Kapitel 286

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Die nächsten 3 Wochen war Wincent wieder viel unterwegs für Proben, Interviews, TV-Aufzeichnungen und Arbeiten im Studio. Steffi nutzte die Zeit, um sich öfter mit Samira zu treffen, um über ihren Plan zur Selbstständigkeit weiter zu sprechen. Außerdem hatte Steffi noch zwei weitere Termine mit der Therapeutin, die ihr für den nächsten Schritt sehr gut taten. Als sie eines Abends nach der letzten Sitzung zuhause auf dem Sofa lag, schnappte sie sich ihr Handy und rief Wincent an. “Ich wollte mal hören, wie es bei euch so läuft.” “Wir kommen echt gut voran, planen gerade, wann und wo wir die nächsten Wochen nochmal ungestört schreiben können. Hier im Studio ist das leider nicht so einfach, weil doch immer wieder jemand reinplatzt.” “Oh, dann bist du also in nächster Zeit noch mehr unterwegs?” Steffis Stimme klang gedämpft. Wincent zögerte. “Ähm, ja also so war wohl der Plan. Aber komm doch mit.” schlug er ihr freudig vor. Steffi überlegte. “Aber ich habe hier so viel zu tun. Samira und ich planen weiter und ich muss ja auch noch meinen anderen Job irgendwie machen.” “Steffi, du weißt schon, dass du endlich mal kündigen musst, wenn du dich selbstständig machst, oder?” “Ja, das weiß ich. Aber das ist so ein großer Schritt. Aber die Therapeutin meinte das ja auch, und eigentlich will ich das ja auch.” stammelte sie. “Aber worauf wartest du denn dann noch?” “Ich…ich weiß es irgendwie nicht. Mir fällt das so schwer.” “Man Steffi, du warst doch auf einem so guten Weg, das alles zu verändern, du musst dir nur einen Ruck geben und mit deinem Chef sprechen. Auch wenn es dir schwer fällt.” “Aber dann ist die ganze Sicherheit weg.” “Steffi.” sagte Wincent dann ziemlich deutlich. “Ich bin da. Ich kann dir Sicherheit geben. Und du wirst dir deine neue Sicherheit aufbauen. Glaub an dich. Ich tue das auch. Ganz fest. Weil ich weiß, dass du eine Kämpferin bist. Du hast mir immer gesagt, dass ich nie aufgeben soll und ich habe dir geglaubt. Und es hat geklappt. Guck doch mal, was wir bisher alles geschafft haben.” Steffi schluchzte. Wie gern hätte sie Wincent jetzt gerade einfach bei sich. Und Wincent dachte genau das Gleiche. Es tat ihm im Herzen weh, jetzt gerade nicht bei ihr zu sein und sie zu trösten. Er versuchte, sie durchs Telefon so gut es ging, aufzubauen und hoffte, dass sie sich die Worte zu Herzen nahm. “Wann kommst du wieder?” fragte sie zaghaft. “In 5 Tagen. Dann treffen wir uns mit der Band und Tom hier im Norden für die nächste Tourplanung. Und dann ist ja auch schon das Wiesn-Fest bei meiner Mum. Hälst du es noch solange aus?” Steffi nickte. “Muss ich ja. Aber du fehlst mir.” “Du mir auch. Aber nutz die Zeit noch mit Samira, macht eure Pläne konkreter, und wenn ich wieder da bin, sprichst du mit deinem Chef, ja? Ich merkte doch, wie dich diese Doppelbelastung beschäftigt.” Steffi nickte wieder und wischte sich eine Träne aus den Augen. “Ach man du süße Maus.” lächelte Wincent zuversichtlich in die Kamera. “Lass dich nicht unterkriegen. Du hast schon ganz andere Sachen geschafft!” Dann drückte er ihr noch einen Kuss auf den Bildschirm und Steffi lächelte ihn dankbar an. Er hatte ja sowas von Recht. Warum zur Hölle kriegte sie es denn nicht geschissen, endlich den Arsch in der Hose zu haben und einfach zu kündigen? Sie hatte doch einen neuen Plan und sie hatte Wincent, der sie definitiv unterstützen würde. Mit neuem Elan sprang sie auf und schnappte sich ihre Sporttasche. Immerhin hatte sie sich in den letzten Wochen aufraffen können und hatte sich in Hamburg ein Fitness-Studio gesucht, wo sie wieder regelmäßig hingehen wollte. Sie hatte sogar wieder mit einigen Kursen angefangen und machte sich jetzt auf den Weg zum Bodypump, um sich auszupowern. Nach der Stunde kam Tina, die Trainerin, auf sie zu. “Man Steffi, du hast ja heute richtig Gas gegeben. Sah gut aus.” Steffi erzählte ihr dann noch ein bisschen von dem ganzen Stress. “Und mir macht das auch echt Spaß.” “Das sieht man dir an. Und du bist echt gut. Total saubere Ausführungen. ich könnte dich glatt als Beispiel zu mir nach vorne nehmen.” Steffi lachte. “Ach komm, das würde ich nicht hinkriegen.” Tina lächelte sie an. “Ach, ganz sicher. Die Technik hast du drauf. Aber mal im Ernst, wir suchen tatsächlich noch ne Trainerin für Bodypump, damit wir den Kurs noch öfter anbieten könnten. Die Ausbildung dauert 3 Monate. Überleg es dir.” Dann stand sie auf und packte ihre Sachen zusammen. Als Steffi in der Umkleide unter der Dusche stand, dachte sie nochmal über das Angebot nach. Sie hatte ja früher schon vor Gruppen gestanden und damit hatte sie auch absolut kein Problem. Und es machte ihr Spaß, und scheinbar konnte sie es ja auch ganz gut. Ihr kamen die Worte von Angela in den Kopf. “Ich habe meine Kinder dazu erzogen, dass du machen, worauf sie Lust haben. Und sie haben es einfach immer gemacht.” Einfach machen, dachte Steffi sich. Warum eigentlich nicht? Entschlossen machte sie sich fertig und verließ das Studio, als sie sah, wie Tina gerade in ihr Auto steig. Schnell lief sie zu ihr und stellte sich neben ihr Auto. “Ich machs.” sagte sie und musste grinsen. “Echt jetzt?” Tina strahlte sie an. “Mega. Dann würde ich sagen, ich schicke dir alles Nötige rüber. Du hast Glück, ich bin nämlich zertifizierte Ausbilderin und wir können das hier im Studio abwickeln. In drei Monaten darfst du dich dann auch Bodypump-Instructor nennen.” sie klopfte ihr auf die Schultern. Steffi lächelte zufrieden, als sie hinterm Steuer ihres Autos saß. Einfach machen. Fühlt sich ziemlich gut an. Wincent wäre jetzt sicher stolz auf sie. Hastig kramte sie ihr Handy aus der Tasche und schrieb Wincent eine Nachricht. “Ich werde Bodypump-Instructor.” und dann fuhr sie zufrieden nach Hause. “Bitte was wirst du?” kam wenig später die Antwort von Wincent. Daraufhin schickte Steffi ihm eine Sprachnachricht, in der sie ihm ganz euphorisch von ihrem neuen Plan berichtete. Wincent fiel beim Anhören ein Stein vom Herzen. Er war froh, dass Steffi ihren Mut scheinbar wiedergefunden hatte. Jetzt hoffte er nur, dass sie sich nicht direkt mit den nächsten Projekten übernehmen würde.

Wie schön das Leben mit dir ist - Steffi (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt