‚Teamraum'

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„Bekomme ich jetzt Ärger?" „Nein, mach dir keinen Kopf. Ich regle das schon." „Bist du der Markt?" Da lachten die Lehrerin und Sahra. „Also Frau Baerbock..." „Wagenknecht." „Wie bitte?" „Mein Name ist Wagenknecht." „Haben Sie geheiratet?" „Nein." „Warum heißt Mila dann mit Nachnamen Baerbock, wenn Sie mit Nachnamen Wagenknecht heißen?" „Lange und komplizierte Geschichte." „Naja, wie auch immer Frau Wagenknecht, Ihre Tochter ist wirklich äußerst intelligent, sie schreibt nur sehr gute Tests und nach ihren Angaben lernt sie nicht einmal dafür. Können Sie das bestätigen?" „Soweit ich weiß macht sie schon die Hausaufgaben ihrer Schwester Luna, weil ihr langweilig ist." „Echt? Naja, überraschen tut es mich nicht wirklich. Mila ist wirklich unglaublich intelligent, ich bin immer wieder überrascht von ihren Wortbeiträgen," „Aber?" „Aber sie hat echt große Schwierigkeiten, was die Arbeit in der Gruppe anbelangt. Sie plädiert immer auf Einzelarbeit und..." „Und warum geben Sie ihr keine Einzelarbeit, wenn es ihr doch so schwer in der Gruppe fällt?" „Weil ich glaube, dass es nicht ihr Wille ist und sie nur richtig warm werden müsste mit ihren Mitlernenden." „Sie wollen mir sagen, dass Sie Mila dazu drängen wollen, in einer Gruppe zu arbeiten, in der sie sich nicht wohlfühlt?" „Sie ist 6 Jahre, jetzt kommen Sie doch mal zur Vernunft Frau Wagenknecht!" Die Lehrerin glaubte fest an ihren Standpunkt. „Nein, Sie hören mir mal zu. Ein Kind zur Arbeit in einer Gruppe zu zwingen, in der sie sich nicht wohlfühlt, ist reine psychische Folter und wird das Kind nicht voran bringen. Mila hat mir Daheim erzählt, dass ihre Mitschülerinnen und Mitschüler sie mobben, für ihr Aussehen fertig machen und sie permanent schikanieren. Sie in solch' einem Umfeld zur Gruppenarbeit zu zwingen, ist absolut unverhältnismäßig!" Sahra brannte vor Wut. „Das ist aber Arbeitsverweigerung!" gab die Lehrerin kleinlaut zurück. „Nein, das ist eine Reaktion eines kleinen Mädchens, dass sich nicht wohlfühlt, wenn es mit ihren MitschülerInnen zusammenarbeiten soll, weil diese sie permanent fertig machen. Haben Sie sie jemals gefragt, wie sie sich dabei fühlt, wenn sie mit ihren Mitschülern arbeiten soll? Für Mila ist das eine reine Stresssituation." „Frau Wagenknecht, jetzt lassen Sie mich doch auch mal sprechen! Herr Gott noch eins... Des Mobbings war ich mir nicht bewusst und ich entschuldige mich für meine Empathielosigkeit. Aber ich habe eine Frage: Warum haben Sie nicht vorher etwas gesagt?" „Weil ich erst seit gestern weiß, dass sie mein Kind ist. Vorher war sie in der Obhut von Annalena Baerbock und ihrem noch-Ehemann Daniel Holefleisch. Aufgrund eines schlimmen Vorfalls liegt Frau Baerbock jetzt mit absolut schlimmen Blessuren bei mir auf dem Sofa und darf nicht aufstehen. Im Affekt hat sie mir dann gestanden, dass Mila mein Kind sein soll. Es geht hierbei um einen Sorgerechtsstreit. Die Kleine war wochenlang bei ‚ihrem Vater', der sich nicht für sie interessiert." Die Lehrerin schluckte laut. „Mila, warum hast du mir denn nichts gesagt?" fragte die Lehrerin, während sie Mila auf Sahras Schoß anmusterte. „Ich sollte nichts sagen, sonst würde er Mama etwas antun..." Jetzt schauten Frau Sommerfeld und Sahra Wagenknecht beide entsetzt. Geistesgegenwärtig umarmte Sahra ihr Kind. „Mila mein Spatz, ich werde dafür sorgen, dass du nie wieder zu ihm kommst." Sahra liefen Tränen über die Wangen. „Hab ich jetzt etwas Falsches gesagt? Oder warum weint Sahra?" „Nein Mila, du hast Alles richtig gemacht. Frau Wagenknecht?" „Oh, ich bitte um Verzeihung, normalerweise bin ich nicht so emotional. Was wollen Sie denn noch?" „Ich schlage eine Versetzung Milas vor." „In welche Klasse denn?" „Wie wäre es mit der 3. Klasse?" „Ich dachte Luna sei in der 4. Klasse?" „Ja, das schon, aber ich halte die 3. Klasse vorerst sicherer, wegen des Altersunterschieds..." „Ich bespreche das mal mit Frau Baerbock. Sie ist schließlich immer noch sorgeberechtigt..." „Ja, machen Sie das." „Nein, Mama wird nein sagen, Sahra! Bitte, du musst das durchbringen, ohne dass Mama etwas weiß..." Mila flehte Sahra regelrecht an sie versetzen zu lassen. „Ginge das denn? Also, dass Frau Baerbock nichts davon mitbekommen würde?" „Klar, wir würden nur ein paar Listen ändern und Mila einen neuen Stundenplan geben. Mit der Namensänderung könnte es schwieriger werden..." „Um Himmels Willen, das ist ja auch noch nicht offiziell, dass Mila mein Kind ist! Die Versetzung reicht vollkommen aus!" „Gut..." „Wegen der Prügelei, was war der Hintergrund?" „Naja, Mila ist einfach so auf ihren Klassenkameraden losgegangen..." „Nein, stimmt nicht!" rief Mila. „Wie war es dann?" „Der hat mich mit Sahra heute Morgen gesehen und hat sie für ihr Aussehen beleidigt, so wie er es bei mir immer macht. Er hat mich die ganze Zeit geärgert und Sahra mit reingezogen..." „Und dann bist du ausgetickt?" Mila nickte. „Ich werde mit der Mutter des Jungen sprechen müssen, das geht überhaupt nicht." „Also bekomme ich keinen Ärger?" „Mila, zum letzten Mal: NEIN. Er hat dich geärgert und du hast dich gewehrt. Ich schätze nicht, dass du das nochmal machen wirst." „Nur wenn jemand meine Sahra beleidigt." Sahra war gerührt. „Sie scheint Sie doch sehr zu mögen, Frau Wagenknecht." „Ich glaub auch." „Guck mal Mila, in welche Klasse würdest du wollen?" Die Lehrerin zeigte Mila 3 verschiedene Stundenpläne. „Sahra, wann musst du am wenigsten arbeiten?" „Mila, danach solltest du wirklich nicht gehen. Du weißt doch, dass meine Arbeitszeiten immer verschieden sind. Aber schau mal, der sieht doch vielversprechend aus!" Sahra deutete auf den Stundenplan der 3A. Mila nickte. „Okay, ich hole dir die Bücher." „Bücher finden wir gut." Mila grinste Sahra an. „Warte, mein Ranzen steht noch im Klassenraum!" „Dann holen wir den eben." „Gut, dann treffen wir uns einfach hier wieder." Die Lehrerin verschwand. „Sahra, ich will da nicht alleine rein..." „Dann komme ich halt mit, wo ist das Problem?" „Und wenn sie dich beleidigen?" „Dann ziehen wir denen einfach die Löffel lang." Mila gefiel es, wie Sahra sprach. Zusammen gingen sie zum Klassenraum von Mila. Sahra öffnete die Tür. „Ist das nicht diese dreckige Kommunistin?" „Ja, Sie wollen meinem Vater das Geld wegnehmen!" „Warum sollte ich das, wenn ich Kommunistin bin, dann hab ich genauso wenig Anrecht auf das Kapital deines Vaters, wie er selbst." Das Kind schwieg schnell. „Ist diese Kommunistin deine Mutter oder warum sieht sie genauso schäbig aus wie du?" „Ja und ich bin stolz darauf so auszusehen, wie sie. Wir machen uns nicht selber, Niemand sucht sich sein Aussehen aus, aber jeder kann es sich aussuchen, wie er mit dem Aussehen Anderer umgeht. Und ich mag Sahra, wie sie ist, ob es euch passt, oder nicht." Stolzen Schrittes lief Mila mit ihrem Ranzen zu Sahra. „Wir enteignen euch aber gerne, wenn ihr nicht hinseht. Außer ihr seid Geringverdiener, dann bekommt ihr sogar noch was dazu, sollte unsere Partei eine Mehrheit bekommen." Hand in Hand gingen Sahra und Mila raus. „Ihr seid trotzdem hässlich!" rief ein Schüler, woraufhin die Beiden den Mittelfinger hoben.

„Hast du deinen Ranzen Mila?" „Ja." „Hast du auch deine Bücher drin?" „Ich denke schon, in meinem Fach waren keine Bücher mehr drin. Sind ja auch nur Deutsch und Mathe." Mila öffnete ihren Ranzen und griff nach den Büchern, dabei fiel ihr Faust raus. „Mila, warum ist mein Buch in deinem Ranzen?" „Ich hab's eingesteckt..." „Warum tust du sowas? Du hättest mich doch fragen können." „Du wolltest doch nicht, dass ich es lese..." „Ich will nicht, dass du es alleine liest. Außerdem stehen teils komische Bemerkungen am Rand, die nicht jeder versteht..." „Ja, die sind echt in einer komischen Schrift, die kann ja kein normaler Mensch entziffern." Sahra sah sie komisch an und schaute in ihren Faust rein. ‚Oh, ich hab ja in meiner Jugendzeit mit persischen Schriftzeichen geschrieben...'

 (Wer das lesen kann, vor dem hab ich Angst

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(Wer das lesen kann, vor dem hab ich Angst...)

„Ja, ich wollte früher anscheinend nicht, dass jemand das lesen kann. Anyways, bekommt Mila viele Bücher?" „Nein, sie tauscht das Mathe- und das Deutschbuch gegen Bücher aus der dritten Klasse und bekommt noch ein Buch für das Fach Englisch. Kannst du denn Englisch?" Sahra lachte, woraufhin sie einen verwirrten Blick von Mila bekam. „My Mum did her studies in London before she started with politics and before Luna was born." Jetzt schaute Sahra blöd rein. „Da guckst du blöd was, ich mache doch auch Lunas Englischhausaufgaben. Ja, Mama hat einen heftigen Akzent, aber ihre Grammatik sitzt." „Jaja, die dummen Vorurteile. Naja, hier sind jedenfalls deine Bücher Mila. Du darfst nach Hause fahren." „Echt jetzt?" „Nur wenn du versprichst morgen pünktlich in der 3. Klasse zu sitzen." „Das wird sie, keine Sorge. Schönen Tag noch." „Gleichfalls."

Sahra und Mila liefen zusammen zum Auto. „Also hast du ihm wirklich eine reingehauen, weil er mich beleidigt hat?" Sahra war immer noch fasziniert von ihrer kleinen und etwas schmächtigeren Tochter. „Ja klar, das geht doch nicht, dass er meine Freundin beleidigt." „Aber dich beleidigen ist okay?" „Wenn die mich beleidigen, dann ist mir das egal. Aber du bist mir wichtig..." „Mila, bitte versprich mir die Leute dann nicht mehr zu verprügeln..." „Aber das geht doch nicht." „Aber Gewalt ist keine Lösung, es wird immer Leute geben, die mich nicht mögen." Mila nickte. „Bist du jetzt eigentlich wirklich meine Mama oder hast du Frau Sommerfeld angelogen?" „Wir haben noch nichts zu 100% Sicheres in der Hand..." „Aber du könntest meine Mama sein? Auch, wenn Mama mich ausgetragen hat?" „Ja... Wäre das denn ein Problem für dich?" „Nein." Mila umarmte Sahra freudestrahlend. „Aber wie gesagt, wir haben noch keine Sicherheit, sondern nur das, was Annalena behauptet. Und halt die massive Ähnlichkeit zwischen dir und mir. Komm, steig ein. Wir fahren zu mir." „Können wir dann lesen?" fragte Mila aufgeregt. „Ja, aber nur, wenn du deine Hausaufgaben gemacht hast." Beide lachten. Mila setzte sich auf den Beifahrersitz. 

Gegensätze ziehen sich an... und aus ;)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt