Kapitel 21

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Finneagann

„Jo. Mann." Hec rutscht mit Schwung auf die Bank neben mich. Seine Schuluniform ist zerknittert und er stinkt übertrieben nach Eau de Toilette. Ich bekomme Kopfschmerzen von dem Gestank.

Ich hebe nicht den Blick von meinem Zaubereigeschichte-Aufsatz über Adalbert den Kurzsichtigen, sondern schreibe stur weiter. Binns hat mich in diesem Schuljahr ordentlich auf dem Kieker und donnert mir eine Hausaufgabe nach der nächsten rein. Allmählich habe ich das Gefühl, er macht das wahllos. Neulich hat er mich „Adams" genannt und drei Tage später „Higgins". Nach dem Ärger mit dem Ilvermorny-Referat werde ich einen Teufel tun und mich mit ihm anlegen und ihn darauf hinweisen, dass ich weder Adams noch Higgins bin. Ich bin auf die gute Note angewiesen, ohne mindestens ein „Erwartungen übertroffen" muss ich am Schuljahresende gar nicht zurück nach Milton Manor kommen.

„Machst du echt die Aufgaben für Binns?" Hec beugt sich über meinen Aufsatz und lacht dunkel. „Wenn du nicht du wärst, könnte man echt meinen, du wärst ein Streber."

Ich hebe eine Augenbraue und sehe ihn stumm an. Hector hält die Klappe und McGonagall betritt mit wehendem Umhang das Verwandlungs-Klassenzimmer. Aus den Augenwinkeln registriere ich, dass hinter ihr die pinken Haare meiner Schwester den Raum betreten und mit ihr...

Hec hat weiß, dass mir meine Noten mindestens so wichtig sind wie der Sieg im Quidditch-Pokal. Ich raffe den Aufsatz für Binns zusammen und stopfe ihn in meine Tasse, während McGonagall an der Tafel beginnt, eine komplizierte Zauberformel zu notieren.

„Was willst du?", zische ich ihm zu, während Stuhlbeine über den Boden scharren und dazwischen Ruhe einkehrt. McG hasst Getuschel in ihrem Unterricht.

„Wusstest du, dass Sus über dich hinweg ist?"

„Ist sie das?", frage ich gelangweilt und muss mich regelrecht zwingen, weiter auf den Tisch zu starren und nicht zum anderen Ende der Tischreihe, wo Evans gerade ihren Zauberstab auspackt.

„Atticus hat sie beim Knutschen mit Julian Finchley aus Ravenclaw gesehen."

Automatisch starre ich zu Finchley, der zwei Reihen vor uns sitzt. Finchley ist ein Nerd. Ich glaube nicht, dass das Susies Ernst ist. Ich zucke mit den Schultern und sage knapp: „Aha."

Alter! Es ist Finchley! Du musst sie dir zurückholen. Susie, Mann! Sie ist-"

Ich schaue ihn nur an. Ich werde nichts dergleichen tun. Ich will Sus nie zurück. Ich will-

Ich schaue zu Vi – zumindest gebe ich vor, zu ihr zu schauen – und verkneife mir ein Seufzen just in dem Moment, als meine Schwester zu mir sieht. Sie feixt und ich würde lügen, wenn nicht eine Spur Gehässigkeit in ihrem wissenden Grinsen liegen würde.

Ich habe sie geküsst.

Ich habe Violett selten sprachlos erlebt, aber nach dem Sieg der Ravenclaws, nachdem Evans diesen Schnatz so spektakulär gefangen hat, hat sie endlich mal ihre Klappe gehalten. Allerdings hielt dieser Zustand nicht lange. Wir hatten mit den anderen Zuschauern das Stadion verlassen und dann war es schließlich aus ihr rausgeplatzt. Ob ich ich übergeschnappt wäre. Das hatte sie als Erstes gesagt.

Und dann hatte sie mich unter der Androhung körperlicher Gewalt gezwungen ihr davon zu erzählen. Was ich nicht getan hatte. Also hatte sie mich gehauen, mir mit all ihren schwesterlichen Launen Schmerzen bereitet – sie schlug in etwa so fest zu wie ein Minimuff.

Sie hatte keinerlei Infos erhalten, außer, dass ich Evans geküsst hatte und es anschließend versaut hatte. Daraufhin hatte Vi mich nur entgeistert angesehen und mit dem Kopf geschüttelt.

Keeper Seeker (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt