Kapitel 289

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Am nächsten Morgen wachte Steffi mit Bauchschmerzen auf. Sie würde heute ihren Chef anrufen und ihm mitteilen, dass sie kündigen will. Davor hatte sie echt Bammel und würde es eigentlich auch gerne persönlich machen. Aber da ihr Chef aktuell auch im Home Office war, würde sie ihn eh nicht im Büro sehen. Und viel länger warten wollte sie jetzt auch nicht mehr. Sie hatte sich und ihrem Chef direkt morgens einen Termin eingestellt, um ihm von ihren Plänen zu erzählen. Wincent saß in der Zeit in seinem Arbeitszimmer und machte sich ein paar Gedanken zur Setlist. Heute Abend würde er nach Lübeck fahren und sich dort mit seiner Band und Tom treffen, um die neue Sommertour zu planen. Mit einem Ohr hörte er aber auch, ob sich bei Steffi etwas tat, denn das Gespräch fiel ihr sicher nicht leicht. Immer wieder schweifte er auch mit seinen Gedanken ab und hoffte, dass Steffis Chef sie einfach verstehen konnte. Er war froh, dass sie jetzt den Schritt wagte und dabei auch endlich auf sich und ihren Körper achtete. Immer wieder summte er dabei eine Melodie vor sich hin, die er mit Kevin vor einiger Zeit schonmal eingespielt hatte, bislang allerdings ohne Text. Irgendwann ging die Tür auf und Steffi stand im Türrahmen. “Geschafft.” sie atmete tief durch und sah ganz zufrieden aus. Wincent stand auf und ging auf sie zu. “Das freut mich. Und wie gehts dir jetzt damit?” er zog sie mit sich und setzte sich wieder auf seinen Bürostuhl. Steffi setzte sich auf den Klavierhocker und erzählte ihm von dem Gespräch. “Er hat es irgendwo verstanden. Und mir ist dadurch auch nochmal bewusst geworden, dass es die richtige Entscheidung war. Ich will meine Zeit nicht mit nervigen Sachen verplempern. Wir haben eh viel zu wenig Zeit für Dinge, die uns eigentlich wichtig sind.” Wincent lächelte sie an. “Die Zeit sollten wir uns unbedingt mehr nehmen.” “Ja unbedingt. Aber häufig merkt man sowas ja immer erst super spät. Guck mal, wie lange hat das bei mir gedauert, bis ich es eingesehen habe? Ich hab mir immer gedacht, ich muss alles geben und darf keine Pause machen, nie scheitern.” In Wincents Kopf fing es plötzlich an zu rattern und er hatte wieder die Melodie im Kopf und summte sie leise vor sich her. “....mach nie ne Pause, ey sonst wirst du nur scheitern…” er summte weiter. “Passt.” lachte er plötzlich. Steffi schaute ihn irritiert an. “Was passt?” Wincent stand auf. “Das, was du da eben gesagt hast. Da war großartig, warte das schreibe ich auf.” Er kramte Zettel und Stift raus und fing an zu schreiben. “Kannst du das mal versuchen, zu spielen?” Er summte ihr die Melodie vor. “Warte…” dann tippte er kurz seinem Handy rum und nannte ihr dann die Tonart für die Akkorde. Damit konnte Steffi schon mehr anfangen und spielte sie. Wincent nickte wieder und summte vor sich hin. Steffi versuchte, aus seinem Gesumme eine Melodie zu spielen. Er setzte sich neben sie, bis sie irgendwann gemeinsam die Melodie gefunden hatten. Immer wieder murmelte er dazu etwas und hatte irgendwann ein paar Fetzen zusammen, um daraus einige Sätze zu kriegen. “Ey Steffi, das könnte echt passen.” schaute er sie dann begeistert an. “Hast du Lust, ein bisschen mit mir an dem Text zu basteln? Ich hatte schon immer ein paar Ideen dazu, aber was du da eben noch gesagt hast, passt echt gut. Dass wir mehr Zeit brauchen, für eben die wichtigen Dinge.” Steffi nickte und wusste in etwa, auf was Wincent hinaus wollte. “Also so nach dem Motto, dass alle immer zu viel von dir erwarten und eigentlich gar nicht darauf achten, wie es einem dabei eigentlich geht?” Wincent strahlte sie an und kritzelte weiter in sein Notizbuch und irgendwann waren die beiden total drin in diesem Gedankenstrudel. Wincent schaute Steffi immer wieder ganz fasziniert an, weil sie ihn einfach fast blind verstand und genau wusste, was er ausdrücken wollte. Nach ein paar Stunden hatten sie einiges aufgeschrieben und auch aufgenommen. Glücklich schaute Wincent sie irgendwann an und gab ihr einen Kuss. “Das ist geil, das muss ich unbedingt mal den Jungs schicken. Wir haben gerade unseren ersten Song geschrieben.” Er sprang ganz euphorisch auf. “Naja, so ein bisschen. Da muss sich er noch einiges dran geändert werden.” “Ach Steffi, sei nicht so bescheiden. Ich finde das echt gut, und dann wird da auch nicht mehr viel dran geändert.” Er zog sie in seine Arme und gab ihr einen weiteren überschwänglichen Kuss. “Das hat richtig Spaß gemacht. Warum kommst du nicht wirkloch mit, wenn ich mit den Jungs Songwriting mache? Ich würde mich wahnsinnig freuen.” Steffi schaute ihn etwas unsicher an. Ihr hatte das gerade auch echt Spaß gemacht und es war schön zu bemerkten, wie sie sich ergänzten und auch verstanden. Sie liebte es einfach so sehr, in Wincents Welt einzutauchen und ihn dabei zu begleiten. Und dann fasste sie für sich einen Entschluss.

Wie schön das Leben mit dir ist - Steffi (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt