Kapitel 235

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Am nächsten Morgen wachten beide etwas zerknirscht auf und kuschelten noch eine Runde schweigend, bevor Steffi es nicht mehr aushielt, und zu ihrem Handy griff. “Immer noch kein Zeichen von Hannah.” murmelte Steffi. “Können wir bitte nochmal hinfahren? Ich schreibe gleich auch nochmal der Mama von Paul, ob Luka noch da ist.” Wincent nickte und schlurfte ins Bad. Eigentlich hatte er sich die beiden Off-Days vor dem nächsten Konzert anders vorgestellt. Er wollte sich um seine Fanpost kümmern und hatte eigentlich noch ein Meeting mit seinem Management, aber das hatte er jetzt alles auf die nächsten freien Tage zwischen der Tour geschoben, die dadurch jetzt natürlich ziemlich vollgepackt waren. Aber ihm war es auch wichtig, die Zeit jetzt hier zu nutzen. Als er in die Küche zu Steffi ging, hing Steffi gerade am Telefon. Sie deutete ihm an, leise zu sein und schob ihm still eine Tasse Kaffee zu. Wincent nahm einen Schluck und setzte sich an den Küchentresen. Dabei beobachtete er Steffi, die sichtlich angespannt war. “Okay, danke für Info erstmal…Ja, ich melde mich, sobald ich was höre….Danke dir, tschau.” Steffi ließ das Handy sinken und sah Wincent schockiert an. “Steffi hat Luka gestern spät abends noch bei Paul abgeholt. Er hat da gar nicht übernachtet.”

[2] “Okay, wir fahren jetzt zum Altenheim und dann nochmal zu Hannahs Wohnung. Wenn wir sie dann nicht finden, fahren wir direkt zur Polizei.” beschloss Wincent und wenig später saßen sie im Auto. Aber Hannah war weder auf der Arbeit, wo sie auch schon vermisst wurde, noch zu Hause. Entschlossen fuhr Wincent auf den Parkplatz der Polizeistation. Steffi war inzwischen ganz still und ihr war schlecht. Sie war froh, dass Wincent gerade alles in die Hand nahm. Vielleicht hatten sie auch Glück, dass die Polizistin, die den Fall aufnahm, Wincent erkannte, denn sie sorgte dafür, dass die Vermisstenanzeige auf jeden Fall aufgenommen wird und sie wurden direkt in das Büro eines Kommissars gebracht. In diesem Moment musste Wincent es aber auch einfach mal ausnutzen, erkannt zu werden und dadurch einen Vorteil zu bekommen. “Danke für Ihre Angaben, wir werden Sie informieren, sobald wir etwas herausgefunden haben. Und bitte, Herr Weiss, keine Alleingänge.” sagte der Kommissar ernst und schaute ihn an. “Keine Aufrufe oder sonstiges über Social Media. Auch wenn Sie die Reichweite haben.” Wincent nickte und griff nach Steffis Hand, die immer noch nervös neben ihm saß. Nach ein paar weiteren Angaben konnten sie gehen und saßen kurz darauf wieder im Auto. Steffi atmete tief ein und aus. “Und was machen wir jetzt?” “Wir können jetzt nichts machen, außer abwarten. Ich habe heute und morgen alles abgesagt. Bis zum nächsten Konzert in Köln haben wir jetzt also frei.” Wincent lächelte sie vorsichtig an. “Ach shit, du musst arbeiten, oder?” Steffi schüttelte den Kopf. “Ich werde mich krank melden. Ich kann mich doch so gerade eh nicht konzentrieren und mich haben die letzten Tage echt geschlaucht. Lass uns einfach nach Hause fahren und aufs Sofa. Das brauchen wir beide.” Das klang auch für Wincent nach einem super Plan und auch wenn die Umstände gerade ziemlich beschissen waren, freute er sich gerade einfach darauf, mit Steffi alleine zuhause zu sein und keine Termine zu haben. Er parkte das Auto vor der Wohnung und oben angekommen, hüpften beide schnell in ihre Gammelklamotten und kuschelten sich mit einer Wolldecke aufs Sofa. 

[3]“Hier möchte ich bis morgen Abend nicht wieder aufstehen.” Beschloss Steffi und kuschelte sich an Wincents Brust. Er hatte den Arm um sie gelegt und drückte sie fest an sich. “Lass uns irgendeine Serie anfangen, ich brauch was zum Kopf ausschalten.” murmelte Steffi und griff nach der Fernbedienung. Schnell waren sie auf Netflix fündig geworden und die nächsten Stunden ließen sie sich von “Stranger Things” berieseln. “Ich weiß nicht, wann ich das zuletzt gemacht habe.” stellte Wincent fest und es fiel ihm tatsächlich gar nicht so schwer, einfach mal nichts zu tun. “Aber langsam kriege ich Hunger. Bestellen wir Sushi?” Steffi nickte. Wincent öffnete die Lieferando App und wählte eine Sushi-Platte für zwei aus. “Warum machen wir das eigentlich nicht öfter?” fragte er Steffi, als er die Bestellung abgeschickt hatte. “Für andere Paare ist das hier wahrscheinlich Alltag.” Steffi hob den Kopf und schaute ihn an. “Erzähl mir nicht, dass das hier mit dir auch nur mehr als zwei Tage gut gehen würde.” lachte sie. “Ich mag unseren Alltag viel lieber. Also solange es keinen Streit gibt. Das hier kann gerne etwas Besonderes bleiben.” “Da hast du auch Recht.” dann schaute er sie mit seinen dunklen, braunen Augen an. Steffi schloss die Augen und führte ihren Mund langsam zu seinem. Sie verloren sich in einem sanften Kuss und Wincent wollte gerade seine Hand unter ihr Shirt schieben, als sein Handy klingelte. “Das ist bestimmt der Lieferant. Geh ran.”  Steffi löste sich aus dem Kuss und setzte sich auf. “kann eigentlich nicht sein. Ich habe da keine Nummer angegeben.” Wincent griff nach seinem Handy. “Ja, Hallo?” Steffi schaute ihn gespannt an. Wincent machte ein überraschtes Gesicht und stand auf. “Oh, ja, okay. Danke für die Info.” nach kurzer Zeit legte er schon wieder auf. “Wer war das?” fragte Steffi neugierig. “Die Polizei. Sie haben Hannahs Wohnung observiert und dabei beobachtet, wie Riccardo in Diese eingebrochen ist. Er ist scheinbar auch auf der Suche nach Hannah. Sie haben ihn jetzt mit auf die Wache genommen. Mit dem Einbruch haben sie erstmal etwas gegen ihn in der Hand, um ihn dazubehalten.” Steffi legte sich eine Hand auf die Brust.

[4] “Na Gott sei Dank. Dann ist er schonmal nicht bei Hannah.” Steffi atmete auf. Diese Info beruhigte sie schonmal. “Und nicht bei Luka.” ergänzte Wincent. “Man der Kleine fehlt mir so. Wo können sie dann sein?” er setzte sich wieder zu Steffi. Erst jetzt nahm Steffi wahr, wie sehr ihn diese ganze Geschichte auch mitnahm. Bisher hatte er wahrscheinlich ihr zu Liebe nichts davon zu sehr gezeigt. Sie strich ihm über den Rücken und lehnte sich dann an seine Schulter. “Ich habe keine Ahnung. Ich schreibe ihr einfach mal, dass Riccardo bei der Polizei ist. Immerhin werden die Nachrichten zugestellt. Vielleicht liest sie es.” Wenig später kam das Essen und für einen Moment waren beide etwas abgelenkt, bis Steffis Handy aufblinkte. “Eine Nachricht von Hannah.” sagte sie hastig und las sie vor. “Danke Steffi! Macht euch keine Sorgen, ich habe Luka bei mir und wir sind sicher. Sucht uns bitte nicht, ich will euch nicht weiter in Schwierigkeiten bringen oder selber in welche geraten. Sobald sich alles beruhigt hat, melde ich mich. Bitte vertrau mir.” Puh, Steffi wusste gar nicht, was sie sagen sollte. Auf der einen Seite war sie erleichtert, endlich etwas von ihr gehört zu haben, aber sie wollte so gerne wissen, wo sie ist. Sie sah zu Wincent. “Ich weiß, was in dir vorgeht. Aber denk nicht mal dran. Wir werden sie nicht suchen.” “Aber wir können ihr doch helfen.” stammelte Steffi. “Steffi, nein! Wenn das ihr Wunsch ist, sollten wir das respektieren. Mir tut das doch genauso weh, die beiden nicht zu sehen oder nicht zu wissen, wo sie sind. Aber es geht ihnen gut. Mehr können wir nicht tun.” Steffi seufzte. Wincent hatte ja Recht. Trotzdem gefiel ihr das alles nicht. Sie stand auf und ging in die Küche. “Willst du auch ein Bier?” rief sie zu Wincent, aber ohne die Antwort abzuwarten, griff sie nach 2 Flaschen im Kühlschrank und ging mit ihnen zurück ins Wohnzimmer. “ Dann wollen wir mal hoffen, dass sich das bald alles beruhigt. Wird dir die Polizistin noch mehr Infos zukommen lassen?” “Ich denke schon.” antwortete Wincent und nahm einen großen Schluck Bier. “Wirst du deinen Jungs und Amelie das erzählen?” Wincent nickte.

[5] “Ja, dann wissen sie, woran es liegen könnte, wenn ich mit meinen Gedanken mal woanders hänge.” Steffi legte eine Hand auf seinen Oberschenkel. “Packst du den Rest der Tour denn?” Wincents Hand wanderte zu Steffis. “Na klar, es sind ja nur noch 6 Konzerte. Eins davon in Bad Segeberg, wo endlich meine ganze Familie dabei ist. Und in Magdeburg wollten doch Sophie und Maria kommen, oder? Da bist du auch mit dabei, oder?” Steffi nickte. “Ja, definitiv. Nur die letzten drei Konzerte kann ich nicht miterleben, da stehen wichtige Termine in der Firma an. Irgendwie bin ich froh, wenn die Tour dann zuende ist.” Wincent schaute sie nachdenklich an. “Also du weißt, wie ich das meine, oder? ich weiß, dass dir die Tour unglaublich viel bedeutet, aber irgendwie will da jemand nicht, dass wir mal ne ganz normale Tour erleben können, ohne Stress.” “Da hast du vermutlich Recht. Aber ich freue mich auf die restlichen Konzerte.” “Das sei dir auch gegönnt.” grinste Steffi ihn an. “Und nach der Tour brauche ich dann mal einen Plan, was den Rest des Jahres so geplant ist. Ich habe noch ein paar Urlaubstage, so dass ich dich noch zu einigen Terminen begleiten kann.” Wincent zog sie in seine Arme und legte sich mit ihr wieder aufs Sofa. “Jetzt habe ich aber erstmal einen anderen Plan.” raunte er ihr leise zu und es dauerte nicht lange, bis sie für einen Augenblick alle Sorgen vergaßen und knutschend auf dem Sofa lagen.

Wie schön das Leben mit dir ist - Steffi (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt