Kapitel 8

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Sly

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Sly

M

ein Puls rast noch immer. Ich bekomme mich kaum in den Griff, und das, obwohl der Zusammenstoß mit Vi schon über eine Stunde her ist. Ich sitze ganz oben auf der West-Tribüne des Quidditch-Stadions, habe die Kapuze meiner Trainingsjacke tief ins Gesicht gezogen und beobachte die Trainingsflüge der Ravenclaws. Zumindest gebe ich vor, sie zu beobachten. Ich könnte nicht sagen, wer gerade den Quaffel in der Hand hat und aufs Tor fliegt. Jonathan Horner versucht, ein gutes Team zusammenzustellen, aber ich bin mir nicht sicher, ob es ihm gelingt. Horner ist eine Pfeife. Wir haben Ravenclaw letztes Jahr pulverisiert.

Wir. Mein Team.

Ich habe nicht sonderlich viel dazu beigetragen.

Ich schlucke und schließe die Augen.

Meine Mannschaft letztes Jahr war überragend. Die paar Mal, wo ich wirklich als Hüter gefragt war, kann ich an einer Hand abzählen. Und ich bin ernsthaft dankbar dafür. Mir wird noch immer übel beim Gedanken an das, was im Sommer vor einem Jahr passiert ist. Ich war... letztes Jahr in der Saison nicht ich selbst. Das kann dieses Jahr nicht nochmal so laufen. Zum Glück hat die Mannschaft das getragen.

Komm endlich klar damit. Violetts Worte dröhnen in meinem Kopf wie die Migräneattacke vor ein paar Tagen. Genauso wie ihre Worte, die sie mir nach dem Zaubertränkeunterricht an den Kopf geknallt hat. Du kannst dem ganzen Theater nicht ewig aus dem Weg gehen. Das weißt du.

Ich weiß, dass sie damit recht hat. Ich kann nicht ewig so tun, als sei noch alles so, wie immer. Ich muss irgendwann anfangen, an dem Problem zu arbeiten. Atti hat vorhin bereits angedeutet, dass die Mannschaft diese Saison nicht so stabil sein wird, wie letztes Jahr. Dass wir Hector vielleicht nicht als Treiber einsetzen können, sondern an einer anderen Stelle brauchen, weil er einfach verdammt gut wirft. Und wenn es dumm läuft, so richtig dumm läuft, muss ich jemand anderen ins Tor stellen. Und selbst als Sucher spielen. Fuck. Das wäre der Super-Gau.

Ich schaue an den Himmel, wo Cassie Farinato und zwei andere junge Ravenclaws den Himmel nach dem Schnatz absuchen. Cassie hat den Schnatz gesichtet und geht in den Sturzflug. Sie ist verdammt schnell.

Mein Magen zieht sich zusammen und ich muss an den letzten Sommer denken. An diesen klaren Sommertag, das glitzernde Meer, die Schäfchenwolken und die Highlands unter uns. Es war ein perfekter Tag.

Sie kann nichts dafür.

Du bist so ein Kotzbrocken.

Mein Blick fällt wie von selbst auf die Ost-Tribüne. Ich entdecke Vi mit ihrem blauen Ravenclaw-Pullover sofort. Ihren blauen Schal hat sie sich dreimal um den Kopf geschlungen und brüllt laut O'Connors Namen. Ich lehne mich zurück und schaue auf das Spielfeld. O'Connor fliegt eine ziemlich waghalsige Aktion auf das Tor zu, schwingt den Schläger mit voller Wucht und der Klatscher prallt mit solch einer Kraft davon ab, dass es seinen Mitspieler beim Rückschlag unerwartet rückwärts vom Besen haut.

„Sorry, Josh!", ruft O'Connor.

„Spitze, Olly, aber heb dir das für die Slytherins im Auftaktmatch auf!", ruft Horner von seinem Besen zurück. Ich muss anerkennend nicken. Krasser Move, auch wenn es eher ein Unfall warDas hatte er letztes Jahr noch nicht so drauf.

Ein Schatten fällt auf mich und ich hebe den Blick. Atti steht vor mir und lässt sich schwerfällig neben mich fallen. Er streckt die langen Beine aus und klopft mir den Oberschenkel. Alles okay?

Ich nicke und zeige auf O'Connor. „Der ist gut geworden. Den müssen wir im Augen behalten."

Atti nickt stumm und greift in die Jackentaschen seiner grünen Trainingsjacke. Auf der linken Brust prangt das Hausemblem von Slytherin, die Schlange. Als er die Hand herauszieht, hält er ein neues Amulett darin und reicht es mir wortlos.

„Noch mehr Mojo?"

Er lächelt schief und bewegt die Hand Richtung Himmel. Fürs Fliegen.

Na, Danke. Dann legt er mir die Hand auf die Schulter und drückt sanft zu.

„Meinst du ehrlich, dass ich das nötig habe?"

Atti sagt – natürlich – noch immer nichts. Seit ich ihn kenne, hat er nie ein Wort gesagt. Wir kommen aber auch ohne Worte klar. Stattdessen zwinkert er mir zu und nickt demonstrativ zu Vi hinüber.

„Was mit ihr ist?", frage ich und sehe ihn an.

Er zuckt mit den Schultern. Dann deutet er auf mich und sie und macht eine sehr eindeutige Geste.

„Du meinst, ich soll mit ihr reden? Auf gar keinen Fall."

Er rollt die Augen. Genervt die Augen. Er ist von meinen Freunden derjenige, der diesem ganzen Häuser-Quatsch am wenigsten abgewinnen kann. Er findet es blödsinnig, dass es diesen Hauspokal gibt und dass es diese hausinternen Konkurrenzen gibt. Genauso schwachsinnig findet er es, wie Vi und ich uns gegenseitig angehen. Aber das geht ihn nichts an. Das ist einzig und allein eine Sache zwischen ihr und mir.

Komm endlich klar damit.

Du weißt, ich bin für dich da, wenn-

Ja. Wenn.

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Keeper Seeker (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt