Kapitel 172

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Steffi hatte sich für die nächsten zwei Tage noch krankschreiben lassen und war zu ihren Eltern gefahren, um ihnen dort alles in Ruhe zu erzählen. Anders als erwartet waren sie sehr verständnisvoll und hätten sich sehr darauf gefreut, Großeltern zu werden. Steffi genoss es, von ihrer Mama die beiden Tage einfach betüdelt zu werden. Sie kochte ihr Steffis Lieblingsessen und abends machten sie es sich auf dem Sofa mit einem Film gemütlich. "Willst du denn wirklich morgen schon wieder anfangen, zu arbeiten?" Fragte sie dann doch etwas besorgt. "Du kannst auch gerne noch ein paar Tage hier bleiben." "Das weiß ich, und das ist auch total lieb von euch, aber irgendwie muss mein Leben ja auch weitergehen. Wincent ist auch wieder am arbeiten, ich will nicht einfach nur zuhause rumsitzen.” Ihre Mama schaute sie verständnisvoll an. Sie war auf der einen Seite sehr stolz auf ihre Tochter, dass sie so stark und eigenständig war. Aber sie hoffte auch, dass sie diesem zusätzlichen Stress gut verarbeiten würde. “Wie geht es denn Wincent überhaupt? Sollte er nicht lieber bei dir sein?” Steffi nickte. “Mir wäre es natürlich lieber, wenn wir jetzt nicht getrennt wären. Und ich weiß nicht wirklich, wie es ihm geht. Er sagt mir immer, dass sie viel proben und er froh ist, die Band mal wieder zu sehen. Aber ich glaube, er versucht eher, das Thema zu verdrängen. So gut kenne ich ihn ja inzwischen doch schon, dass ich das auch durchs Telefon höre.” Ihre Stimme wurde etwas besorgter und sie lehnte sich an die Schulter ihrer Mama. “Ihr werdet das schon zusammen schaffen. Aber nehmt euch Zeit, damit klarzukommen.” Steffi war ihrer Mama sehr dankbar, dass sie Wincent keine Vorwürfe machte, dass er gerade nicht für sie da war. Er fehlte ihr unglaublich, aber irgendwas in ihr drin sagte ihr auch, dass diese räumlich Trennung vielleicht wirklich ganz gut für sie war. 

[2] Es war schon nach 23 Uhr, als Steffis Handy klingelte und Wincents Name auf dem Display aufblinkte. Sie stand vom Sofa auf und ging in die Küche, um in Ruhe zu telefonieren. Sie freute sich, seine Stimme zu hören. “Hey Wince, schön, dass du anrufst.” “Hey, wie gehts dir?” Steffi hörte sofort, dass Wincent nicht gut drauf war, seine Stimme klang ziemlich kraftlos. “Mir geht es ganz gut. Ich habe gerade mit meiner Mama und meinem Stiefpapa einen Film geschaut. Ich soll dich auch ganz lieb von den beiden grüßen. Wie geht es dir? Wie laufen die Proben?” Wincent seufzte kurz. “Ach läuft alles gut soweit. Sitzen hier auch gerade noch zusammen, es tut gut, die Jungs mal wieder um mich zu haben. Aber ich vermisse dich.” die Traurigkeit in seiner Stimme war zu hören, auch wenn er versuchte, trotzdem zufrieden zu klingen. “Ich vermisse dich auch. Aber lange dauert es ja nicht mehr, bis du wieder hier bist.” “Ich weiß.” Wincent machte eine kurze Pause und Steffi hörte, wie er einen Schluck trank. “Süße du fehlst mir echt.” sagte er dann mit noch belegterer Stimme. “Ach Winnie. Du hast schon was getrunken, oder?” “Ach, nurn bisschen.” murmelte er. “Okay, dann macht euch noch einen lauschigen Abend. Du fehlst mir auch. Ich muss aber gleich auch schlafen, morgen muss ich ja wieder früh aufstehen. “ gähnte Steffi. “Willst du wirklich morgen schon wieder arbeiten? Bist du nicht noch krankgeschrieben?” fragte Wincent mit einem leichten Vorwurf in der Stimme. “Ja, ich arbeite morgen wieder. Für mich muss es jetzt ja auch mal weiter gehen.” “Finde ich nicht so gut.” nuschelte Wincent ins Telefon. “Ich weiß, aber lass uns da jetzt nicht drüber diskutieren. Ich freue mich, meine Kollegen morgen wieder zu sehen. Ich melde mich morgen, okay?” “Mh, nagut.” brummte Wincent leise ins Telefon. “Ich liebe dich.” Steffi schmatzte ihm noch einen Kuss ins Telefon. “Schlaf gut, und pass auf dich auf mein Spatz.” flüsterte Wincent noch, bevor er auflegte. 

[3] Langsam sackte seine Hand mit dem Handy runter und er nahm noch einen großen Schluck aus seiner Bierflasche. Gedankenverloren schaute er aus dem Küchenfenster. Es gefiel ihm nicht, dass Steffi morgen wieder zur Arbeit ging, und es gefiel ihm noch weniger, dass er gerade nicht bei ihr sein konnte. Im Hintergrund hörte er seine Jungs im Wohnzimmer lachen. Er war zwar froh, dass er gerade nicht alleine war, aber eigentlich hatte er gar keine Lust, mit ihnen auf gute Laune zu machen. Er würde am liebsten sofort zurück zu Steffi fahren und sich mit ihr ins Bett verkriechen. Um so mehr tat es ihm weh, dass Steffi scheinbar wieder auf dem Weg in ihren Alltag war, und er nicht dabei war. Er hatte gehofft, dass es ihm nach dem Telefonat besser gehen würde, aber jetzt fühlte er sich plötzlich noch einsamer und innerlich leer. Er trank sein Bier aus, atmete einmal tief ein und ging wieder zurück, um mit seiner Band noch bis in die Nacht zu quatschen und zu trinken.

Wie schön das Leben mit dir ist - Steffi (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt