankündigung ein wenig fahrig. Das Team steht so weit gut zusammen, und ansatzweise ist da endlich etwas wie Mannschaftsgeist zu spüren, wenn wir morgens im Halbdunkel durch die nebligen Schlossgründe joggen. Wir trainieren geschlossen jeden Morgen um 6 Uhr und gehen als Team laufen und arbeiten dann noch weiter an unserer körperlichen Fitness. Das war Finns Idee. Also jagt er uns morgens in aller Frühe einmal vom Schloss nach Hogsmeade und zurück (ich beneide ihn um seine Kondition), und danach noch durch ein Kraftausdauerprogramm, das direkt aus der Hölle kommen muss. Fawley hat sich schon zweimal vor Entkräftung übergeben. Erstaunlich fit sind Mimi und Cassie, Sander jammert viel, aber Atti schafft es immer gut, ihn bis zum Ende bei der Stange zu halten. Unsere Ersatzspieler sind ebenfalls dabei und nicht zimperlich. Selbst Olly zieht es durch. Nach seinem Ausbruch hat er keine Szene mehr gemacht. Er beäugt Finn in jeder Sekunde skeptisch, aber er lässt ihn in Ruhe. Und Finn provoziert ihn im Gegensatz auch nicht unnötig, sondern hält sich zurück. Vermutlich mir zu liebe.
Der Einzige, der diese Maßnahme boykottiert, ist Manners. Er wäre fit genug und hat keinen Bock auf den Scheiß, sagt er. Auch im eigentlichen Training am Nachmittag ist es nach wie vor extrem schwer mit ihm. Ich vermute, er verhält sich so, weil sein Kumpel Hector nicht spielen wird. Wenn man mich fragt: Er ist einfach nicht teamfähiges Arschloch.
Finn macht einen gigantischen Job. Von Tag zu Tag verstehe ich immer besser, warum er Slytherins Kapitän ist. Auch wenn er nur die Nummer 2 ist, hält er das Team zusammen. Er sorgt für einen lockeren Spruch in der Kabine, treibt zur Pünktlichkeit an und zieht auch klar Kante, wenn etwas nicht geht – wie Manners Verhalten. Zweimal sind die beiden heftig aneinander geraten nach dem Training und ich glaube, irgendwann knallt es noch richtig. Aber Manners ist das einfach scheißegal. Finn tut so, als ob es ihn nicht belasten würde, aber ich glaube, unter seiner Haut brodelt es derzeit mehr, als er sich anmerken lässt. Der Druck muss gerade gewaltig sein. Dennoch...
Im Training bietet Finn sich an, drängt sich aber nicht auf. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass er am härtesten von uns allen trainiert, wie es sich für einen Captain gehört - der er für dieses Team aber nicht ist. Er gehört ins Team. Das finde nicht nur ich. Auch Cassie und Sander haben neulich abends im Gemeinschaftsraum gesagt, dass sie es nicht verstehen können, dass Hooch noch immer an Fawley festhält. Fawley ist nett, aber kein guter Hüter.
In den paar Wochen, in denen Hooch uns jetzt unter ihren Fittichen hat, hat Finn sich nicht nur körperlich verändert. Er ruht mehr in sich, vielleicht auch, weil der Druck ein wenig rausgenommen wurde. Er spielt besser. Er hält in den Trainingsspielen jedes Tor. Und wenn Strafschüsse trainiert werden, ist er ganz klar besser als Fawley.
Das sage ich ihm auch, als ich am Abend bevor die Mannschaften ankommen, mit ihm in unserer Ecke in der Bibliothek sitze. Es ist schon spät, kaum einer ist noch hier.
„Nicht", sagt er leise und klappt sein Buch zu.
„Was?" Ich lasse meine Feder sinken und sehe ihn an. „Das stimmt alles. Fawley stinkt voll ab gegen dich im Training."
„Aber darum geht es nicht." Er schüttelt den Kopf. „Er ist die Nummer 1. Er hat die bessere Saison gespielt. Er wird-"
„Finn." Ich lege meine Hand auf seine und suche seinen Blick. „Glaubst du, dass Fawley in unserem Spiel auch so gehalten hätte wie du?"
Er schweigt. Wir haben das Thema in den letzten Wochen immer großräumig umschifft. Uns beiden ist klar, dass Fawley in seinen Spielen großes Glück hatte.
Die Slytherins waren uns beim Endspiel nach der Hälfte physisch total überlegen, aber trotzdem haben Cas, Sally und Sander unentwegt den Quaffel auf die Torringe geworfen. Sally hatte zwei Wochen lang danach noch Muskelkater. Jason Meyers führt über die Spiele akribisch Statistik. Wir haben Slytherin 460 zu 480 geschlagen, inklusive Schnatzfang. Das heißt, unsere Jäger haben insgesamt 33 Tore gemacht. Hinzu kommen nochmal 51 Schüsse, die Finn gehalten hat. Im Vergleich: Jackson hat gerade mal 20 Quaffel von den Slytherin halten können, 46 Tore haben sie Sander reingeknallt.
Generell müsste das bewertet werden: Wie viele Schüsse der Keeper gehalten hat und nicht, wie wenige Quaffel insgesamt durch die Torringe kamen.
Wir haben gegen Slytherin fast vier Stunden gespielt, da ist es doch ganz klar, dass da mehr Tore fallen, als bei so einer schnellen Nummer wie beim Saisonstart von Slytherin gegen Hufflepuff.
Und ja: Ich kann mich da in Rage reden. Ich finde es einfach nicht fair, ihn auf der Bank zu lassen. „Schau mich nicht so an. Du bist einfach besser als diese Knalltüte."
Finn sieht mich an und seine grüne Augen mustern mich abschätzig. „Du bist-"
„Was?"
Er beugt sich über den Tisch, greift mir sanft unter das Kinn und küsst mich. Er atmet aus und gibt mich frei, bevor er oder ich den Kuss vertiefen können. „Danke", flüstert er. „Danke, dass du so an mich glaubst, Evans."
„Da muss ich an nichts glauben, McDou." Ich streiche über seinen Handrücken und lasse meine Finger zwischen seine rutschen. „Jeder, der euch im Verglei-"
Er stöhnt gequält, beugt sich nochmal über den Tisch und küsst mich noch einmal. Diesmal weniger sanft als eben. Seine linke Hand greift in meinen Nacken und sein Daumen fährt mir über die Wange, während seine Zunge über meine Unterlippe streicht. Ich komme der Aufforderung nach, gebe seinem Drängen nach und seufze leise, als er den Kuss verklingen lässt. „Hör auf damit, Evans", fordert er.
„Aber-"
Er richtet sich auf, zieht sanft an meinem Arm, so dass ich gezwungen bin, aufzustehen, und führt mich um den Tisch auf seine Seite, bis ich vor ihm stehe. „Sei still. Es kommt, wie es kommt. Mojo und so." Dann greift er in die Gürtelschlaufen meiner Jeans und zieht mich näher an sich heran, so dass ich gezwungen bin, zwischen seine Beine zu treten.
„Klingt jetzt sehr nach Wahrsagen..."
Er schiebt seine Hände auf meine Oberschenkel und dann langsam, sehr langsam aufwärts zu meiner Hüfte. „Mojo, Evans, hat ja mal überhaupt nichts mit Wahrsagen zu tun." Er legt den Kopf schief und seine Hände wandern weiter nach hinten zu meinem Po, wo sie zum liegen kommen und mich noch ein kleines Stück näher an ihn heranziehen.
„Hast du nicht mal behauptet, ich würde dein Mojo stören?"
Finns Augen werden dunkel und ein leichtes Grinsen erscheint auf seinen Lippen. „Kann gar nicht sein..." Seine Finger spreizen sich ein wenig und mir läuft ein wohliger Schauer den Rücken hinunter, der für den Ort hier vermutlich absolut unangemessen ist.
„Doch...", murmele ich und merke, dass meine Stimme rauer klingt, als sie sollte.
Seine grünen Augen sind so dunkel, so verhangen, so aufrichtig in diesem Moment, dass sie mich fesseln und festketten und ich in ihnen ertrinken will.
Die Zeit steht für einen Wimpernschlag still, dehnt sich aus, zieht zusammen, bevor wir uns wieder bewegen. Bevor ein Wimpernschlag ausreicht, um die sich anstauende Energie zum Explodieren zu bringen. Finn reckt sich mir im gleichen Moment entgegen, wie ich mich zu ihm hinunterbeuge. Unsere Lippen treffen aufeinander, drängend, suchend, und der sanfte Druck seiner Hand auf meinem Po reicht aus, dass ich ihm entgegen stolpere und rittlings auf ihm lande.
.......
Mittwoch.
Ich hoffe, es geht euch allen gut, meine Lieben.
Achtet gut auf euch. Bleibt gesund :)
DU LIEST GERADE
Keeper Seeker (Harry Potter FF)
FanfictionFür Rory geht eine Welt unter, als ihre Eltern ihr eröffnen, dass sie von Massachusetts nach Salisbury umziehen werden. Rorys Vater hat dort eine neue Anstellung gefunden. Der Umzug soll für die Familie einen Neuanfang darstellen, um nach dem Versc...