Kapitel 317

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Der nächste Tag war leider ähnlich wie der davor. Steffi konnte sich nicht konzentrieren, denn die Jungs hatten inzwischen die ganze Wohnung eingenommen. Ständig rannten sie auf dem Flur rum, lachten laut und brüllten rum. Irgendwann wurde es Steffi zu bunt und wütend riss sie die Tür von Wincents Arbeitszimmer auf, wo Wincent gerade rangelnd mit Kevin auf dem Boden lag. “Ey Jungs! Gehts noch? Ihr seid hier nicht alleine.” rief sie und schaute sie fassungslos an. Kevin und Wincent lösten sich voneinander und Kevin stand schnell auf. “Ich dachte, ihr wolltet arbeiten und euch nicht wie Kleinkinder benehmen.” Wincent saß immer noch auf dem Boden und schaute Steffi genervt an. “Ja wir arbeiten hier auch.” Steffi musterte die drei. “Das sieht aber nicht wirklich danach aus.” Wincent stand auf und stellte sich vor sie. ”Du hast doch keine A…” Jetzt wurde Steffi richtig sauer. “Ich habe was nicht? Keine Ahnung? Keine Ahnung von deiner Arbeit? Meinst du das? Ich weiß also nicht, was du jeden Tag machst, wie das abläuft? Okay, dann habe ich wohl keine Ahnung. Aber dann hast du wohl auch keine Ahnung von meiner Arbeit. Meetings mit Gebrülle und Geklopfe im Hintergrund gehören da eigentlich nicht zu. Und wenn ich angeblich keine Ahnung von deiner Arbeit habe, könnt ihr ja auch die Zeilen wieder löschen, die du gerade eingesungen hast. Habe ich ja scheinbar mit dir ohne irgendeine Ahnung zu haben auf ein Papier geklatscht. Ist ja Müll, braucht keiner hören. Und ich will es auch nicht mehr. Meine Meinung zählt für dich ja eh nicht mehr. Du machst hier doch eh, was du willst.” Bevor ihr die Tränen kamen, stapfte Steffi wütend aus der Tür. Matti und Kevin sahen betreten auf den Boden, wollten am liebsten im Erdboden verschwinden. Die ganze Situation war extrem unangenehm, sie waren ja nunmal nicht ganz unschuldig daran, dass Steffi Wincent gerade zur Schnecke gemacht hatte. Der sackte wir ein bedröppeltes Eichhörnchen auf seinen Stuhl und musste erstmal sacken lassen, was Steffi gerade gesagt hatte. In dem Moment hörte er auch schon die Haustür knallen. Steffi war weg. Shit. Was war das gerade? Er spürte, wie Kevin ihm die Hand auf die Schultern legte. "Sorry Bro." murmelte er "Ach, schon gut. Ich weiß nicht, warum sie ausgerastet ist. War doch unnötig." Auch Matti hatte inzwischen den Kopf wieder gehoben. "Naja, so wirklich Rücksicht haben wir nicht genommen, das musst du schon zugeben. Aber ich dachte, für sie wäre das okay, dass wir hier sind. Sonst hätte sie doch sicher vorher was gesagt." Er schaute Wincent mitfühlend an. Dieser fuhr sich mit den Händen durch die Haare. "Naja, ich habe ihr eigentlich gar keine Wahl gelassen und einfach entschieden, dass wir hier arbeiten können. Ich hab sie nicht gefragt." Musste er sich dann reudig eingestehen. “Man Wince, manchmal habe ich das Gefühl, man muss dir nochmal das Prinzip Beziehung erklären. Wie kacke war das denn? Wir sind davon ausgegangen, dass ihr das hier vorher zusammen entschieden habt. Steffi wohnt hier doch genauso.” Kevin rubbelte mit seiner Hand über Wincents Kopf. “Ja man, ich habs mal wieder verbockt.” Wie ein nasser Waschlappen hing er in seinem Stuhl. “Und jetzt?” er schaute seine Jungs ratlos an. “Naja wir suchen uns jetzt erstmal ein Hotel und verpissen uns. Und du überlegst dir jetzt, wie du dich bei ihr entschuldigen kannst.” Und dann ließen die beiden Wincent alleine. Er fing an zu grübeln und im nachhinein konnte er Steffi auch verstehen, er hatte die letzten Tage nicht wirklich Rücksicht auf sie genommen. Je mehr er darüber nachdachte, umso mehr tat es ihm auch Leid. Er schaute sich um. Er hatte mit den Jungs in den letzten Tagen schon ein ziemliches Chaos in der Wohnung angestellt. Er raffte sich auf und begann aufzuräumen. Dabei machte er sich Gedanken, wir er sich bei Steffi entschuldigen konnte. Mit nem Strauß Blumen brauchte er ihr auf jeden Fall nicht kommen. Aber eigentlich wusste er, wie er sie wieder milde stimmen konnte. Hoffentlich. Bis sie soweit ist, dass sie wirklich ausrastet, dauerte es bei ihr. Und Wincent wusste, dass er es dann wirklich übertrieben hatte. Steffi war einer der geduldigsten Menschen, die er kannte und er schätzte diese Eigenschaft so sehr an ihr. Und er hasste sich gerade dafür umso mehr, dass er es mal wieder ausgereizt hatte.Er bezog das Bett im Schlafzimmer neu und suchte im Wohnzimmerschrank nach ein paar Kerzen. Manchmal musste es eben auch ein bisschen klassisch sein. Aber erstmal musste er sie jetzt finden und hoffte natürlich, sie an ihrem Lieblingsplatz anzutreffen, wo sie öfter nach Streits oder wenn sie Ruhe brauchte, hinging. Zum Elbstrand mit Blick auf den Hafen. Auf dem Weg dorthin sprang er noch fix beim Feinkostladen um die Ecke rein und griff nach einer Flasche teurem Prosecco. Dazu  nahm er noch ein paar Snacks. Sali, der Verkäufer, musterte ihn. “Na, Scheiße gebaut?” lachte er und scannte die Sachen. Wincent nickte nur. War das so offensichtlich? Sali gab ihm noch zwei Plastikbecher mit. “Aus Becher ist immer besser als aus Flasche, du Flasche.” lachte er weiter und zwinkerte Wincent zu. Wincent bedankte sich und lief, so gut es eben mit seinem Fuß und der Schiene ging, weiter Richtung Elbstrand. Er hastete die lange Treppe von der Straße zum Strand runter und hoffte, Steffi hier auch wirklich anzutreffen. Und nicht auf die Schnauze zu fallen. Er ging ein Stück am Strand entlang, weg von dem Trubel und den Getränkebuden, die dort aufgebaut waren. Und da saß sie dann zum Glück, hatte die Arme um die Beine geschlungen und schaute aufs Wasser. Ihre Haare wehten im Wind und Wincent musste einen Moment lang anschauen. Sie sah so schön aus. Er trat näher und räusperte sich. Steffi schaute nach oben und sah ihn an. Dann fiel ihr Blick allerdings wieder auf die Hafenkräne auf der anderen Seite. Wincent setzte sich neben sie in den Sand, winkelte seine Knie an und legte ebenfalls seine Arme um seine Knie. Mit seinem Handrücken berührte er dabei sanft Steffis Finger und schaute vorsichtig auf ihre Hand, um zu sehen, ob sie die Hand wegzog. Steffis Finger zuckten.

Wie schön das Leben mit dir ist - Steffi (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt