Sahra PoV

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Sahra war irritiert, wie ein Ego so groß sein kann. Im Plenarsaal beobachtete sie Weidel und dachte darüber nach, wie Weidel sie umrannte ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Ob die was aus ihrer Kindheit kompensieren muss? Oder ob sie aufgrund ihrer Sexualität unterdrückt wurde? Irgendwer muss diese Frau sehr verletzt haben, niemand verhält sich ohne Grund so. Was Wagenknecht ebenfalls auffiel, war die Unruhe, die von Weidel ausging, während sie Sahra beobachtete. Sahra hatte schon lange nicht mehr dem Redner am Pult zugehört, sie war viel zu beschäftigt damit, darüber nachzudenken, warum Weidel solch ein ekelhafter Mensch geworden ist. Als Weidel den Saal verließ, war es Wagenknecht auch egal und sie konzentrierte sich wieder auf die Diskussionen. In der Mittagspause traf Wagenknecht sich mit Baerbock zum Essen.

"Weißt du, was mit der Weidel los ist? Sie war im Saal so unruhig nach unserem Zusammenstoß..."

-Wahrscheinlich ist sie währenddessen gekommen und musste die Hose wechseln, scherzte Baerbock

-Nein, jetzt im Ernst, das war doch kein normales Verhalten von ihr, die ist doch sonst so selbstsicher!

-Ach keine Ahnung Sahra, hau rein, du hast noch nichts von deinem Essen angerührt!

-Mir ist irgendwie auch nicht danach zumute

"Stress mit Oskar?"

-Nein, ich mache nur Gedanken um die Weidel. Oskar ist Geschichte, das weißt du doch, es ist besser, wenn ich vorerst allein bleibe. Wie läuft es eigentlich mit Daniel?

-Ach wie immer, nur Theater wegen der Kinder und des Sorgerechts, das noch im Raum steht. Er unterstellt mir seit neuestem, dass ich eine Homo-Hure sei, weil ich in letzter Zeit anderen Frauen hinterherschaue.

-Mir etwa auch?, fragte Sahra rhetorisch.

Annalena blieb beinahe der Kloß im Halse stecken, sie griff nach ihrem Wasserglas und trank einen großen Schluck. „Anna, das sollte ein Scherz sein, alles gut?" „Jaja, alles easy". Baerbock aß auf, Sahra ließ sich ihr Essen einpacken. Beide verließen die Cafeteria schweigend und liefen zu ihren Büros. Wagenknecht wartete bis zu ihrer Redezeit, hielt ihre Rede und verschwand schnurstracks aus dem Bundestag. Sie ließ sich zu ihrem Wohnsitz in Berlin fahren, bedankte sich beim Fahrer und verschanzte sich in ihrer Wohnung. Sie fühlte sich unwohl, diese Nazischlampe könnte auf sie stehen und Annalena war anscheinend auch nicht abgeneigt. Abends bekam sie eine Nachricht von Baerbock: „Hey, sorry für die unangenehme Situation in der Cafeteria, das war echt nicht meine Intention. Ich wollte dir damit eigentlich nur signalisieren, dass ich dich attraktiv finde, du mir allerdings auch etwas zu alt für meinen Geschmack bist. Ich wollte dich auf keinen Fall irritieren oder dir gar Sorgen bereiten, dass ich etwas von dir wollen würde. Ich mag dich echt gerne, aber als gute Freundin, nicht als Lebenspartnerin. ~AB" Sahra war etwas beruhigt. Nachdem sie Karl Marx angebetet hatte und sich umgezogen hatte, gönnte sie sich eine ganze Flasche Wein auf Ex und schlief auf ihrem Sofa ein. Am nächsten Tag hatte sie einen heftigen Kater und verkroch sich in ihrem Bett und zog sich Interviews mit Alice Weidel rein und war stets angewidert von dem, was sie dort zu hören bekam. Es war unbegreiflich für sie, wie man als Mensch so menschenfeindlich sein konnte. Nebenher meldete sie sich krank und versuchte ihr nicht anmerken zu lassen, dass sie nur einen Kater aussaß. Sie trank viel Wasser, in der Hoffnung, dass ihre Kopfschmerzen nachlassen würden, allerdings musste sie durch das viele Trinken nur öfter zur Toilette. Plötzlich klingelte es an ihrer Tür. Wer könnte das nur sein? Weidel? Unmöglich. „Sahra? Hier ist Katja, ich muss mit dir dringend über die Wahl sprechen!" Sie ließ Katja herein. „Was ist denn mit dir passiert?" fragte die Kipping neugierig. „Ich wurde etwas abgefüllt, jetzt habe ich einen deftigen Kater. Hab mich krankschreiben lassen." „Naja, ist schon merkwürdig, dass du und die Weidel zur gleichen Zeit krankgeschrieben seid, da könnte man auf böse Gedanken kommen, nach dem, was am Montag passiert war" „Du hast das mitbekommen?" „Du hast es mir selbst erzählt irgendwann heute Nacht, deshalb wollte ich heute nach dir sehen" Sahra schaute in ihr Handy, tatsächlich hatte sie Kipping angerufen. Und sie hatte 5mal versucht Baerbock anzurufen, beim sechsten Mal ging sie dann ran. „UM HIMMELS WILLEN" Wagenknecht bedankte sich bei Katja und bat sie dann zu gehen. Was hatte sie wohl mit Annalena besprochen? Wollte sie ihr schreiben? Sie konnte sich an nichts erinnern, wenn sie sich sonst einen Wein verdiente, war sie vorsichtig und schaltete dabei ihr Handy aus. Außerdem war eine fremde Nummer im Telefon, diese fand sie auch in Schriftform auf ihrem Tisch. Es war die von Weidel, denn der Brief wurde vom Bundestag an sie weiterversandt. Sahra schob Panik, sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie verkroch sich im Bett.

Gegensätze ziehen sich an... und aus ;)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt