Kapitel 23

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Die nächsten Tage sind anstrengend. Mehr als das. Sie beginnen vor Sonnenaufgang mit dem ersten Training. Wir gehen in der Regel gemeinsam laufen, um an unserer Kondition zu arbeiten. Mimi ist wider Erwarten total fit, im Gegensatz zu Sander, der immer wieder mit den Steigungen unserer Strecke kämpft.

Der Rest des Teams ist konditionell okay.

Finn jedoch ist im Vergleich mit den anderen eine Maschine. Ich habe keine Ahnung, wo er die Kraft-Ausdauer hernimmt. Klar, ich weiß von seinen Show-Klimmzügen im Verwandlungskorridor. Aber jetzt wird er durch das tägliche Training von Tag zu Tag besser. Gestern hatten wir Hüter-Training und alle Jäger der Hausmannschaften eingeladen. Von geworfenen je 100 Quaffeln hat er gestern 86 gehalten. Danach war er unausstehlich gut gelaunt. Verständlich: Fawley hielt nur schwache 41.

Also, wenn ich Hooch wäre: Ich würde allmählich meine Entscheidung bezüglich des Hüters vielleicht nochmal überdenken wollen.

Dom Manners wiederum ist ein Schwänzer. Er ist derjenige, der am häufigesten die Einheiten sausen lässt. Ist er da, spielt er gut, technisch auf hohem Niveau. Er hat enorm viel Kraft. Ein Team-Player ist er jedoch nicht. Ganz allgemein finde ich Manners in etwa so sympathisch wie Hector Goldenblatt, nämlich gar nicht.

Der Unterricht findet aktuell für uns in einem angemessenen Rahmen statt. McGonagall ist schwer beschäftigt mit den Turniervorbereitungen und Verwandlung fällt zum Glück regelmäßig aus. Einmal hat sie uns Hagrid als Vertretungslehrer hingestellt, aber das hatte nur mäßigen Erfolg. Am Ende dieser denkwürdigen Stunde hatte Olly drei Meter sechsundachtzig lange Augenbrauen und niemand konnte sie am Wachsen hindern – auch Hagrid nicht.

Nachmittags haben wir immer Training. Hooch ist hart und streng zu uns, aber allmählich läuft es besser. Einzig Manners hat es noch nicht gerafft. Ich sagte ja: kein Team-Player.

Ansonsten... läuft es besser. Selbst die sonst angespannte Stimmung zwischen Finn und Olly hat sich ein wenig gelockert. Olly geht ihm großräumig aus dem Weg und Finn? Der ist so darauf bedacht, entspannt seine Runden zu drehen, dass er gar nicht auf Olly achtet – viel eher achtet er auf mich.

In der Eulerei geknutscht haben wir nicht mehr. Zu laut, zu kalt, zu ekelig. Dafür aber im Zeugraum, in der Besenkammer, unter der Tribüne nach dem Training, und auf dem Weg zu sämtlichen Unterrichtsstunden, wenn wir unbeobachtet waren.

Wir sind peinlich darauf bedacht, dass uns keiner erwischt. Nach dem Gerede über ihn nach seinem Nervenzusammenbruch und auch das Getratsche über mich können wir das beide nicht wirklich gebrauchen. Außerdem wollen wir es beide noch ein bisschen für uns.

Aber ich bin glücklich. Und über beide Ohren verknallt.

Und er ist es auch. Das sieht man ihm an. Er ist viel entspannter als in den letzten Monaten.

Trotz des reduzierten Unterrichts sitze ich oft bis spät abends in der Bibliothek und arbeite meine Hausaufgaben ab – und regelmäßig sitze ich mit Finn in seiner Nische in der Bib. Mit ihm zu arbeiten ist super angenehm. Er arbeitet schnell und leise und hat eine schnelle Auffassungsgabe. Er ist, wie seine Schwester damals sagte: fleißig und ein Streber. Aber es hat sich schnell herausgestellt, dass er wirklich große Schwierigkeiten mit diesen alten, historischen Texten hat. Ihm fällt es schwer, die kleine, verschnörkelte Schrift zu lesen und es dauert noch eine weitere Woche in der Bib, bis er endlich einräumt, dass er eigentlich eine Lesebrille hat, die er aber aus purer Eitelkeit nicht trägt. Und dass ihm das hilft, gegen die tanzenden Buchstaben vor seinen Buchstaben anzukämpfen.

„Ach was...", mache ich und sehe ihn überrascht an. „Der unbezwingbare Sly McDougal hat eine Sehschwäche."

„Ich habe keine Sehschwäche." Er sieht mich bitterböse an. „Ich kann dir von meinen Torringen aus sagen, ob McG auf ihrem Stammplatz auf der Tribüne Erd- oder Cashewnüsse mümmelt."

Keeper Seeker (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt