Kapitel 161

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Als Steffi am nächsten Morgen wach wurde, bemerkte sie, dass das Bett neben ihr leer war. Was war gestern passiert? Wo war Wincent? Langsam kamen die Erinnerungen zurück und sofort spürte sie wieder einen Stich im Herz. Es war kein Traum, das war alles wirklich passiert. Die Schlafzimmertür ging auf und Wincent kam mit zwei Tassen zurück. “Guten Morgen, möchtest du einen Kakao?” Steffi nickte eifrig und streckte ihre Arme nach der Tasse aus. Wincent setzte sich mit seiner Tasse zu ihr ins Bett und gab ihr einen Kuss auf die Wange. “Wie geht es dir?” fragte er besorgt. “Nicht gut. Tut mir leid, dass ich gestern so ne Szene gemacht habe. Ich war nur so enttäuscht. Und auch sauer auf mich selber.” sagte sie traurig. “Hey, mach dir keinen Kopf, ich habs verbockt gestern. Das tut mir leid.” Er nahm ihren Kopf in seine Hände und gab ihr einen sanften Kuss. Ihre Lippen schmeckten salzig, und als er sie anschaute, kullerten ihr schon wieder ein paar Tränen über die Wangen. “Man Steffi, unser Streit war doch nicht so schlimm, oder? Habe ich dich so enttäuscht?” Wincent klang richtig besorgt. Steffi atmete tief ein. “Nein, das ist es nicht. Ich glaube, ich schaffe das nicht. Ich fühle mich dazu noch nicht bereit.” Hat dir deine Frauenärztin das denn schon bestätigt, oder hast du nur einen Test gemacht?” “Ich war beim Frauenarzt, ich hatte doch den Termin zur Vorsorge und da haben sie auch eine Blutuntersuchung gemacht. Es ist noch ganz frisch. Und es ist meine Schuld. Ich glaube, ich habe den Verhütungsring nach der Aftershowparty bei the Voice Kids vergessen, wieder einzusetzen.” Wincent musste lächeln. “An die Nacht erinnere ich mich noch wage. Aber kann das so schnell passieren? Das waren doch nur ein paar Stunden.” “Ja, es war der Tag nach meinem Eisprung. Da kann das schon ausreichen, wenn man Glück hat, oder eben Pech.” “Du willst das Kind nicht, oder?” fragte Wincent bedrückt. Er hatte nie auch nur einen Gedanken je an eine Abtreibung gehabt. Wenn es passierte, dann wäre es eben so. Aber natürlich musste er da auch Steffis Entscheidung respektieren, auch wenn ihm schwer fiel, diese Gedanken überhaupt zuzulassen. 

[2] Wobei er natürlich trotzdem versuchen würde, sie umzustimmen. “Ich weiß es nicht. Es kam so überraschend, ich hätte jetzt nie damit gerechnet. Versteh mich bitte nicht falsch. Ich möchte ein Kind mit dir. Aber halt jetzt irgendwie noch nicht.” “Und was machen wir jetzt? Musst du nochmal zu deiner Ärztin? Dann komme ich auf jeden Fall mit. Also nur wenn du das willst, natürlich.” “Ich soll nächste Woche nochmal wiederkommen. Sie hat verstanden, dass ich nach der Nachricht erstmal geschockt war. Und natürlich würde ich mich freuen, wenn du mitkommst. Alleine würde ich das nicht durchstehen.” “Okay, ich rufe gleich Kevin an und sage ihm, dass ich nächste Woche nicht nach München komme.” Steffi schaute ihn geknickt an. “Guck, und genau das ist doch kacke, du kannst nicht wie geplant weiterarbeiten. Es würde alles durcheinander bringen.” “Hey hey, das ist doch nicht so wichtig. Du bist jetzt wichtig, und der kleine Wurm da.” Er legte die Hand auf ihren Bauch. “Ich würde mich trotzdem gerne über einen Schwangerschaftsabbruch informieren.” sagte sie mit leiser Stimme. Wincent seufzte. Er kannte Steffi inzwischen gut genug, dass er wusste, sie davon nicht abbringen zu können. Aber es würde jetzt auch nichts bringen, daraus eine Szene zu machen. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als ein eigenes Kind. Aber eben auch mit einer glücklichen Mutter dazu. Trotzdem wollte er ihr deutlich machen, wie gerne er dieses Kind bekommen möchte. “Wir können uns über alle Möglichkeiten informieren, und ich möchte, dass du weißt, dass ich dich bei jeder Entscheidung unterstütze, aber auch alle Hebel in Bewegung setzen werde, für dich und das Kind dazusein, wenn wir es behalten. Okay? Du weißt, wie groß mein Wunsch nach einem eigenen Kind ist.” Er zog sie an seine Brust und sie legten sich nochmal hin. Kurze Zeit später war Steffi eingeschlafen. Sie verbrachten den ganzen restlichen Tag im Bett. Wincent hatte Steffi eine Kanne Tee gemacht und war kurz zum Bäcker gelaufen, um ein paar Schokobrötchen zu holen. “Danke, dass du da bist.” nuschelte Steffi, als sie wieder wach war. 

[3] Sie fühlte sich immer noch wie in Trance und wusste noch nicht, wie sie am Montag wieder zur Arbeit gehen sollte. “ Das ist doch selbstverständlich. Ich habe alles mit Kevin und Amelie geklärt, ich habe die ganze nächste Woche frei und komme natürlich mit dir nach Bremen.” “Danke. Ich rufe Montag auch direkt bei meiner Frauenärztin  an, sonst halte ich das nicht aus.” “Und wenn du es morgen nicht zur Arbeit schaffst, melde dich krank.” Steffi nickte und kuschelte sich in Wincents Arm. “Ich schaffe das alles nicht.” sagte sie traurig, bevor sie wieder einschlief. Wincent tat es im Herzen weh, sie so verzweifelt zu sehen. Und er war schockiert, was aus seiner starken, optimistischen Freundin innerhalb von ein paar Tagen geworden war. Warum zweifelte sie denn nur so sehr an sich?

Wie schön das Leben mit dir ist - Steffi (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt