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Am Nachmittag kommen wir endlich wieder zu Hause an. Harmony ist auf dem Weg im Auto eingeschlafen. Magnus trägt sie gerade in ihr Zimmer, als Mrs. Lewis zu mir. „Mr. Lightwood Ihr Bruder beschwerte sich über den Zustand seines Zimmers. Ich wollte Ihnen Mitteilen, Ihre Zimmer und Ihre Badzimmer, reinige ich nicht mit. Dies empfand Mr. Bane Senior nicht für angemessen und auch ich finde diese Räume sind Ihre Privatsphäre und in dieser habe ich nichts zu suchen. Ich hoffe sehr dies ist kein Problem für Sie.", spricht sie mich an. „Nein Mrs Lewis, dass ist gar kein Problem für mich. Ich räume sein Zimmer morgen auf wenn er in der Schule ist. Ich möchte auch nicht das Sie sich unwohl fühlen. Haben Sie für Izzy und Max Mittagessen gemacht?", antworte ich ihr. „Für Sie wäre auch noch etwas da. Ich kann es Ihnen erwärmen wenn sie möchten.", bietet sie an. „Nein danke. Wir haben auswärts gegessen.", erkläre ich ihr ganz kurz, bevor ich zu meinem kleinen Bruder gehe. Mit einem Blick in sein Zimmer bin ich mehr als nur geschockt, denn es sieht aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Überall liegen Klamotten herum. Sein Müll ist überall im Zimmer verteilt. Seine Schulsachen sind auf seinem Bett, dem Boden und seinem Schreibtisch verteilt. Seine Spielsachen und Spiele liegen auch überall verstreut herum. Max liegt in seinem Bett und schaut gerade einen Film an. „Max wie lange hast du dein Zimmer nicht mehr aufgeräumt? Hast du es überhaupt jemals aufgeräumt?", frag ich meinen Bruder noch immer geschockt. „Wir haben doch eine Putzfrau, sie soll das gefälligst machen!", antwortet mir Max ohne mich auch nur anzuschauen. „Nein Max! Sie wird unsere Zimmer nicht aufräumen und ich hab dir schon hundert mal gesagt du sollst hier Ordnung halt! Ist das wirklich so schwer?", will ich von ihm wissen. „Wann räumst du hier auf Alec?", ignoriert er mich einfach. Er ist acht und redet so mit mir. Ich glaube es nicht. „Rede nicht so mit deinem Bruder Max!", ertönt Magnus Stimme bestimmt hinter mir. „Entschuldige Magnus.", kommt es kleinlaut von meinem kleinen Bruder. „Du musst dich bestimmt nicht bei mir entschuldigen Maxwell!", sagt er streng. „Entschuldigung Alec. Aber könntest du bitte für mich aufräumen?!", fragt er mich nun ganz lieb. „Wenn du morgen in der Schule bist räume ich hier auf. Und bei Izzy. Hast du schon deine Aufgaben gemacht?", will ich noch von ihm wissen. „Ja mit Izzy gleich nach dem Essen.", erklärt er kurz. „Gut.", sag ich noch und gehe mit ihm ins Wohnzimmer, wo Izzy mit Jace, Raphael und Clary sitzt. Clary liegt in den Armen von Jace auf dem einen Sofa und Izzy liegt mit ihrem Kopf auf dem Schoss von Raphael. Seine Hand ruht auf ihr und wird von ihrer Hand festgehalten. Raphael ist übrigens ein Junge aus meiner Klasse, der hier gar nicht sein sollte. Seine schwarzen Haare sind etwas länger, er ist ungefähr so groß wie Izzy, seine Augen sind braun, sein Gesicht markant und ich vertraue ihm nicht. „Santiago was machst du hier?", fahr ich ihn sofort an. „Entspann dich mal Alec!", schimpft Izzy. „Wer ist das Alexander? Hier sollten keine Fremden sein.", sagt Magnus leise zu mir. „Das ist Raphael Santiago, er geht in meine Klasse und ich stimme dir zu er sollte nicht hier sein!", antworte ich Magnus. Gerade will Izzy was anmerken, da halte ich sie davon ab. „Nein Izzy! Du weißt wie es hier läuft! Dad hat dir immer gesagt - Ich habe dir immer gesagt keine fremden Gäste in diesem Haus! Außerdem frag ich mich wirklich wann du angefangen hast mit meinen Mitschülern herum zu hängen!" Izzy springt auf. „Warum machst du das? Darf ich nicht auch einfach einen Fremden mit nach Hause bringen? Jemandem dem ich vertraue? Was ist mit Magnus? Du hast ihn auch einfach hier her gebracht! Warum willst du mir nur immer mein Glück zerstören?", schreit sie mir ins Gesicht. „Das ist nicht fair Izzy. Du weißt ganz genau ich liebe dein Leben mehr als mein eigenes.", entgegne ich ihr. „Raphael ich denke du solltest gehen, dass ist eine Familiensache!", schickt Jace ihn nach Hause. Dieser steht auf, gibt Izzy noch ein Kuss auf die Wange und geht dann. „Nicht fair Alec?! Weißt du was nicht fair ist? Du glaubst über mein Leben bestimmen zu dürfen, aber so ist es nicht! Es ist mein Leben und ich bin sechzehn. Ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen! Du spielst dich als unseren Vater auf, aber du bist es nicht.", wirft sie mir an den Kopf. „Willst du wissen was wirklich unfair ist Isabelle? Ich musste mit zwölf erwachsen werden, ging nicht mehr in die Schule, machte den kompletten Haushalt, zog Max groß, lernte mit dir, half dir bei all deinen Problemen, beschützte dich, kochte für euch, ging für euch klauen, weil ich zu jung war und mir niemand die Mengen an Lebensmitteln verkaufen wollte, stützte euch wenn ihr Sorgen hattet, trocknete eure Tränen, hab nicht einmal mit euch über das gesprochen was mich beschäftigt, meine Sorgen für mich behalten. Vier Jahre lang habe ich einfach alles für euch gemacht! Alles! Verstehst du? Und dann kam Magnus in mein Leben. Ein Jahr lang habe ich mit mir gekämpft ob ich ihm vertrauen kann oder nicht, bevor ich einfach einmal egoistisch gehandelt habe und ihn einfach hab in mein Leben kommen lassen! Ich kannte ihn, ich wusste ich kann ihm vertrauen und wenn ich ehrlich bin dann solltest du einfach einmal einsehen was ich für dich getan habe.", lass ich einfach zu was mich bedrückt, während sich meine Augen mit Tränen füllen und meine Stimmer weinerlicher wird. „Mach einfach was du willst Izzy, aber bring ihn nie wieder hier her! Ich werde Hodge sagen, dass wirklich keiner mehr dieses Haus betreten darf der dieser Familie nicht wohl bekannt ist! Spiel mit Santiago, such dir dein Glück, denn nichts würde mich mehr freuen, aber bring niemals wieder jemanden mit hier her, der nicht komplett von unserer Familie durchleuchtet wurde.", füge ich noch hinzu und gehe raus. „Ich fass es nicht Izzy!", höre ich Jace noch sagen. Mit schnellen Schritten gehe ich zurück in mein Zimmer. Sekunden nachdem ich in meinem Zimmer angekommen bin legen sich zwei Arme von hinten um mich. Ich muss nicht lange nachdenken das sind Magnus Arme. Sofort drehe ich mich in seinen Armen um, drücke mein Gesicht in seine Halsbeuge und lass meinen Tränen einfach freien lauf. Alles überflutet mich einfach. „Sie meint das bestimmt nicht so Alexander.", versucht Magnus mich aufzuheitern. „Alec?", ertönt ganz leise die Stimme von Jace. Für einen kurzen Moment glaube ich mein Freund würde meinen besten Freund einfach raus werfen, doch dieser überrascht mich. „Komm rein.", sagt Magnus, auch wenn in seiner Stimme zu hören ist, dass er persönlich das nicht möchte. Plötzlich legt sich eine Hand auf meinen Rücken und Jaces Stimmer ertönt wieder. „Was Izzy da gerade gesagt hat geht gar nicht Alec, aber du weißt doch sie meint das bestimmt nicht so. Sie ist einfach verliebt. Raph ist kein schlechter Mensch." Ich schlucke wieder jegliches Gefühl runter, löse mich von Magnus, drehe mich in seinen Armen um, weshalb Jace Hand von meinem Rücken verschwindet und schaue in Jaces Augen. Magnus Umarmung gibt mir die nötige Sicherheit, die ich brauche. „Santiago ist also kein schlechter Mensch?! Dad meinte genau das selbe über diese Typen die ihn verraten haben und ihn - Warte nein uns in diese Situation gebracht haben. Mir ist ehrlich egal wer oder was Izzys Glück ist, solange dieses sie nicht verletzen wird und für uns keine Gefahr darstellt!", erkläre ich ihm. „Und was ist mit Magnus? Du hast ihn doch auch einfach hierher gebracht.", unterstellt er mir. „In diesem Haus scheint mir auch keiner mein einziges Glück zu gönnen!", sag ich mehr zu mir selbst. „Woher willst du wissen dass du diesem Typen vertrauen kannst?", fragt er nach. „Ich weiß es weil er selber aus einer Mafiafamilie stammt!", schreie ich Jace die Antwort ins Gesicht. „Was? Er -", stammelt Jace. „Ja mein dad ist bei der Mafia! Und nein ich würde Alexander niemals, wirklich niemals an meinen dad verraten! Ihr glaubt ihr wüsstet alle wie er sich mit der ganzen Verantwortung fühlt, aber ihr wisst es nicht. Und es scheint mir so als würden hier alle mehr an ihr eigenes Glück denken als an Alexanders. Kannst du dir nur im Ansatz vorstellen wie schwer es für ihn gewesen sein muss mit zwölf Jahren der Ersatzvater eines zweijährigen Kindes zu werden. Er musste sein Leben aufgeben, weil seine Mutter nichts besseres wusste als mit dem Verschwinden ihres Mannes ihre Kinder auch noch alleine zu lassen. Alexander schafft es seit sechs Jahren nicht seinen Vater zu besuchen, obwohl er ihn mehr als nur vermisst, weil er Angst hat er hätte seinen Vater enttäuscht. Knapp ein Jahr hat er mich warten lassen, bevor ich endlich einen richtigen Zugang zu ihm hatte. Zugegeben bei dem Zeitmangel war es einfach auch schwer ihm meine Liebe zu beweisen und in dem Jahr in dem wir nun zusammen sind hat er mich jede einzelne Nacht hier alleine liegen lassen, ich musste zuschauen wie er sich für seine Geschwister den Buckel krumm schuftet. Erst nachdem ich es geschafft habe ihn zu überzeugen mich als seinen Kumpel hier in diesem Haus leben zu lassen, kann er endlich wieder seine Bedürfnisse befriedigen. Endlich nach über einem Jahr darf ich jeden Abend neben ihm einschlafen, ihn beim Schlafen in meinen Armen halten und kann wieder Freude in seinen Augen sehen. Sechs Jahren waren seine Geschwister sein Halt und jetzt beginnen diese sich gegen ihn aufzulehnen. Keiner der beiden hat eine Vorstellung wie schwer es für ihren Bruder war, immer ihnen den Halt zu geben den sie brauchen, Vater und Mutter für sie zu sein. Nie hat er ihnen gezeigt wie sehr er ihre Eltern vermisst. Und das schlimmste an der ganzen Sache ist dass Alexander diesen Halt nun auch verloren hat. Jetzt bin ich der einzige Halt der ihm bleibt. Das Izzy mir unterstellt, dass ich ihn verraten könnt, versetzt ihm einen Stich ins Herzen.", erklärt er meinem besten Freund. Erst jetzt wird mir klar, dass mein Freund mich wohl besser kennt als ich erwartet hätte. Er weiß einfach alles und das ohne dass ich ihm das jemals erzählen musste. „Wenn du darüber reden möchtest, kannst du es dennoch tun, das weißt du hoffentlich.", flüstert er mir noch ins Ohr. Ich nicke kurz um ihm das zu bestätigen. Kurz ist alles um uns herum Still, was genau das ist was ich nun brauche. Allerdings möchte ich alleine sein, alleine mit Magnus. „Jace kannst du bitte einfach wieder zu Clary gehen?! Ich möchte einfach für einen Moment alleine mit Magnus sein.", bitte ich ihn. „Klar. Wenn du was brauchst, ruf mich oder schreib mir einfach.", gibt Jace gleich auf. Auch er überrascht mich dabei sehr, denn nur zu gerne diskutiert er in diesen Situationen mit mir, will nicht das ich allein durch meine Probleme muss. Dazu kommt dass sich die Beiden in den letzten Wochen nur bekriegt haben. Jace geht, verlässt einfach den Raum. „Können wir uns ins Bett legen und du hältst mich in deinen Armen?", frag ich ihn traurig, während ich mich in seinen Armen wieder zu ihm umdrehe. „Wir können alles machen was du möchtest. Wenn du kuscheln möchtest, dann stehe ich dir gerne dafür zur Verfügung.", lächelt mich der einzige Mensch denn ich im Moment sehen will an, bevor er sich von mir löst, meine Hand nimmt, mich zum Bett führt, sich ins Bett legt und mich in seine Arme zieht. Reflexartig kuschle ich mich an seine Brust und schließe meine Augen. Ich genieße einfach seine Nähe und die Stille die uns umgibt.

Hauptsache du stehst an meiner SeiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt