Kapitel 23

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Olly sitzt auf der Treppe zum fünften Stock und wirft einen Flummi gegen die Wand. Das Gemälde darüber beschwert sich bereits lauthals, aber er ignoriert es stoisch – genau wie mich, als ich mich neben ihn setze.

„Sei nicht so", sage ich und schubse ihn sanft an der Schulter an.

„Wie soll ich denn sein?"

„So ätzend." Ich schüttele den Kopf und seufze leise. „Olly."

Er fängt den Flummi lässig mit Links und sieht mich an. „Was?"

„Warum stresst dich das so?"

„Weil-", setzt er an und versteift sich. „McDougal ist-" Er bläst die Wangen auf wie ein Frosch und spricht nicht weiter.

„Ja?" Ich lege den Kopf schief. „Ein Arsch?", frage ich herausfordernd.

„Ja", sagt er nachdrücklich und weicht meinem Blick gequält aus. „Du kennst ihn eben nicht so gut wie-"

Du?"

„Ja", sagt er auch jetzt wieder und atmet schwer aus.

Ich lasse das kurz wirken und sehe wie Olly auf die Stufen vor uns. Ein Arsch. Das war mein erster Eindruck von Finn. Und mein zweiter und dritter. Bis sich meine Einstellung ihm gegenüber allmählich verändert hat. Bis ich ihn kennengelernt, ihn verstanden habe.

„Was ist das zwischen dir und-", ich verkneife es mir, Finn beim Namen zu nennen, „McDougal?"

„Ich kann ihn einfach nicht ausstehen." Olly zuckt mit den Schultern. „Er benimmt sich wie der König der Schule. Dieses überhebliche Grinsen. Und seine Sprüche über Quidditch! Also ob nur Slytherin hier in der Schule etwas zählen würde. Dabei hat er letzte Saison so mies gespielt wie noch nie." Er stöhnt. „Diese blasierte Arroganz von einem, dem immer alles zufällt. So ein typisches Rich-Kid eben!"

Ich höre Olly eine Weile schweigend bei seiner Tirade auf Finn zu. Dass seine Eltern beides hohe Tiere wären, und ihm alles in den Allerwertesten geschoben würde. Und so weiter. Und in der Schule müsste er ja eigentlich auch nur anwesend sein. Die Lehrer würden ihm ja die Füße küssen.

„Und dann muss er sich jetzt noch nicht mal groß anstrengen und bekommt das beliebteste Mädchen der Schule ab. Das ist doch irgendwo nicht fair." Damit endet er und schnauft frustriert auf.

Ich starre Olly an und bekomme kein Wort mehr heraus, während er sich durch die zu lang gewordenen Haare fährt und mich plötzlich entsetzt ansieht. „Das hätte ich nicht sagen sollen", sagt er hastig.

„Was davon?", frage ich und sehe, wie rot Olly anläuft.

„Olly, du bist mit Sandy zusammen...", sage ich vorsichtig und hoffe, dass er wirklich nicht sagen wollte, was er gesagt hat. Dass er nicht so ausgerastet, weil er eifersüchtig ist.

Er stöhnt. „So war das auch nicht gemeint! Ich liebe Sandy! Es ist nur so scheiße unfair, dass ihm jeder Scheiß zufliegt!"

Ich sehe ihn an, wie er zerknirscht auf seine Unterlippe beißt. „Evans, ich mag dich, aber ich stehe nicht auf dich. Ich-" Er seufzt noch einmal. „Scheiße, ich bin nur so-" Er zuckt die Schultern. „Dieser Typ ist so-"

Ich verstehe es. Er ist eifersüchtig. Aber nicht auf die Sache zwischen Finn und mir, sondern auf das, was Finn in der Schule darstellt. Auf Sly McDougal.

Aber Olly sieht nicht richtig hin.

Finneagan McDougal fliegt gar nichts zu. Und das sage ich ihm auch. „Hör zu... du bist schon sehr viel länger auf dieser Schule als ich und du bist vielleicht auch viel länger mit ihm in einem Jahrgang... Aber ihm fliegt nichts zu, Olly." Ich sehe ihn scharf an. „Gar nichts, verstehst du?" Ich will Finn sicher nicht an Olly verraten oder irgendwelche Geheimnisse preisgeben, die er mir anvertraut hat. Aber ich will das hier auch nicht so stehen lassen. „Er kämpft sich hier jeden Tag durch den Lernstoff und sitzt schon vor dem Unterricht in der Bibliothek. Wenn du selbst mal da wärst, wüsstest du das."

Olly öffnet den Mund, um etwas zu erwidern, schließt ihn jedoch schnell wieder, da ich Recht habe. Olly ist nie in der Bibliothek, nicht mal in unserer im Ravenclaw-Turm. Er ist vermutlich der lernfaulste Ravenclaw aller Zeiten.

„Und er trainiert hart für seine Position im Team. Er hat sicherlich seit einiger Zeit... Probleme beim Spiel, das weiß ich auch, aber wir beide wissen, dass er in den letzten Monaten verdammt hart trainiert hat, um die zu überwinden."

„Mit dir", erwidert er trocken. „Echt jetzt Rory, findest du das okay?"

Ich hebe sarkastisch eine Augenbraue. „Olly, meinst du echt, ich habe unser Spielbuch genommen und ihn darin lesen lassen? Er wusste bis zu unserem Spiel gegen Hufflepuff noch nicht mal, auf welcher Position ich spielen werde."

Jetzt sieht Olly mich überrascht an. „Was?"

Ich grinse. „Er dachte, ich ersetze Horner."

„Aber-"

„Und wenn wir fliegen waren, ging es immer ausschließlich darum, ihn besser zu machen. Er weiß bis heute nicht, wie gut ich wirklich bin. Ich glaube, er hat eine Ahnung von den Trainings jetzt bekommen. Aber richtig fliegen gesehen, richtig hart auf hart, hat er mich noch nie." Ich denke zurück an meine letzten Matches letztes Jahr in Ilvermorny. An die harten Fights mit Kate und Justin um den Schnatz nur Millimeter über dem Rasen und ich muss grinsen. Ganzen Rennen haben wir uns durch die Wolken geliefert, harte Schlachten, Kopf an Kopf, Fingerspitze an Fingerspitze bis der besser schließlich den Schnatz berührte. Das war in der Regel ich. Nein, Finn hat keine Ahnung, wie gut ich fliegen kann. Und damals hatte ich nur Archie. „Das habt ihr alle nicht", setze ich hinterher, weil es stimmt. Die Ravenclaws haben vielleicht eine Ahnung. Eine leichte Ahnung, wie gut ich sein könnte, weil ich mit ihnen das Manöver trainiert habe. Aber selbst Hooch hat noch nicht alles aus mir herausgeholt, was ich wirklich kann.

Olly sieht auf den Flummi in seiner Hand und verzieht das Gesicht.

„Und seit wann läuft das mit euch?"

Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Dass ich Finn nach dieser elenden Salamankabohnensuche im Sumpf schon beinahe im Vertrauensschülerbad geküsst hätte? Oder dass wir nach Silvester schon in Trewlaneys Turmzimmer rumgeknutscht haben? „Offiziell oder inoffiziell?"

„Offiziell ist wohl heute, oder?", sagt er resigniert.

„Naja, also Violett...", setze ich an und Olly stöhnt, als ob er Schmerzen hätte. Es klingt verdächtig nach „Verräterin".

„Ist vermutlich auch egal. Aber du bist glücklich?", fragt er und ein breites Strahlen stiehlt sich in mein Gesicht, das wohl Antwort genug ist. „Sehr", flüstere ich.

„Wenn er dir wehtut, brech ihm die Beine. Und die Arme. Und das Genick."

„Das ist lieb von dir. Aber bevor du das tust, mache ich das schon selbst."

Olly wirft noch einmal den Flummi mit voller Wucht gegen die Wand und will ihn gerade fangen, doch dazu kommt er nicht. Er streckt bereits die Hand aus, aber meine Hand schnellt so blitzschnell hervor, dass er keine Chance gegen mich hat. Es ist wie ein Reflex und der kleine Ball landet sicher zwischen meinem Daumen und Zeigefinger. Die Bewegung hat nicht mal einen Wimpernschlag gedauert.

„Krass", platzt es aus ihm heraus. Die Hand hatte er schon zum Catch erhoben und ausgestreckt. Er hat gar nicht mitbekommen, dass ich mich bewegt habe. „Was hast du denn für Reflexe?!"

„Siehst du. Das hat er zum Beispiel noch nie gesehen. Ich verrate doch nicht alle meine Tricks, Olly." Ich stehe auf, drücke Olly einen Kuss auf die Wange und gebe ihm den Flummi zurück in die Hand. 

Keeper Seeker (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt