Alle hassen Nazis ;)

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Alice war mulmig zumute, sie fühlte sich schlecht in Sahra reingerannt zu sein und sich nicht mal zu entschuldigen, nur weil sie eine andere politische Ansicht vertritt, das war selbst der Weidel zuwider. Ihr ging es zunehmend schlechter, weshalb sie aus dem Bundestag ging und alle weiteren Termine abblies. Sie musste sich beruhigen und der Plenarsaal war definitiv der falsche Ort dafür. 

Zuhause, bei ihrem Zweitwohnsitz, angekommen, zog sie sich um, sie brauchte etwas Gemütlicheres, als diesen Hosenanzug, der sie überall zwickte und kratzte. Aus ihrem Kleiderschrank griff sie einen Panda-Onesie, zog diesen an, holte eine heiße Schokolade aus der Küche und setzte sich mit einem Roman aufs Sofa. 

Sie begann zu lesen, konnte sich aber nicht auf ihren Roman konzentrieren, also schaltete sie den Fernseher ein und sah die Debatte als Liveübertragung. Plötzlich trat Sahra Wagenknecht ans Pult, während die AfD-Fraktion protestierend herumgröhlte. 

Alice überkam so ein merkwürdiges Gefühl dabei, während sie die Szenerie beobachtete. Sie empfand Mitleid mit Wagenknecht und fragte sich, wie oft sie dabei mitgemacht hatte, ohne auch nur darüber nachzudenken, wie sie sich dabei fühlen würde. Warte... Hatte sie gerade etwa Mitleid mit der Stalinistin?! 

Sie war verwundert, als sie untenrum etwas verspürte und dachte sich so: 'Alice, du hast eine Frau und zwei Kinder, was ist los mit dir?!' 

Sie rief bei ihrer Hausärztin an, die sie auch die nächsten Tage krankschrieb. Presseanfragen beantwortete sie per Mail, ihre Frau ignorierte sie konsequent und in den Tagen befasste sie sich tiefergehend mit Wagenknecht, ihren Schriften, ihrer Karriere und ihrer Vergangenheit. Als sie Bilder von ihr sah, wie sie damals aussah, war Alice leicht ausgelaufen. 

'Also von der würde ich mich im Rosa Luxemburg-Kostüm dominieren lassen, damit ich es ihr vom Leibe reißen kann...' 

WARTE WAS HAT SIE DA GERADE GESAGT?! Weidel wurde immer klarer, was sie da tat. Ihr gefiel die Richtung, allerdings dachte sie auch darüber nach, was die Öffentlichkeit denken würde, was ihre Frau, die Kinder, ihre Partei sagen würde. 

Ihr war ihr Ruf sehr wichtig, sie beschloss Wagenknecht ganz altmodisch einen Brief zu schreiben und fügte ihr im Anhang ihre private Handynummer an, in der Hoffnung, dass Sahra sich melden würde. 

Sie legte Sahra dar, dass sie sich die letzten Tage recht unwohl fühlte und mit ihr reden wollen würde, wegen der unangenehmen Begegnung vor dem Getränkeautomaten; sie lud sie im gleichen Atemzug auf einen Kaffee ein.

Gegensätze ziehen sich an... und aus ;)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt