Ja lol, Kekse!

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„So Lille, so schwer mir das jetzt fällt... Ich muss Mila abholen und zur Therapie bringen. Wir sehen uns Sonntag. Wir stehen pünktlich um 8Uhr auf der Matte." Sahra küsste Alice ein letztes Mal innig und verließ die Klinik, um Mila von der Schule abzuholen. Sie parkte direkt vor der Mauer des Schultores und suchte Mila auf dem Schulhof, da stürmte das hibbelige Gürkchen schon in Sahras Arme. 

„Hey Mila, was ist denn mit dir los?" 

„Können wir bitte sofort fahren?" fragte Mila aufgeregt. 

„Klar doch." Sahra war sehr irritiert, nahm Mila auf den Arm und lief zum Auto. 

„Du dumme Missgeburt!" riefen einige Kinder den beiden hinterher. 

„Mila, was ist denn passiert? Wer waren die?" 

„Das waren Lunas Klassenkameraden..." 

„Und was wollten die von dir?" 

„Ich weiß es nicht. Sie haben mich dafür angegangen, dass Luna ja mit Annalena bei Linda wohnt. Ich weiß aber ehrlich nicht, was Luna denen erzählt hat..." 

„Na dann rede ich gleich mal mit Annalena, wenn du bei der Therapeutin bist" antwortete Sahra und fuhr los. Sie brachte Mila zur Rezeption und übergab sie in die Hände der Therapeutin. 

Während Mila die Stunde in den Händen der Therapeutin verbrachte, rief Sahra Annalena an. Dafür ging sie aus dem Gebäude, holte sich ein Brötchen und setzte sich auf eine Bank. Annalena bat Sahra um etwas Zeit, um mit Luna zu reden. 

Nach einer Viertelstunde kam sie zurück und erklärte Sahra, dass Alice' anstehende Geburt ein großes Thema bei ihnen Zuhause war. Als Sahra nachhakte, warum dann Luna ihre Klassenkameraden auf Mila gehetzt hatte, versuchte sie zu erklären, dass Luna ein ungewöhnlich hohes Interesse daran hatte, dass Mila eine große Schwester würde, während sie auf ihr Geschwisterchen noch warten müsse und anscheinend hätten ihre Klassenkameraden dann entschlossen, dass Mila schuld an der ganzen Situation wäre. Dazu gehörte auch, dass Mila ja aus Sahras Eizelle stammte, aber von Annalena geboren wurde und nun bei Sahra lebte. 

„Na das erklärt den Satz ‚du dumme Missgeburt!' den ihr die Kinder hinterhergerufen haben..." 

„Wo ist Mila denn jetzt?" fragte Annalena. 

„Die sitzt bei ihrer Therapeutin, ich hole sie gleich wieder ab..." 

„Verbring möglichst viel Zeit mit ihr, das wird sie jetzt brauchen. Ich werde mit Luna reden und ihr sagen, dass sie ihre Klassenkameraden von Mila fernhalten soll. Sie soll nicht an das Laster erinnert werden..." Sahra nickte und legte auf. 

Als Sahra Mila abholte, nahm die Therapeutin sie zur Brust. 

„Ist bei Ihnen Zuhause irgendwas im Argen?" 

„Naja, Sonntag entbindet meine Freundin unsere Kinder..." 

„Oh meinen Glückwunsch, aber davon hat mir Mila schon erzählt. Nein, es muss irgendwas Anderes sein!" 

„Hm, vielleicht war es wegen der Viertklässler, die heute auf Mila losgegangen waren..." 

„Warum das denn?" 

„Sie kennen ja Milas Hintergrund und dass ich sie nicht ausgetragen hab. Die Tochter der Person, die Mila ausgetragen hat, hat wohl dieser Person und ihrer Partnerin bei Gesprächen gelauscht, in denen sie über meine Verlobte und mich gesprochen haben und hat das wohl rumerzählt. Und um alles aufzubauschen, und um Mila zu diffamieren, haben sie das in den Kontext von Milas Geburt gesetzt und sie am Ende als Missgeburt bezeichnet..." 

„Okay, dann weiß ich Bescheid. Ich versuche das die nächsten Wochen aufzuarbeiten, aber das geht nicht so einfach. Ich bitte Sie Mila viel Zuspruch zu geben und sie viel in den Alltag einzubinden. Behalten Sie sie morgen lieber auch Zuhause." 

„Ja, das ließe sich einrichten. Aber wenn sie Sonntag vor dem OP wartet, dann geht das schon?" 

„Um Himmels Willen, bloß nicht in den OP mitnehmen, das wäre eine reine Belastung für die Kleine..." 

„Ähm, Mila hat es nicht so gerne, wenn man sie mit geschlechtsspezifischen Bezeichnungen anspricht oder über Mila mit solchen Ausdrücken spricht..." 

„Ach, die Phase geht auch vorbei..." 

„Aber solange diese ‚Phase' noch anhält, sollten wir es respektieren, dass Mila ungern mit solchen Ausdrücken beschrieben wird" sprach Sahra, packte sich Mila und verließ das Gebäude. 

„Komm, wir backen heute Kekse!" schlug Sahra vor. 

„JAAA KEKSE!" jubelte Mila, auch wenn es für die Jahreszeit untypisch war. 

Sahra schaltete ihr Handy ab, fuhr die beiden nach Hause und holte Schürzen heraus. Sie lenkte Mila vollkommen vom Schulgeschehen ab, während sie den Keksteig zusammen machten. Doch da sprach Mila sie auf das Telefonat mit Annalena an, das Sahra führte, während sie mit der Therapeutin sprach. 

„Luna hat halt Unsinn über dich und Alice erzählt. Deswegen hatte sie dann ihre Kameraden auf dich gehetzt... Aber lass uns nicht über die Schule reden. Morgen bleibst du Zuhause, dann können wir zusammen lesen oder alles für die Klumpen vorbereiten" wandte Sahra ab. Mila nickte. 

Als die Kekse fertig waren, verbrachten die beiden noch viel Zeit mit der Dekoration und gingen danach todmüde ins Bett. 

„Ich darf hier schlafen?" fragte Mila begeistert, als Sahra sie ins Schlafzimmer trug. 

„Klar doch Spätzchen, Alice ist ja weg, was heißt, dass du ihr nicht in den Bauch treten könntest..." antwortete Sahra, während sie sich auszog. 

„Schlafen wir in Unterwäsche?" Mila war begeistert. 

„Klar, warum nicht?" antwortete Sahra.


Die beiden Tage vergingen wie im Flug, da sie sämtliche Energie ins Dekorieren und Lesen steckten. Wobei das Dekorieren eher aus „Das Haus babysicher machen" bestand. 

Am Samstag kaufte Sahra noch ein paar Strampler und Mila ein paar neue Bücher. Sie gingen noch ein Eis essen und beim Schlendern blieb Sahra bei einem Schmuckladen hängen. 

Mila zog an ihrem Arm, „Mama!" rief sie dabei. 

„Ach Mila, lass mich doch nur mal kurz schauen..." 

„Aber du hängst immer bei Schmuck!" 

„Ach komm, vielleicht gefällt dir auch etwas" wandte Sahra ein und ging mit Mila in das kleine Schmuckgeschäft. Sahra entschied sich für zwei identische Ringe, um den anderen dann Alice zu schenken. Mila suchte sich ein Paar Ohrringe aus. 

„Wollen wir noch nach Klamotten für dich schauen?" 

„Aber ich hab doch noch zwei Shirts..." 

„Genau das meine ich. Du bist in den letzten Monaten doch viel gewachsen..." 

„Na schön..." Sahra kleidete Mila völlig neu ein und war überrascht, dass Mila sich auch zwei Kleider aussuchte. Doch Mila war glücklich. 

„So, jetzt können wir doch nach Hause fahren..." 

„Willst du dir nicht auch Klamotten aussuchen Mama?" 

„Ach nee, hier gefällt mir nicht sonderlich viel..." 

„Aber schau doch das Kleid da!" rief Mila und stürmte in die Abteilung für Erwachsene. Mila suchte einige Klamotten raus, die Sahra tatsächlich gefielen, was ihr zu denken gab. 

„So, jetzt haben wir aber wirklich genug" sprach Sahra und lief zur Kasse. Die Kassiererin kassierte alles ab und Sahra verlud alles mit Mila ins Auto. 

„So Mila und morgen lernen wir die Klumpen kennen..." sprach Sahra, als sie Stunden später im Bett lagen. 

„Wir haben ja auch lange genug gewartet!" antwortete Mila und kuschelte sich eng an Sahra heran. 

‚Jaja, wir haben lange genug gewartet' dachte sich Sahra und schlief ein. 

Gegensätze ziehen sich an... und aus ;)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt