Keeper Seeker (Harry Potter FF)

Kapitel 24

Der nächste Tag ist erfüllt von einem angespannten Summen, das durch die ganze Schule brummt. Unterricht findet nicht statt, aber mit jedem Wimpernschlag verändert sich das Antlitz der Gemäuer. Hogwarts wird herausgeputzt. Die Fensterscheiben glänzen, überall, auch in den Treppenhäusern, hängen die Schulbanner. In der Großen Halle schwirren Miniatur-Besen herum, in gold und silbern. Alles glänzt und sieht sehr feierlich aus, Frühlingsblumen sind überall dekoriert und allgemein erinnert nichts mehr an die grauen Wintertage, die noch vor ein paar Wochen alles beherrscht haben.

Selbst die Sonne lässt sich blicken.

„Oh, ich bin so aufgeregt!" Vi sagt das schon den ganzen Tag. „Auf diese ganzen exotischen Schüler." Sie bekommt sich gar nicht mehr ein. Sie hat genauestens über alle Schulen recherchiert. Über die Castelobruxo-Schule für Zauberei in Brasilien, die tief im Regenwald verborgen liegen soll. Vi hat erzählt, dass das Schulgebäude gewaltig sein soll und ganz und gar von Gold überzogen. Sie ist total besessen von dieser Schule. Sie hat mir, Sandy und Jessi ein ganzes Referat über die drei Häuser Juno, Asterilla und Scondio gehalten, dass man sie mit Slytherin, Ravenclaw und Gryffindor vergleichen kann und so weiter.

Die Uagadou-Schule für Zauberei ist die größte Zauberei-Schule Afrikas. Während ihres einschläfernden Vortrages hat Violett berichtet, dass die Schule irgendwo im Grenzgebiet zwischen Uganda und dem Kongo liegen soll, mitten im Herzen Afrikas. „Und wisst ihr", hat Vi aufgeregt gesagt, als wir zum Frühstück liefen, „angeblich zaubern die da alle ohne Zauberstab. Abgefahren, oder?!"

„Wenn du nicht bald die Klappe hältst, zauberst du auch bald ohne Zauberstab", murmelt Sandy und rollt die Augen, während ich müde nach einem Milchbrötchen greife.

„Aber wollt ihr nichts über die anderen Schulen wissen? Über Mahoutokro? Oder die Koldvstoretz-Schule? Oder Beauxbatons und Durmstrang und-"

„Nope", sagt Sandy. „Kein Interesse." Damit greift sie nach dem Teekännchen auf dem Tisch.

„Aber-"

„Vi, die Teams kommen doch sowieso bald an." Ich lächele ihr aufmunternd zu. „Da kannst du noch genug Hints und Facts streuen."

Vi schnauft. „Ihr seid blöd." Dann hebt sie den Kopf und grummelt irgendwas. „Dein Freund kommt", sagt sie und ich spüre erst den Schatten, dann die Wärme, als Finn hinter mich tritt.

„Good Morning, Ladys...", flötet er und legt mir die Hände auf die Schultern. „Gut geschlafen?"

„Ist das eine generelle Frage an uns oder eine spezielle an Rory?"

„Herrje, wer hat dir denn jetzt schon die Laune verdorben, Vivi? Es ist nicht mal halb acht." Ungefragt rutscht er neben mich auf die Bank und die anderen Ravenclaws am Tisch starren ihn an, als ob er geisteskrank ist. Dann sondiert er das Frühstück, greift nach einer Schale Porridge und einer Banane und beginnt, diese mit einem Messer in den Haferschleim reinzuschneiden.

„Sag mal, sitzt du nicht am falschen Tisch?", fragt Vi süßlich und auch ich bin mir gerade nicht so sicher, was das soll. Nicht, dass es mich stören würde. Aber er hat wirklich übertrieben gute Laune. Und er sitzt wirklich bei uns.

Finn dreht sich um und zuckt mit den Schultern. Am Slytherin-Tisch ist noch kaum jemand zu sehen. Lediglich ein paar Zweitklässler sind da. „Ja, mir egal. Wir sollen doch Hogwarts repräsentieren. Sagt Hoochie." Er wackelt mit den Augenbrauen. „Da sollte das mit den Häusern doch für den Moment Latte sein, oder?"

„Hoochie." Sandy starrt ihn an. „Darf ich Madam Hooch sagen, dass du sie Hoochie nennst?"

„Nur, wenn ich Pince sagen darf, dass-", setze ich an und Finn tritt mir übertrieben fest auf den Fuß- „Untersteh dich", zischt er und ich kichere. Es ist einfach zu witzig, wie krass viel Respekt er vor Pince hat.

Jessi sitzt uns wie erstarrt gegenüber und sagt keinen Ton mehr. Das Verhältnis zu ihr und uns Mädchen ist immer noch angespannt, vor allem, nachdem sie damals so ausgeflippt ist, als Finn bei uns im Schlafsaal übernachtet hat. Zwischenzeitlich dachte ich, sie würde am liebsten aus unserem Zimmer ausziehen. Immerhin flippt sie jetzt nicht aus.

Bevor ich mir weiter Gedanken über Jessica machen kann, lässt sich Cassie neben Finn auf die Bank fallen. „Guten Morgen, Sonnenschein!", grinst sie. „Welch seltener Gast am schönsten Tisch der Schule."

„Übertreib nicht, Farinato."

„Die Liebe steigt dir echt zu Kopf, wenn du dich hierher verirrst, Captain."

„Cap-", setzt Vi an und starrt ihn an. „Spielst du?!"

„Nope", machen wir alle drei und wir überlassen es Cassie, Vi die Entwicklungen der Team-Besprechung gestern Abend zu erzählen.

„Aber das ist doch gut, oder?", sagt Violett. „Dass die Mannschaft so hinter dir steht. Das zeigt doch, dass-"

Finn sieht sie scharf an und Vi verstummt. Es ist ganz offensichtlich, dass er nicht weiter über die Aufstellung sprechen will.

Mimi und Fawley haben Hooch die Entscheidung des Teams direkt heute Morgen mitgeteilt. „Sie war vollkommen überrascht", platzt es aus Mimi raus, als sie nach dem Frühstück bei uns am Tisch stehenbleibt. „Ich glaube, sie ging davon aus, wir nominieren Sander oder Rory."

Fawley greift nach einem Muffin und beißt hinein. „Naja, weil Sander im Mittelfeld Führungsspieler ist und Rory...." Er sieht mich an und zuckt mit den Schultern, als sei das offensichtlich.

Cassie sieht Fawley und Mimi interessiert an. „Weil sie taktische Intelligenz besitzt und mit McDou knutscht."

Finn und ich verschlucken uns.

„- und sehr gut fliegt", stellt Mimi klar und grinst. „Um 12 Uhr kommen die Teams. Wir sollen uns vorbildlich benehmen, hat sie nochmal gesagt. Und die Team-Jacken tragen, nicht die Schul-Uniform."

McGonagall hat für das Turnier unsere übliche Hausteam-Ausrüstung ersetzen lassen durch einen Hogwarts-Ausrüstungs-Satz. Überall ist das Schullogo aufgebracht: Löwe, Adler, Dachs und Schlange.

Finn neben mir salutiert und widmet sich weiter seinem Porridge. Es ist seine zweite Portion und er lässt sich Zeit. Irgendwie hinterlässt es ein sehr befriedigendes Gefühl bei mir, ihn dabei zu beobachten. Er wirkt so entspannt. Als ob er Urlaub hätte. Vielleicht hat er das gerade auch. Ich weiß nicht, wie die Stimmung aktuell in seinem Haus ist, aber ich habe das Gefühl, dass sich dort etwas verschoben hat. Dass durch die Nominierung, seine Entscheidung Teil dieses Teams zu sein, etwas in der Dynamik bei den Slytherins verschoben hat – oder dabei ist, sich zu verschieben.

..........

Eine gute Woche wünsche ich euch...