Annalena umarmte Sahra. Mila kam rein. „Hey, lass Sahra los! Sie hat eine Freundin!" Die beiden Frauen lachten. „Mila, mach dir da keinen Kopf. Ist ja nur eine freundschaftliche Umarmung, nichts Ernstes." „Ihr seid Freunde?" fragte Mila mit einem zur Seite geneigten Kopf. „Schon so" antwortete Sahra. „Sonst wären wir wahrscheinlich nicht hier Mila", fügte Annalena an. Mila war noch verwirrter. „Sahra, können wir lesen gehen?" „Annalena, darf ich mit ‚deiner Tochter' ein Buch lesen gehen?" „Ja klar, macht das. Soll ich Luna holen gehen?" „Ach verdammt, da war ja noch was..." „Luna hat doch gar keine Lust auf Sahra. Die mag sie überhaupt nicht." „Naja, es gibt zwei Arten von Menschen, die Einen lieben mich, die Anderen hassen mich. Meinst du denn, dass du das hinbekommst?" „Ich nehme einfach die Öffis und versuche Niemanden zu berühren. Wird schon hinhauen." „Ok, sei vorsichtig und ruf an, wenn etwas passiert. Ich werde euch aber nicht abholen können." „Jaja, bis später."
Annalena griff nach Sahras Schlüssel und verließ die Wohnung. Sie zog sich die Kapuze tief ins Gesicht und zog eine Maske auf. Sie war zwar Geimpft, wollte aber nicht erkannt werden. Naja, mit Einhorn-Onesie unwahrscheinlich, aber sie wollte es trotzdem nicht riskieren. Während der Fahrt in der Bahn dachte sie darüber nach, wie es weitergehen sollte mit ihren Mädels, Sahra und Alice und auch ihren Gefühlen. Sie scrollte durch ihre Galerie und merkte immer mehr, wie sehr sie Mila vernachlässigt hatte und auch, wie abgekapselt sie wirkte. Luna strahlte immer eine große Freude aus, sie wirkte immer sehr glücklich. Und daneben stand Mila, die immer auf den Boden schaute. Oder zur Seite. Und wenn sie in die Kamera schaute, dann sah sie so aus, als ob sie den Fotografen gleich umbringen würde. ‚Was hab ich nur angerichtet?' fragte sich Annalena vorwurfsvoll. „Hier ist Endstation" hörte Annalena und stieg aus. ‚Kurz vor Eins, okay, ich bin gleich da.' Sie lief vor das Tor und wartete auf Luna. „MAMA!" hörte sie, während ein kleines brünettes Mädchen auf sie zustürmte. „Hallo mein Schatz." Sie nahm Luna in den Arm. „Ich dachte, dass Sahra ‚uns' holen soll?" „Deine Schwester hat was angestellt, weshalb Sahra sie früher abholen musste. Und damit Mila nicht alleine ist, ist Sahra bei ihr geblieben." „Bist du mit dem Auto hier?" „Nein, ich darf doch kein Auto fahren. Wir fahren mit der Bahn." „Ist dir das nicht peinlich mit dem Kostüm?" „Ach Luna, ich hab größere Probleme als den Onesie." Die Beiden gingen zur Bahn. „Wie soll das hier eigentlich weitergehen? Was ist mit Papa? Und wie lange müssen wir noch bei Sahra und Alice bleiben?" „Ach ich weiß es doch selbst nicht mein Schatz. Zu eurem Vater kommt ihr nicht mehr, dafür werde ich persönlich sorgen. Wobei Mila zu 100% nicht zu ihm kommen wird, bei dir hängt es vom Jugendamt ab." „Wie?" „Sahra und ich werden es euch bei ihr erklären. Ich will nicht, dass Fremde hier alles mitbekommen müssen. Wie war es denn in der Schule?" „Langweilig." „Was habt ihr gemacht?" „Nichts." „Und der Mathetest?" „War eine 3." „Nächstes Mal wird aber mehr gelernt!" „Jaja" entgegnete Luna genervt. „Mensch, was ist denn mit dir los? Wo ist denn meine kleine, aufgeweckte Prinzessin?" „Frag doch Sahra." Luna verschränkte ihre Arme. „Warum sollte ich Sahra nach meiner Prinzessin fragen, wenn die Prinzessin meiner Träume neben mir sitzt?" „Du hast doch was mit Sahra! Sonst wären du und Papa noch zusammen!" „Luna, das stimmt absolut nicht. Zwischen Papa und mir gab es schon lange Streit, das hat nichts mit Sahra zu tun. Sahra hat mir immer zugehört und mir Rückhalt gegeben, wenn wir uns gestritten haben. Aber im Lebtag würde ich mich nicht wegen Sahra von jemandem trennen. Sahra war ja auch lange mit einem Mann verheiratet..." „Und sie hat ihn für dich verlassen!" warf Luna ihr vor. „Luna, nein. Sahra ist sehr kompliziert, ja, aber sie hatte nie Interesse an mir. Wir sind schon lange befreundet und haben uns sehr lieb, aber mehr war und ist da nicht." „Aber du guckst sie immer so verliebt an..." „Weil ich ihr unendlich dankbar bin, dass wir bei ihr unterkommen können, das ist nicht selbstverständlich." „Und diese Nazischlampe? Muss die unbedingt dabei sein?" „Luna, nimm dieses Wort aus deinem Mund. Alice liebt Sahra und Sahra liebt Alice..." „Aber die passen überhaupt nicht zusammen..." „Luna, Gefühle sind nicht rational und lassen sich oftmals nicht ergründen. Die Beiden sind alt genug und wissen selbst, was sie tun. Soweit ich es mitbekommen hab, zwingt Niemand den jeweils Anderen zu dieser Beziehung, deswegen geht es uns nichts an." „Magst du Alice denn?" „Ich respektiere sie, wir haben halt große Differenzen. Freundinnen werden wir nicht, aber umbringen müssen wir uns ja auch nicht." „Aber Mila kann deswegen jemanden ins Gesicht schlagen?" „Woher hast du denn solch eine Information?" „Das haben mir Leute auf dem Schulhof erzählt. Mensch Mama, wach doch auf! Mila tanzt dir nur auf der Nase rum!" Annalena fasste sich mit ihrer Hand an den Kopf. „Luna, ich erkläre es dir gleich. Und nein, Mila ist nicht grundlos auf jemanden losgegangen, glaub bitte nicht alles, was dir Leute auf dem Schulhof erzählen." „Ist Sahra etwa keine Kommunistin?" „Soweit ich weiß, ist sie Marxistin, aber wirklich Ahnung davon hab ich auch nicht." „Was macht eine Marxistin?" „Den Markt regeln, sie kritisieren den Kapitalismus und wollen ihn abschaffen." „Was ist Kapitalismus?" „Das, was momentan vorherrscht. Sollte es dich wirklich interessieren, solltest du Alice oder Sahra fragen, die haben Ökonomie studiert." „Und du nicht?" „Nein, Wirtschaft hat mich noch nie wirklich interessiert." „Warum nicht?" „Naja, würdest du für Mathe lernen, wenn du es nicht müsstest?" „Nein..." „Siehst du, es muss nicht jeder Alles können. Komm, wir müssen aussteigen."
„Sahra, Mila, wir sind wieder da!" „Luna, mach bitte deine Hausaufgaben." „Kann Mila die nicht machen?" „Nein!" Annalena war entsetzt von ihrer eigenen Tochter. „Wenn Mila ständig deine Hausaufgaben macht, lernst du nichts und deine Noten werden schlechter. Willst du etwa dumm werden?" „Nein..." Luna setzte sich im Esszimmer an den Tisch und holte ihre Unterlagen raus. Annalena suchte nach Sahra und ihrer Tochter. „Sahra, wo seid ihr denn? Ich find das nicht lustig!" Annalena suchte die ganze Wohnung ab. Sie waren nicht im Gästezimmer, nicht im Schlafzimmer, nicht im Bad, nicht im Wohnzimmer, nicht mal in der Küche waren sie auffindbar. Sie rief bei Sahra an. „Wagenknecht hier, womit kann ich helfen?" „Sahra, du weißt genau, dass ich dran bin. Wo seid ihr?" „Wir?" „Mila und du, wo seid ihr?" „Hast du Sehnsucht?" „Ja, ich vermisse dich schrecklich..." Annalena war genervt von Sahras kindischem Verhalten. „Ok, wir kommen." Sahra legte auf.
„War das Annalena?" fragte Mila. Sahra sah sie erschrocken an. „Ja, das war deine Mama. Sie will, dass wir rauskommen." „Aber ich will weiter lesen..." „Aber mein Spätzchen, wir müssen uns mal blicken lassen, damit Mama sich keine Sorgen macht." „Soll sie sich doch Sorgen machen, bis der Arzt kommt!" „MILA!? Was ist los mit dir?" „Sie ist doch nicht meine Mutter!" „Mila, sie hat dich 6 Jahre großgezogen, da ist es doch normal, dass sie sich Sorgen um dich macht, auch wenn du bei mir bist. Versteh mich nicht falsch, ich weiß, dass du enttäuscht bist, dass sie nicht deine Mutter ist und dich trotzdem 6 Jahre aufgezogen hat, allerdings musst du ihr Respekt zeigen!" Mila begann zu weinen. Sahra verstand... „Hey, wenn es dir zu viel ist, kannst du hier bleiben..." „Kannst du auch hier bleiben?" „Mein Spätzchen, das geht so nicht." Mila wollte es nicht wahr haben. „Sag ihr aber nichts von unserem Versteck!" „Nein, nein, mach ich nicht. Ehrenwort!" Sahra hob ihre Hand. Hinter ihrer Kommode war eine kleine Tür, die in einen Nebenraum führte, von dem nur Sahra wusste. Und jetzt auch Mila. Sie ging vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer. „Sahra, ist alles in Ordnung? Wo ist Mila?" „Mila geht es gut, sie wollte nur weiterlesen." „Und warum hab ich euch nicht gefunden? Wo wart ihr?" „Das darf ich dir nicht sagen, ist ein Geheimversteck." „Sahra, das ist doch albern." „Nein, ich nehme den Wunsch meines Kindes sehr ernst. Ich hab auch schon beim Arzt für eine Impfung angerufen" erzählte Sahra stolz. „Du hast dich endlich zur Impfung überreden lassen?! Was ist da passiert?" „Mila." „Und welchen Impfstoff willst du nehmen?" „Moderna, der scheint mir am sinnvollsten zu sein." „Das hast du toll gemacht. Was ich eigentlich wollte, Luna stellt die ganze Zeit Fragen und ich finde, dass wir es ihr erklären sollten." „Was für Fragen?" „Wegen Mila, der Zukunft, dir und Alice..." „Ah ich verstehe... Ja, wir sollten es ihr erklären."

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Gegensätze ziehen sich an... und aus ;)
Roman d'amourEine Fanfiction über die Liebesgeschichte von Alice Weidel und Sahra Wagenknecht. Alice rannte aus Versehen in Sahra Wagenknecht rein, zog aber wortlos weiter. Das konnte Wagenknecht sich natürlich nicht gefallen lassen. Tw für eventuell verstörend...