Es ist Samstag morgen. Draußen ist es nebelig und eine klamme Kälte hat sich über das Schlossgelände gelegt, die sich allmählich auch durch die Gemäuer frisst. Selbst die Kamine, die die Hauselfen mittlerweile kräftig anfeuern, können die Kälte, zumindest für mich, kaum noch vertreiben.
Violett rutscht aufgeregt neben mir hin und her und schafft es kaum, ihr Frühstück zu essen. Sie redet seit gestern von nichts anderem mehr, als von den Testspielen heute. Als ob mich das interessieren würde. Ich habe mit Quidditch abgeschlossen. Nur ihr zu liebe werde ich mir das antun. Ich will mir das nicht angucken. Ich will keine Quaffel sehen, die durch die Gegend geworfen werden und auch nicht, wie irgendwelche Halbstarken die Klatscher durch die Gegend dreschen. Schon gar nicht will ich das feine Surren des Schnatzes hören müssen, wenn er über die Tribüne hinweg saust. Ich will das nicht. All das erinnert mich an meinen Bruder.
„Die Hufflepuffs sind schon auf dem Feld", sagt sie aufgeregt, „Isst du bitte endlich mal dein Porridge auf?"
Ich schaue in meine Schüssel und dann in Vis Gesicht. „Dein Ernst?" Will sie ernsthaft alle vier Mannschaften begutachten? Ich dachte, ihr reicht es, wenn sie die Auswahl unseres Teams begutachten kann und vielleicht noch einen Blick auf McDougal erhaschen kann. Es schüttelt mich ein wenig beim Gedanken an ihn.
„Mein voller Ernst."
„Ich soll mich echt vier Stunden bei Nieselregen mit dir auf das Quidditch-Feld setzen?"
„Acht", murmelt sie und schaut verlegen unter sich.
„Was?!" Ich sehe sie entgeistert an.
„Acht Stunden. Pro Team sind zwei Stunden Auswahltraining angesetzt. Hab ich dir das nicht gesagt?" Sie klimpert übertrieben mit den Wimpern und in diesem Moment möchte ich meiner neuen besten Freundin am liebsten den Hals umdrehen.
„Nein", presse ich zwischen zusammengepressten Zähnen heraus, „das muss dir entfallen sein." Acht Stunden! Das kann einfach nicht ihr Ernst sein! Ich schaue auf die Uhr und stöhne.
„Ja, gut", räumt sie ein. „Vielleicht können wir auch einfach etwas später auf's Feld? Die Hufflepuffs sind jetzt nicht soo spannend."
Trotzdem. Selbst sechs Stunden Quidditch machen es nicht wirklich besser. Ich überlege, ob ich mir noch mit einem Aufrufezauber ein Buch aus dem Schlafsaal holen soll, damit ich mich beschäftigen kann, werde dann aber abgelenkt.
Das Portal der großen Halle kracht auf und McDougal stolziert herein, ihm dicht auf den Fersen ist Atticus Flint. McDougal schaut so finster vor sich, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Er stiert durch die Halle direkt zu uns, und ich sehe, wie sein Blick etwas zu lange auf Vi hängenbleibt. Die versteift sich unübersehbar unter seinem Blick und setzt sich kerzengerade hin.
„Vi...", setze ich an. Sie kann sagen, was sie will: Es ist einfach zu offensichtlich, dass sie auf ihn steht. Oder stand. Dass zwischen den beiden mal etwas lief, er ihr das Herz gebrochen hat, was auch immer. Sie streitet es jedenfalls immer noch ab. Aber diese Blicke, die die beiden sich ständig zuwerfen, wenn sie denken, man merkt es nicht, sind zu aussagekräftig.
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Keeper Seeker (Harry Potter FF)
FanfictionFür Rory geht eine Welt unter, als ihre Eltern ihr eröffnen, dass sie von Massachusetts nach Salisbury umziehen werden. Rorys Vater hat dort eine neue Anstellung gefunden. Der Umzug soll für die Familie einen Neuanfang darstellen, um nach dem Versc...