DNS-DNA

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*In der Zwischenzeit bei Sahra Daheim*

Kaum war Sahra mit den Kindern weg, räumte Alice den Tisch ab. „Kann ich dir helfen Alice?" „Du sollst sitzen bleiben Frau Baerbock!" „Hahaha, bin ich doch gestern auch nicht. Kann es sein, dass du doch ein Problem mit mir hast?" „Wie kommst du denn da drauf?" Peinliche Stille-

„Also hast du ein Problem mit mir? Liegt es an meiner Partei? Liegt es an mir? Nehme ich dir deine Freundin weg? Belaste ich euch mit meinen Kindern...?" „Frau Baerbock, Pause! Ist einfach unglaublich, was Sie mir hier unterstellen wollen. Zunächst, um das klarzustellen, ihre politische Ausrichtung ist mir egal, sie ist meines Erachtens nicht richtig, beeinflusst aber nicht meine Sicht auf Ihre Person." „Was ist es dann? Sahra?" „Nein, wenn es Sie glücklich macht, können Sie gerne mit ihr schlafen, ist mir herzlich egal. Mein Problem mit Ihnen liegt im Umgang mit Ihren Töchtern. Sie haben seit 2017 kaum mal ein Wort mit mir gewechselt und deine Kinder kennen mich nur als ‚Nazischlampe'. Mila ist eindeutig hochbegabt und du willst sie nicht fördern, sie könnte Autismus haben und du willst das nicht abklären lassen. Lieber hockst du bei Luna, die kleine, etwas mollige Luna, die voll und ganz deinen Wunschvorstellungen entspricht und wahrscheinlich mal so wird, wie du." „Alice, wir wissen Beide, dass Mila nicht wirklich mein Kind ist..." „Halt, du hast Mila mit dem Gewissen bekommen, dass es nicht dein Kind ist. Was wäre, wenn wir jetzt nicht in dieser Situation wären? Hättest du Mila weiter so machen lassen? Wärst du nicht individuell auf sie eingegangen?" „Sie ist doch absolut introvertiert..." „Ja, aber trotzdem kann man sie fördern, sie ist schließlich nicht unbelehrbar. Sie ist eben ein Mensch, der mehr Zeit braucht, was das Sozialverhalten anbelangt. Ihr Verhalten bedeutet nicht, dass sie kein Interesse an dir hat, ihr Verhalten spiegelt ihre Sicht auf dich wider, wie du mit ihr umgehst und wie sehr du dich mit ihr beschäftigst. Wenn ich mir das so anschaue, wäre ich eher froh, wenn wir Mila bei uns behalten würden. Mila ist halt nicht wie du und das wird sich nicht ändern, sollte sie wirklich Sahras Kind sein." ‚Fuck, die Nazischlampe hat Recht.' „Also sollen Luna und ich gehen?" „Das hab ich nicht gesagt. Ihr bleibt so lange, bis sich die Sache erledigt hat. Wird halt auf Dauer eng, aber da müssen wir durch. Allerdings solltest du dich schonmal mit dem Gedanken abfinden, dass Mila bei uns bleibt. Und jetzt ab, wir müssen zum Labor." Annalena war überrumpelt. Dass jemand mal an ihrem „Erziehungsstil" rummeckern würde, hätte sie nie gedacht. „Ich dachte, ich solle mich nicht bewegen?" „Willst du alleine bleiben?" „Nein..." „Was ist jetzt schon wieder los? Kannst du keine Kritik vertragen, wenn sie aus der AfD kommt? Dann hättest du nicht fragen sollen." „Nein, ich wurde nur noch nie für den Umgang mit meinen Kindern kritisiert... Ich wollte alles richtig machen und..." „Ah ja." Annalena wollte sich in Alice' Arme legen. „Was wird das hier?" „Danke Alice, du hast mir die Augen geöffnet..." „Gern geschehen, I guess...?" „Dann lass uns mal losgehen, damit wir noch vor Sahra wieder da sind." „Also soll ich laufen? Das kann dann aber doch ein wenig dauern..." „Dann klammer dich doch an meinen Rücken." „Und wenn uns jemand sehen sollte?" „Dann sag ich, dass ich nur die Wagenknecht vögele." „Okay..." „Der Lügenpresse glaubt eh kein Schwein mehr. Einfach nicht glücklich dabei aussehen." „Das sollte ich hinbekommen." Alice schnallte Annalena auf ihren Rücken, griff nach den Plastikbeuteln im Bad und marschierte zum Labor zwei Straßen weiter. Sie wurden von Niemandem gesehen, war ja noch früh am Morgen.

„Wir bräuchten einmal einen DNS-Abgleich, Ergebnisse bitte an die Adresse. Oder hier ist auch eine Mail, wir brauchen die Ergebnisse dringend und schnell." Der Rezeptionist sah Weidel verwirrt an. „Es geht um eine Straftat und einen Sorgerechtsfall. Beutel sind mit entsprechenden Namen beschriftet. Schönen Tag noch." Alice marschierte schnell wieder raus. „Ob die uns erkannt haben?" fragte Annalena. „Du hast einen Einhorn-Onesie an UND eine Maske im Gesicht, dich werden die schon nicht erkannt haben. Bei mir ist mir das egal, ich bin eh bald raus aus der Politik." „Wie?" „Ich hab keinen Bock mehr auf die Nazi-Spasten, die sich Politiker schimpfen wollen." „Aber, willst du wirklich komplett raus aus der Politik?" „Vorerst ja, ich will mich selbst finden, mit politischen Schriften auseinandersetzen. Sahra hat mir in den letzten gezeigt, dass ich ein echter Idiot bin und das will ich ändern. Ich hab keinen Bock mehr auf den Nazistempel, Böhmermann zahlt schon lange keine Entschädigung mehr für den Rotz, den ich verbreiten muss und die Kollegen sind wirklich ein Albtraum." „Okay krass..." „Anyways, muss ich dich jetzt wirklich die Treppen hochtragen?" „Gibt es denn keinen Aufzug?" „Nein..." „Dann müssen Sie da jetzt durch Frau Weidel." Alice stöhnte auf. „Na komm, eine starke und durchtrainierte Frau findet Sahra doch bestimmt gut." scherzte Annalena. „HAHAHA, wahrscheinlich." Alice kämpfte Stufe für Stufe. „Vielleicht hättest du das Kickboxen doch durchziehen sollen." „Mensch halt's Maul, ich versuche hier zu überleben." „Ich kann den Rest auch alleine laufen, ich hab das nur gemacht, um dich zu ärgern." Annalena stieg von Alice' Rücken. „Aber danke trotzdem." Annalena stolzierte die letzten beiden Stufen rauf zu Sahras Wohnung. Alice setzte sich noch kurz auf die Stufen. „Gib mir mal den Schlüssel." „Schlüssel?" „Fuck, sag nicht..." „Also ich hab keinen eingepackt, ich dachte du..." „Dann müssen wir wohl oder übel auf Sahra warten."

„Geht es dir jetzt eigentlich besser?" „Warum interessiert dich das?" „Naja, ich muss ja wissen, wie es um die Person steht, die meine Freundin vögeln will." „Ich vögele die nächsten Wochen Safe nichts, so viel steht fest. Das mit Mila setzt mir immer noch zu, aber ich weiß auch, dass ich sie nicht ändern kann. Sie ist biologisch schließlich von Sahra und die ist mehr oder weniger sehr komplementär zu mir." „Warum hast du dann die Eizelle von ihr einsetzen lassen?" „Weil ich sie schon damals geliebt habe und ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste, dass sie so anders ist, als ich. Naja, immerhin bleibt mir Luna behalten." „Ich glaub, ich hab mich auch etwas missverständlich ausgedrückt. Bei meiner Kritik an deiner Erziehung ging es mir nur um Mila. Bei Luna hab ich den Eindruck, dass du alles richtig machst. Allerdings solltest du ihr Essverhalten wirklich im Auge behalten, Kinder können grausam sein, spätestens dann, wenn sie in die Mittelstufe kommt." „Ja, das sowieso. Nur Alice, du musst wissen, dass ich Kritik immer viel zu persönlich nehme und deshalb oft überreagiere, mich trifft es im Endeffekt weniger, als ich es nach Außen zeige." „Na dann weiß ich ja bescheid. Mensch, wann kommt Sahra denn?" Annalena zückte ihr Handy und rief Sahra an. „Bist du bescheuert?! Du kannst sie doch nicht beim Autofahren anrufen!" „Naja, wenn sie fährt, wird sie schon nicht rangehen. Sollte sie nicht fahren, wird sie rangehen." Sie starrten gebannt auf Annalenas mobiles Endgerät, sie hatten de Lautsprecher eingeschaltet. „Wagenknecht?" „Hallo Sahra, hier sind Anna und Alice..." „Lasst mich raten, ihr Deppen habt euch ausgesperrt?" „Woher...?" „Hab geraten. Ich bin gleich oben, leckt nicht so viel." Annalena und Alice sahen sich an. „Willst du lecken?" „Danke, nein Danke Alice." Sahra kam lachend um die Ecke. „Ist ja putzig, wie ihr da hockt. Habt ihr mich vermisst?" „Sahra!" Alice fiel ihr küssend um den Hals. „Lille, du musst gleich zum Bundestag, ich hab dir etwas zu Essen mitgebracht, sollte dir das nicht munden, so gebe ich dir hier noch ein wenig Kapital zum Erwerb von anderen Nahrungsmitteln in der Cafeteria." „Ja, ich muss aber noch andere Schuhe anziehen, Turnschuhe sind da ja nicht so gern gesehen." „Trotzdem sollten Sie sich beeilen, Frau Weidel." fügte Baerbock an. „Jaja, damit ich mir gleich das Drecksgeschwätz deiner Partei anhören kann, ich weiß schon." Sahra öffnete die Tür. „Beeil dich Lille!" „Jaja, bin schon weg." „Bekomm ich denn keine Umarmung?" Alice stoppte. „Doch natürlich." Alice und Sahra umarmten sich, für Sahra war es zwar merkwürdig, aber es fühlte sich gut an. „Mach's gut und spiel nicht zu viel Candy Crush, ich weiß, der Hofreiter kann echt einschläfernd sein, aber gib dir trotzdem Mühe." „Ja meine kleine Rosa, mach ich." Sahra gab Alice noch einen Kuss auf die Stirn. Alice schnappte sich ihren Schlüssel vom BMW und verließ Sahras Wohnung wieder. Annalena hatte sich indes im Bad verschanzt. 

Gegensätze ziehen sich an... und aus ;)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt