Um halb eins gehen wir geschlossen als Mannschaft rüber zum Stadion und machen uns fertig. Die Slytherins haben wir nicht mehr gesehen. Dafür begleiten uns Anfeuerungsrufe von Mitschülern, die nicht mal unbedingt zu unserem Haus gehören, als wir durch die Gänge des Schlosses laufen. „Zeigt es ihnen" höre ich oder „Macht sie platt".
Wir werden sehen.
Wir müssen erst mal spielen. Sicherlich haben wir nach Goldenblatts Krankenflügel Aufenthalt eine gute Ausgangssituation. Die Zerrissenheit innerhalb des Slytherin-Teams, die man schon seit Tagen spürt, spielt uns hoffentlich auch in die Karten.
Jackson ist der Erste, der die Umkleide betritt und sofort dabei, sein Zeug aus dem Spint zu holen. Als Hüter braucht er am längsten, um sich spielbereit zu machen. Ich als Sucher bin schnell umgezogen.
Das Wetter ist nach wie vor beständig, so gut wie seit Wochen nicht, noch immer fast windstill. Es kann ein gutes Spiel werden.
„Leute!", ruft Jackson uns zu und wir treten in den Kreis zusammen. Dafür, dass er noch so jung ist, macht er das wirklich gut: Die Mannschaft zusammenhalten. Besser als Horner es gemacht hat. Wenn ich einen Captain bestimmen sollte, ich würde Jackson meine Stimme geben (wäre da nicht die Sache mit den Wetten). „Wenn wir da jetzt rausgehen, halten wir zusammen. Wir fliegen als Team. Egal was passiert, wir bleiben eine Einheit, eine Mannschaft. Die können uns gar nichts. Cas, Sander, ihr deckt mit Sally erst das Spielfeld gleichmäßig ab und rotiert die Flügel erst, wenn wir mit den Angriffen nicht durchkommen, wie wir das geübt haben." Das haben wir uns ausgedacht. Immer in Bewegung bleiben, keine festen Positionen der Jäger, ein rotierendes System. Collin hat so bei den Battlesticks gespielt. Ich habe dem Team das vor ein paar Wochen nach dem Gryffindor-Spiel vorgeschlagen und wir haben es ausprobiert.
„Wir schauen erst, wie es läuft."
Das war der Matchplan. Wenn Slytherin zu dominant war, wollen wir sie mit dem rotierenden System aus dem Konzept bringen.
„Und wenn gar nichts durchkommt-" Jackson sieht zu mir und ich nicke.
„Dann weiß ich Bescheid." Dann gibt es zwei Optionen. Eine ist Sieg durch Schnatz-Fang. Das ist nicht optimal. Ein früher Catch bedeutet, dass wir keine Chance auf den Pokal haben. Wir müssen punkten, um den Quidditch-Pokal zu gewinnen - und das wird hart gegen Slytherin.
Die andere Option ist ein Spielzug, und der wird Slytherin Hören-und-Sehen vergehen lassen. Das haben sie noch nicht erlebt und wird sie hoffentlich aus dem Takt bringen.
„Ravenclaw auf drei: Eins, zwei, drei!"
„RAVENCLAW!", donnern wir einstimmig und einer nach dem anderen verlässt die Kabine Richtung Besenkammer. Davor kommt es zum Gedränge, da die Slytherins ebenfalls gerade dabei sind, ihre Besen herauszuholen. Madam Hooch sortiert im Gang die Spieler, während ich in der Kammer verschwinde und Pam aus dem Spint holen will. Doch soweit komme ich nicht, da mir der Weg versperrt ist.
„Oh." Ich bin nicht die Letzte im Zeugraum.
Mit dem Rücken zu mir hantiert Sly mit dem Zauberstab an einem Spint herum. „Aperta!", murmelt er genervt und richtet den Zauberstab angestrengt auf den Schrank.
„Wenn du ihn aufmachen willst, ist Alhomora die erste Wahl."
Er zuckt zusammen, dreht sich aber nicht um. „Das weiß ich auch. Ich will diese dämlichen Schrauben-" Er sieht kurz zu mir und dann entnervt und gestresst auf das kleine Messingschild am Schrank. F.C. Ist das Finn Cunninghams Spint?
„Warum?", flüstere ich verständnislos und er lässt die Schultern sinken.
Dann schiebe ich ihn zur Seite, greife nach meinem Zauberstab, richte ihn auf die angerosteten Schrauben und sage leise: „Vertere". Federleicht und unter leichtem Gequietsche lösen sich die zwei Schrauben und fallen, wie auch das Messingschild mit einem leisen Klonk zu Boden.
Finn schaut auf den Boden und atmet sichtlich auf. „Danke."
Zeitgleich gehen wir in die Hocke und greifen nach dem Schild, strecken beide die Finger danach aus und als ich es berühre und damit auch seine Hand, zucke ich schnell zurück, bevor das verdammte Occamy mich ablenken kann.
Ich muss mich auf das Spiel konzentrieren.
Finn schluckt, nimmt das Messingschild in seine Hand und steht ein wenig schwerfällig auf.
„Also", sagte er.
„Also", mache ich und höre aus dem Gang ein: „Sind die Mannschaften so weit?"
„Nee, muss nochmal aufs Klo! Schiffen." Das war Dom Manners. Von draußen kommt ein verhaltenes Stöhnen.
„Accio", murmele ich und höre, wie Pam sich aus ihrem Spint befreit und an McDous Ohr vorbei in meine Hand zischt.
Er schweigt still und holt dann tief Luft. „Rory..."
Immer, wenn er meinen Namen sagt, passiert nichts Gutes. Das weiß ich mittlerweile. „Nicht." Nicht vor diesem Spiel. Das sind wir uns beiden schuldig.
Doch das scheint ihn nicht zu beirren. „Wegen neulich..."
Ich sehe ihn scharf an und mein Herz schlägt einmal fest gegen meinen Brustkorb, als ob es unbedingt hören will, was er zu sagen hat. „Wir spielen jetzt, das ist dir klar, oder?"
„Ja."
„Ich rede jetzt nicht mit dir über neulich, McDou." Ich schlucke. „Und du solltest das jetzt auch nicht tun. Du solltest ein Spiel gewinnen." Wir haben darum gewettet. Eine dumme, alberne Wette, als wir noch geflirtet haben.
Er schnaubt frustriert. Er murmelt stumpf etwas vor sich hin, das verdächtig nach „als ob wir das bei Hectors Einstellung könnten", aber ich kann mich auch verhört haben. „Wolltest du nicht dieses Spiel gewinnen?", sagt er dann. Er legt den Kopf schief. „Damit ich meinen Besen überholen lasse?"
Ich reibe mir das Kinn und spüre, wie mir die Röte den Hals hochkriecht. „Du wolltest ins Vertrauensschülerbad."
„Wenn du verlierst, ja."
„Dann streng dich mal an, dass Goldenblatt keinen Scheiß baut." Ich mache auf dem Absatz kehrt und will die beengte Besenkammer gerade verlassen, als ich seine Hand schwer auf meiner Schulter spüre.
„Evans."
Ich halte inne und atme ein. Ich atme den vertrauten Duft ein, der ihn immer umgibt. Diesen Hauch von Leder und Holzpolitur, obwohl sein Nimbus vermutlich seit zehn Jahren kein Holzpflegeset mehr zu Gesicht bekommen hat.
„Viel Glück da draußen." Er lächelt knapp.
Ich schlucke. Und beschließe, auszusprechen, was er hören muss. „Dir auch. Vertrau dir... Du kannst das."
Finn atmet tief und zittrig ein und folgt mir aus der Besenkammer. Das Messingschild mit den Initialen von Finn Cunningham hält er noch immer in der Hand und lässt es unbemerkt in seine Hosentasche gleiten, während er mit dem Nimbus in der Hand nach vorne zu Hooch und Jackson geht.
Dom Manners kommt von der Toilette zurück und dann... dann geht es los. Unser Endspiel gegen Slytherin beginnt.
..........
Mateo Cooper nimmt Wetten an.
Wer ist dabei? 😎😅😇
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Keeper Seeker (Harry Potter FF)
FanfictionFür Rory geht eine Welt unter, als ihre Eltern ihr eröffnen, dass sie von Massachusetts nach Salisbury umziehen werden. Rorys Vater hat dort eine neue Anstellung gefunden. Der Umzug soll für die Familie einen Neuanfang darstellen, um nach dem Versc...