Keeper Seeker (Harry Potter FF)

Kapitel 15

Am nächsten Tag hänge ich genauso durch wie Cassie und Sally. Beide sind so verkatert, dass sie auf der Krankenstation landen. Madam Pomfrey hat Sorge, dass ein Magen-Darm-Virus herumgeht und quartiert die beiden direkt über Nacht im Krankenflügel ein. Ganz so übel ist es bei mir nicht.

Dennoch kann es sich McDou nicht verkneifen, mir vor Kräuterkunde in den Gewächshäusern einen Spruch zu drücken. „Na, Evans." Er lehnt sich an unseren Tisch und mustert mich mit hochgezogener Oberlippe. „Noch gut... gefeiert?"

„Sei bloß still", zische ich ihm zu.

„Du bist ein bisschen grün um die Nase."

Ich werfe ihm einen vernichtenden Blick zu. „Dann passt meine Nase ja zu deiner Krawatte", sage ich und unterdrücke das aufkeimende Gefühl der Übelkeit.

„Pass auf, dass sie dir nicht auf die Uniform bricht, McDou", sagt Olly trocken und Finn weicht ganz automatisch einen Schritt zurück. So schlecht ist mir allerdings bei weitem nicht.

„Olly", zische ich dennoch. Er beschwert sich schon den halben Vormittag, dass wir ihn nicht zu unserer Anti-Jonathan-Party eingeladen haben. Er hätte wahnsinnig viel beitragen können, hat er beim Frühstück gesagt, vor allem Wut und Hass auf seinen Team-Captain, nachdem er Sally aus der Mannschaft genommen hat.

Ich werfe McDougal einen scharfen Blick zu. Finn grinst nur und weicht weiter zurück, als Vi ihm den Ellbogen in die Flanke rammt und ihn rabiat zur Seite schiebt. „Platz da", faucht sie ihn an.

McDou mustert sie kühl und rollt die Augen. „Es heißt Platz da bitte, Violett. Und ein Danke hat auch noch nicht geschadet."

Ich muss unwillkürlich lächeln, während Vi ihren Zwillingsbruder ansieht, als ob er gerade etwas auf Troll zu ihr gesagt hätte.

„Seit wann weißt du denn, wie man Bitte und Danke verwendet?"

Bevor er zum antworten kommt, eilt Professor Longbottom ins Gewächshaus. Um seinen Hals flattert ein rot-gold gestreifter Gryffindor-Schal, der ihm hinterher weht, und in seinem Arm hat er eine Stiege mit kleinen Gewächstöpfen, in dem Mini-Setzlinge stehen, die winzige Tentakel mit Saugnäpfen haben. „Hinsetzen, meine Herren und Damen, ziehen Sie sich bitte ihre Drachenhaut-Handschuhe an. Wir gewinnen heute das Toxin der Tentakula Grimissimosa." Damit stellt er den Holzkasten auf einem staubigen Holztisch ab und beginnt, an der Tafel den Prozess der Toxinentnahme zu skizzieren.

Wir sollen vorsichtig bei der Giftentnahme sein, warnt uns der Professor. „Das Toxin kann ausgesprochen heftige allergische Reaktionen hervorrufen", warnt er uns.

Olly betrachtet die Saugnäpfe seiner Tentakula Grimissimosa unter der Lupe und erschaudert. „Uärks. Die haben Mini-Reißzähne! Schau!" Er hält mir Lupe und Setzling vors Gesicht, aber ich kann nichts erkennen, weil die Vergrößerung zu stark ist und alles unscharf ist.

Dann fangen wir mit der Arbeit an. Die kleinen Tentakeln sind ausgesprochen widerborstig. Olly flucht in einer Tour vor sich hin und auch ich habe meine Mühen.

Vi für ihren Teil ist abgelenkt. Es ist das erste Mal, dass ich es erlebe, dass sie eine Schulaufgabe gar nicht erledigt, sondern nur vor sich hinstarrt. „Was ist nur mit ihm los?", murmelt sie und sieht auf die andere Seite des Gewächshauses zu ihrem Bruder.

„Was soll mit ihm sein?", frage ich sie.

„Bitte und Danke?", gibt sie zurück. „Ist er krank?!" Sie rümpft die Nase. „Weißt du, wann Finn zuletzt um etwas gebeten hat?"

Ja. Weiß ich. Ich erinnere mich gut daran, dass er mich darum gebeten hat, dass das alles zwischen uns bleibt. 

Unser Ausflug in die Luft.

Seine Panik.

Bitte.

Das böse Wort heißt Danke, McDougal.

Vi stiert weiterhin durch das Gewächshaus zu McDougal, der Longbottoms Anweisungen abschreibt und dann konzentriert befolgt, während an seiner Tischgruppe zwei Plätze weiter Susie versucht, seine Aufmerksamkeit zu erlangen, indem sie sich mit Absicht die Tentakula über die Hand schüttet. Zunächst geschieht nichts, bis sich die Tentakula in irrsinniger Geschwindigkeit an Susies Drachenhaut-Handschuhen hinaufwindet und sich dann an ihrer Haut festsaugt. Susies Schrei ist markerschütternd.

„Bei Merlin." Vi rollt die Augen. „Das war doch Absicht."

McDougal hebt auf Susies Gejaule, das sofort losbricht, irritiert den Kopf, sprintet jedoch nicht auf sie zu, um sie zu retten. Dafür ist Professor Longbottom gleich zur Stelle und befreit Susie von den aggressiven Tentakeln der Tentakula.

Das Mädchen kreischt wie am Spieß, vor allem nach McDougal. Immer wieder ruft sie „Sly! Mach doch was! Sly!", doch die Tentakula steht schon längst wieder auf dem Tisch. Mittlerweile schwillt jedoch Susies Gesicht beulenförmig an.

„Allergischer Schock!", ruft Professor Longbottom und wird plötzlich ganz hektisch. „Goldenblatt!", weist er Hector barsch an, „Im Medizinschrank ist ein Bezoar!" Doch Hector rührt sich nicht. Der steht da, wie angewurzelt. Der ganze Kurs steht da, wie versteinert, während Susies Gesicht und Hals immer weiter anschwillt und sie hektisch nach Luft zu schnappen beginnt.

Keiner rührt sich.

Am wenigsten McDougal. Dem steht die blanke Panik ins Gesicht geschrieben.

Wie damals auf dem Feld.

Wie damals, als ich 500 Meter mit ihm über dem Boden in den Wolken war.

Wie damals, als Sally auf den Rasen krachte.

Ich springe auf, reiße den Medizinschrank auf und hole den Bezoar aus der Schachtel. Mit drei langen Schritten bin ich bei Susie, die auf dem Boden liegend keucht und blau anläuft, Longbottom über sie gebeugt, der leise auf sie einredet, dass alles wieder gut wird. Ich reiche ihm den Bezoar, er stopft ihn ihr in den Mund, was kaum geht, weil alles so geschwollen ist, und ein paar Augenblicke später entspannt sich Susies Körper.

„Besser?", fragt Professor Longbottom Susie und tätschelt ihr sanft die Schulter. „Ich bringe sie in den Krankenflügel. Herrschaften: Die Stunde ist für heute beendet."

Er hat noch nicht mal „beendet" ganz ausgesprochen, da kracht die Tür des Gewächshauses schon zu. Ich sehe zum Fenster und sehe Finns Gestalt in blinder Panik das Gelände Richtung Schloss verlassen.

Drama.
Ob ihn da was triggert?🤔