Kapitel 228

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“Was guckst du denn so schockiert aufs Handy?” Wincent stand noch etwas verschlafen im Türrahmen. Steffi ging auf ihn zu und hielt ihm das Handy hin. "Kannst du mir das erklären?” fragte sie wütend. “Das ist von eurem Abend in Hamburg.” Wincent schaute sich das Foto genau an und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. “Shit. Es ist ist nicht so, wie es aussieht. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass Johannes das gepostet hat. Steffi, wir waren wegen Johannes Kumpel in der Bar. Ich hab da nur Bier getrunken.” Steffi schaute ihn mit finsterer Miene an: “Wincent, es geht mir hier gerade nicht darum, wo ihr wart, Die Story kenne ich, und wo du dein Bier trinkst, ist mir eigentlich ziemlich egal. Aber mir ist es nicht egal, wenn du in so einer Bar Hannah triffst und mir davon nichts erzählst! Ich verstehe das nicht! Ich verstehe so vieles in letzter Zeit nicht!” Wincent schaute nochmal auf das Handy und erkannte jetzt erst, was oder wer hier genau zu sehen war. Hannah konnte man ganz klar im Hintergrund vor der Bar stehen sehen. Verdammt, jetzt musste er wirklich mit der Sprache rausrücken, obwohl Hannah ihm versprochen hatte, Steffi es heute oder morgen zu erzählen. Er hatte Hannah gestern noch geschrieben, dass er keine Lust mehr auf den Stress hat und das Hannah jetzt auch unter Beobachtung stehen würde, seit der Artikel rausgekommen war. Und das er erst Klartext reden konnte, wenn Steffi endlich Bescheid wusste. Vielleicht konnte er ja nachher einfach gemeinsam mit Hannah Steffi alles erklären. “Es tut mir Leid. Aber das sollten Hannah und ich dir nachher in Ruhe erzählen, wenn wir in Hamburg sind.” sagte er kleinlaut. Steffi schaute ihn wütend an. “Was Wincent? Was wollt ihr mir dann erzählen? Verdammt, rede mit mir! Was ist passiert, dass du das nicht kannst?” ihr Ton wurde lauter. Wincent wollte ihre Hand greifen, aber Steffi zog sie weg. “Was geht hier vor? Erst der Artikel, dann diese Gerüchte. Jetzt das Foto. Was soll das alles?” sie schaute ihn fassungslos und mit Tränen in den Augen an. Ihre Unterlippe bebte. “Steffi, lass mich das nachher erklären, okay? Versprochen! Wir müssen gleich los.”  Wincent klang etwas verzweifelt, und er wusste nicht genau, was er jetzt machen sollte. “Ich weiß nicht, ob ich mitkommen will. Ich weiß gerade sowieso nicht, was ich davon halten soll.” wütend ging Steffi ins Schlafzimmer und holte ihren Rucksack, den sie fürs Wochenende gepackt hatte. Dann zog sie sich die Schuhe und griff nach dem Wohnungsschlüssel. Wincent stand immer noch im Flur und wusste nicht recht, was sie jetzt vorhatte. “Wo willst du hin?” “Nach Hamburg, du musst doch los.” schnaubte sie ihn nur an und öffnete die Wohnungstür. Wincent schlüpfte ebenfalls in seine Schuhe und stapfte ihr hinterher. Na super, so hatte er sich den Tag mit ihr nicht vorgestellt. Konnte sie nicht einfach akzeptieren, dass er nachher mit ihr reden würde? Nein, sie war bockig und würde es natürlich nicht akzeptieren. Auf dem Weg nach Hamburg hatte Steffi ihre Kopfhörer ans Handy angeschlossen und sprach keinen Ton mit ihm. Stattdessen scrollte sie immer wieder durch Instagram und verfolgte weiterhin böse Kommentare über sie, Wincent und Hannah. Dieses Foto feuerte die Gerüchteküche natürlich nochmal extrem an. Sie wusste überhaupt nicht, was sie davon halten sollte. Was wollten Wincent und Hannah ihr nur sagen? Allein bei dem Gedanken wurde ihr schon schlecht. Am liebsten wäre sie gerade auch schreiend aus dem Auto gesprungen. Wincent spürte deutlich ihre Anspannung und es tat ihm so leid, sie noch im Ungewissen zu halten. “Steffi sei bitte nicht sauer, ich erkläre es dir zuhause, okay?” sagte er, als sie die Kopfhörer aus den Ohren nahm. “Ich bin aber sauer. Und das muss eine verdammt gute Erklärung sein.” zischte sie ihn an. “Dann schreib Hannah bitte, dass sie gleich zu uns kommen soll, am besten ohne Luka.” Steffi schrieb ihr sofort, denn inzwischen war sie auch auf Hannah sauer. Sie schien ihr ja schließlich auch etwas zu verheimlichen. Als Wincent das Auto geparkt hatte und sie an der Wohnung ankamen, wartete Hannah schon davor auf die beiden. Die Begrüßung fiel etwas sparsam aus und Steffi stratzte schnurstracks die Treppen hoch in die Wohnung. Wincent warf Hannah einen entschuldigenden Blick zu, schob sie dann aber vor. Schließlich hatte sie ihn überhaupt erst in diese ganze Situation gebracht. Steffi holte Gläser aus dem Schrank und eine Flasche Wasser. Dann sah sie auf die Uhr. “Wann musst du an der Location sein, Wincent?” “In 2 Stunden. Kommst du nicht mit?” fragte Wincent kleinlaut. Steffi zuckte mit den Schultern. “Naja hängt davon ab, wie lange ihr hier mit mir reden wollt.” Hannah setzte sich ihr gegenüber an den Küchentisch. “Nicht lange.” sagte sie etwas zurückhaltend. Wincent blieb an der Küchentheke stehen. Hannah holte tief Luft. “Steffi, es tut mir Leid.” “Was tut dir Leid? Dass ihr mich angelogen habt? Durch euer geheimes Treffen ist doch erst alles eskaliert. Und was soll dieses Foto mit dir in der Bar?” “Steffi, lass Hannah doch mal ausreden.” versuchte Wincent sie wieder zu beruhigen. “Wie du damit drin hängst, würde ich auch gerne von dir erfahren.” fuhr sie ihn nur wütend an. “Steffi, ich habe euch nicht die ganze Wahrheit erzählt. Ich habe nur eine Teilzeitstelle im Altenheim” begann Hannah mit ihrer Geschichte. “Damit ich mir das alles leisten kann, arbeite ich nebenbei eben noch in dieser Bar, wo die Jungs den Abend eben was trinken waren. Ich habe Wincent leider zu spät gesehen, sonst hätte ich mich sicher vor ihm versteckt.” sie spielte nervös an ihrem Glas rum und Steffi hörte ihr aufmerksam zu. “Naja, und als Wincent mich dann gesehen hat, wollte ich ihm das nur kurz erklären. Und ich habe ihn gebeten, dir nichts zu erzählen. Es ist also alles meine Schuld. Mir war das einfach alles so unangenehm. Ich wollte nicht, dass du falsch über mich denkst. Bitte entschuldige. Ich wollte keinen Streit zwischen euch entfachen. Mir war nicht bewusst, was ich Wincent damit angetan habe, dass er für mich schweigen sollte.” Hannah sah betrübt zu Boden. Steffi sah von Hannah zu Wincent. Dieser nickte ihr zu. “So war es. Du glaubst gar nicht, wie schwer mir das gefallen ist, dir nichts zu sagen. Deswegen war ich den Tag danach so abweisend zu dir. Ich hätte mit dir reden sollen, aber ich wollte, dass du es von Hannah selbst erfährst. Ich wusste nicht, dass es Fotos gibt und es dadurch so eskaliert. Und dann hat sich einfach keine Gelegenheit mehr ergeben, dass wir da in Ruhe hätten drüber reden können. Wenn wir uns gesprochen haben, haben wir eigentlich nur wegen des Artikels und der Gerüchte gestritten. Ich wusste einfach nicht, wie ich dir das sagen sollte. Es war ein großer Fehler.” 

Wie schön das Leben mit dir ist - Steffi (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt