Kapitel 167

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Steffi ging zu ihm runter und setzte sich neben ihn. Jetzt musste sie wohl die Starke von beiden sein. Dabei zitterte sie selber am ganzen Körper. Sie legte einen Arm um ihn und er lehnte sich gegen ihre Schulter, den Kopf gesenkt. Dann löste sich alles in ihm und er fing bitterlich an zu weinen. So saßen sie bestimmt 10 Minuten da. Wincent zitterte immer noch leicht. “Ich verstehe das nicht. Warum?” fragte er, als er sich ein wenig beruhigt hatte. “Ich kann es dir nicht sagen. Ich habe mich an alles gehalten, wirklich. Ich wollte das doch nicht. Es tut mir wirklich leid, ich wollte das wirklich nicht. Das musst du mir glauben.” Steffis Stimme klang heiser und schuldig. Wincent schaute sie mit seinen verheulten Augen an. “Du denkst, ich bin sauer auf dich? Weil du das Kind verloren hast?” Er schaute sie beschämt an. “Oh Gott, nein, das wollte ich nicht. Du bist doch die allerletzte, die etwas dafür kann. Ich...ich wusste nur einfach nicht, wie ich das gerade verarbeiten sollte. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Kann ich eigentlich immer noch nicht.” sagte er mit fast flüsternder Stimme. “Und wie geht es dir denn damit eigentlich? Scheiße, das habe ich noch gar nicht gefragt.” “Lass uns nach oben gehen, muss ja nicht jeder hier im Treppenhaus mitbekommen.” flüsterte Steffi ihm leise zu. Sie stand auf und zog ihn an der Hand hoch, um mit ihm wieder in ihre Wohnung zu gehen.

[2] Als sie die Wohnungstür hinter sich schlossen, umklammerte Wincent Steffi fest. “Es tut mir so leid.” Steffi hatte sich inzwischen wieder ein bisschen gesammelt und sie zog Wincent aufs Sofa. “Es sollte wohl einfach noch nicht sein. Wahrscheinlich hat sich das kleine Pünktchen auch gedacht, dass es unpassend kommt.” murmelte sie vor sich hin. Wincent schaute sie traurig an. “Ich hatte das Pünktchen wirklich gerne vom Gegenteil überzeugt.” Er legte eine Hand auf ihren Bauch. “Hast du Schmerzen?” fragte er besorgt. “Nein, gerade geht es. Aber ich kann mir auch gerade noch nicht vorstellen, dass dieses Ding da nachher einfach so aus mir rauskommen soll. Das ist doch absurd. Warum ist die Natur so grausam?” Sie legte ihre Hand auf Wincents und schaute ihn mitfühlend an. Ihn nahm die Nachricht sehr mit und Steffi hatte Angst, dass ihm das den Boden unter den Füßen wegziehen würde. “Willst du Kevin gleich mal schreiben, dass wir heute hierbleiben? Er macht sich doch bestimmt auch Sorgen.” “Oh Mist, das habe ich ganz vergessen. Ich glaube, das schaffe ich nicht.” er senkte den Blick. er konnte und wollte das Erlebte noch nicht aussprechen. “Okay, ich rufe ihn mal eben an.” In dem Moment zuckte sie wieder zusammen. Wincent schreckte auf. “Alles gut? Kann ich was tun? Scheiß man, was passiert hier eigentlich?” “Würdest du mir einen Tee kochen? Wärme hilft sicher.” Steffi hatte keine Ahnung, ob das so war. Aber so hatte Wincent kurz eine Aufgabe und sie konnte Kevin in Ruhe anrufen.

[3] “Ach Scheiße, das tut mir sehr leid für euch. Ich weiß nur zu gut, wie ihr euch jetzt fühlt.” “Ach, echt? Woher?” fragte Steffi. “Lisis erste Schwangerschaft war auch eine Fehlgeburt. Auch in der 8. Woche.” “Ach, das wusste ich noch gar nicht. Hat Wincent nicht erzählt.” “Er weiß das auch gar nicht. Steffi, wenn ich was für euch tun kann, sagt mir Bescheid, okay?” “Meinst du, es würde Wincent vielleicht helfen, wenn du da mal mit ihm drüber sprichst? Er ist völlig fertig und ich habe Angst, dass er das in sich hineinfrisst. Aber wenn du das auch schonmal erleben musstest, kannst du ihm vielleicht helfen, besser damit umzugehen?” “Na klar. Gerne. Ich kann dir auch mal die Nummer von meiner Frau geben, wenn du da mit ihr darüber sprechen möchtest. Bleibt ihr denn jetzt erstmal in Bremen? Soll ich zu euch kommen, oder kommt ihr nach Hamburg?” “Ich frage Wincent gleich mal, was ihm lieber ist. Mir ist es egal, welches Badezimmer ich nachher vollsaue.” “Okay, schreibt mir einfach. Ich bin da. Aber Steff? Macht das nicht mit euch alleine aus. Bitte” “Danke, wir melden uns.” dann legte sie auf. Wincent kam mit der Tasse zurück und setzte sich wieder zu ihr aufs Sofa. Steffi nahm seine Hände. “Kevin weiß Bescheid. Lass uns nach Hamburg zurückfahren. Ich brauche jetzt Abstand zu dem hier. Kevin hat angeboten, mit uns darüber zu sprechen.” redete sie sanft auf ihn ein. Wincent zögerte. “Ich weiß nicht.” Er schaute Steffi unsicher an. “Ich kann da noch nicht drüber reden.” “Aber wir sollten es. Wenn wir jetzt hier bleiben, werde ich noch wahnsinnig. Und ich glaube, Kevin kann uns helfen. Er hat mir eben erzählt, dass Lisi auch schon mal eine Fehlgeburt hatte. Er weiß also, was du gerade durchmachst.” 

Wie schön das Leben mit dir ist - Steffi (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt