Kapitel 275

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Als Wincent die Wohnung betrat, lag Steffi schon schlafend auf dem Sofa, wurde aber sofort wach, als er näher kam. “Hey, hab ich dich geweckt? Wie gehts dir? Bist du wieder fit?” Steffi nickte verschlafen. “Ja, zum Glück ist alles wieder gut. War wahrscheinlich nur der Stress.” Wincent nickte. “Und du weißt, was das heißt.” Er schaute sie mit ernster Miene an. “Jaa.” Steffi verdrehte die Augen. Auch wenn sie genau wusste, dass er auf ihre aktuelle Job-Situation anspielte, hatte sie gerade keine Lust, weiter mit ihm darüber zu reden. “Aber lass uns da nicht jetzt drüber reden. Morgen ist dein letztes Konzert, wir haben gesagt, nach der Tour.” Wincent setzte sich neben sie und gab ihr einen Kuss. “Kommst du mit ins Schlafzimmer? Ich bin echt müde vom Flug.” Steffi schaltete den Fernseher aus und folgte ihm. Im Schlafzimmer kuschelten sie sich relativ schnell ins Bett, viel redeten sie nicht mehr über die letzten Tage. Am nächsten Morgen war dazu leider auch kaum Zeit, denn Wincent musste schon wieder nach Elspe zum Tourabschluss und auf Steffi wartete wieder die Arbeit, zum Glück im Home Office. Der Tourabschluss war ein voller Erfolg und am Tag danach fuhr Wincent noch nach Berlin, um Johannes dort bei seinem Tourabschluss zu überraschen. Steffi war irgendwie froh, dass die Tour jetzt zuende war, aber da bei Wincent weiterhin so viele Termine anstanden, war ein geregelter Alltag weiterhin leider nicht in Aussicht. Da Wincent die Nacht noch in Berlin verbracht hatte, war Steffi morgens alleine und irgendwie gefangen in ihrem Gedankenkarussell. Die Tour war zuende, sie hatte Wincent versprochen, sich langsam mal Gedanken um ihre Zukunft zu machen. Aber bisher war sie da irgendwie noch nicht wirklich weitergekommen. Ständig lag irgendwas an und wenn sie an die Zukunft dachte, wusste sie auch noch gar nicht, wie das alles werden sollte. Und viel Zeit hatten sie irgendwie auch nicht. Heute würde Wincent erst gegen Nachmittag nach Hause kommen und morgen wollten sie mit Micha, Lara, Collin und Liv für ein paar Tage in die Berge fahren. Die Jungs mit dem Motorrad und die Mädels freuten sich auf ein paar Tage Wellness. Steffi freute sich auch auf diesen Urlaub, aber vermutlich würden sie und Wincent wieder relativ wenig Zeit zu zweit haben können, um in Ruhe über alles zu reden. Und das nervte Steffi und stresste sie. Das wiederum sorgte bei ihr für schlechte Laune, die auch Wincent abends zu spüren bekam, als er aus Berlin nach Hause kam. “Wann willst du eigentlich für morgen packen?” fragte sie etwas genervt, als er sich zuhause erstmal aufs Sofa schmiss. “So viel brauche ich doch nicht, oder? Reicht das nicht morgen früh?” “Also mal wieder auf den letzten Drücker. Ich will aber nicht, dass wir morgen zu spät kommen.” “Ist ja gut, mache ich gleich. Warum maulst du mich denn gleich so an?” brummelte Wincent zurück. “Ich maule gar nicht, aber mich nervt es, dass ich hier schon wieder alles alleine machen muss. Ich habe heute nochmal die Wohnung geputzt und alles soweit gepackt, damit wir morgen rechtzeitig loskommen. Und du gammelst hier rum.” “Entschuldigung, ich bin doch gerade erst nach Hause gekommen.” rechtfertigte Wincent sich. “Ja, aber du hättest ja auch schon eher kommen können, was habt ihr denn noch so lange in Berlin gemacht?” motzte Steffi weiter rum. “Ist das jetzt dein Ernst? Ich habe dir doch gesagt, dass ich noch im Büro vorbeigefahren bin.” “Ja aber hier haben wir halt auch noch was zu tun. Und das bleibt irgendwie immer an mir hängen. So können wir doch gar nicht wirklich weiter planen, wenn du eh immer weg bist.” Das war jetzt wirklich nicht ihr Ernst, dachte Wincent. Warum fing sie denn jetzt schon wieder mit dem Thema an. “Wirklich jetzt? Darüber wollen wir uns jetzt streiten? Darüber, dass ich nunmal meinen Job habe, und du inzwischen genau weißt, auf was du dich eingelassen hast? Und du immer noch unzufrieden mit Deinem bist? Steffi ich kann nicht immer Schuld daran sein, wenn wir mit unserer Zukunftsplanung nicht weiter kommen. Wenn du das nicht willst, dann sag mir das verdammt nochmal, aber schieb dein Problem nicht immer vor dir her und vor allem lass deine schlechte Laune nicht an mir aus.” Er wurde mal wieder lauter als gedacht aber er wurde auch langsam sauer. Am liebsten hätte er sich verzogen, denn er hasste es, Steffi gegenüber lauter zu werden aber das musste hier jetzt mal ausdiskutiert werden. Manchmal brachte ihn ihr Rumgemaule auch echt zur Weißglut. Und auch Steffi wurde inzwischen immer aufgebrachter. “Ich kriege von dir ständig nur zu hören, dass ich mein Leben in den Griff kriegen soll, aber wie soll ich das denn alleine machen? Nie haben wir Zeit dafür.” sie verschränkte die Arme vor der Brust. “Man Steffi, wie oft soll ich dir das noch sagen? Ich weiß langsam nicht mehr, wie ich dir dabei helfen soll. Letztens wolltest du mal wieder nicht darüber reden, und ich habe dich in Ruhe gelassen. Heute maulst du mich hier in einer Tour an und anstatt den Abend vielleicht zum Reden zu nutzen, streiten wir uns mal wieder darüber, dass wir keine Zeit zusammen haben. Was willst du denn von mir? Ich kann doch gerade nur alles falsch machen, oder? Ich habe da kein Bock mehr drauf, deine Laune kotzt mich echt an.” Steffi schaute ihn erschrocken an. Er war aufgestanden und seine Worte waren ziemlich klar und laut bei ihr angekommen. “Dann lass mich einfach in Ruhe, wenn du eh kein Bock auf mich hast. Ich weiß nicht, was ich will. Mir wird das alles zu viel.” Schrie sie dann und wollte ins Schlafzimmer gehen, aber Wincent hielt sie am Arm fest. “Jetzt renn nicht wieder weg, ich will dir doch verdammt nochmal einfach helfen.” “Du hilfst mir aber nicht, wenn du mich hier nur anschreist. Wie soll ich mich da denn fühlen? Du willst mir doch gar nicht helfen, du willst bloß deine Ruhe!” Wincent verdrehte die Augen. Steffi hatte sich mal wieder so in den Streit hineingesteigert, dass sie überhaupt nichts von dem, was er sagte annahm und ihm die Worte im Mund umdrehte. Er ging einen Schritt auf sie zu, aber Steffi wich zur Seite. “Lass mich, mir ist halt einfach nicht zu helfen.” rief sie noch sauer, drehte sich dann um und knallte hinter sich die Schlafzimmertür zu. Wincent ließ sich aufs Sofa fallen und fuhr mit seinen Händen durch seine Haare. Dieser verdammte Sturkopf! Da hatte er jetzt überhaupt keine Lust drauf. Widerwillig ging er ins Schlafzimmer, wo Steffi sich im Dunkeln unter der Bettdecke verkrochen hatte. Als er das Licht anmachte, bölkte sie sofort unter der Bettdecke weiter. “Hau ab, mach das Licht aus. Ich will alleine sein.” “Nein, ich packe jetzt meine Sachen. Und ich wohne hier genauso wie du und kann mich in dieser Wohnung auch frei bewegen.” maulte Wincent zurück und fing an, ein paar Sachen in seinen Rucksack zu stopfen. Er hatte jetzt keine Lust mehr, Rücksicht auf Steffi zu nehmen, wenn sie mal wieder ihre 5 Minuten hatte. Sie würde sich schon wieder einkriegen, aber da sollte sie jetzt auch mal selber bei ihm ankommen. Als er fertig war, ging er wieder aus dem Schlafzimmer und machte das Licht aus. “Kannst jetzt im Dunkeln weiter rummaulen.” brummte er und machte die Tür zu. Dann setzte er sich aufs Sofa und daddelte an seinem Handy rum. Er schaute sich nochmal die Route an, die er sich mit Micha und Collin ausgesucht hatte und freute sich schon darauf, morgen einfach den ganzen Tag nur auf dem Bike zu sitzen und alles andere zu vergessen. Da war ihm auch dieser blöde Streit gerade egal, wobei ihn das schon sehr wurmte, dass es überhaupt soweit gekommen war. Natürlich wollte er Steffi nie anschreien, aber dazu waren beide manchmal nicht gelassen genug und dann platzt es eben aus beiden heraus. Und so war mal wieder genau das eingetreten, was Steffi immer bemängelt hatte. Anstatt die begrenzte Zeit gemeinsam zu nutzen, lagen beide schmollend getrennt voneinander und ließen ihre Gedanken kreisen,wie es schon wieder soweit kommen konnte.

Wie schön das Leben mit dir ist - Steffi (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt